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Bundesligarechte
Zerstückelte Pay-TV-Rechte?

Die Deutsche Fußball-Liga hat in dieser Woche angekündigt, dass sie die Bundesliga-Rechte ab der Saison 2017/2018 vergeben wird. Durchgesickert ist bereits, dass das Bundeskartellamt eine neue Bedingung durchsetzen will – mit Folgen wahrscheinlich auch für Fußball-Fans.

Von Daniel Bouhs |
    Eine TV-Kamera und ein Fußball
    Der Kampf um die Bundesligarechte (imago Sportfoto)
    "Man muss verrückt sein und man muss ein Gen im Körper haben, was Fußball heißt."
    "Was man hier erleben kann jeden Tag bei einer Produktion, das ist Emotion, das ist Gefühl, das ist Lebensfreude pur –und das macht es so spannend und so interessant."
    Die Fußball-Bundesliga – die begehrteste Ware im deutschen Fernsehen. Wer sie hat, der brüstet sich mit ihr so wie hier der Pay-TV-Sender Sky.
    "An jedem Wochenende überträgt Sky alle Spiele der Fußball-Bundesliga live. Am Samstag sind es bis zu neun Spiele gleichzeitig in der weltweit einzigartigen Konferenz und dazu anschließend das Bundesliga-Top-Spiel der Woche. Sechs Stunden Weltklasse-Live-Fußball, gemacht von einem Weltklasse-Team..."
    Und dieses Team hat jetzt ein Problem: Fans konnten bei Sky bislang alle Spiele sehen. Doch jetzt ändern sich offenbar die Spielregeln – im Zweifel zulasten des Münchner Pay-TV-Riesen und vielleicht auch zulasten der Fußball-Fans.
    Auflagen des Bundeskartellamts
    Die Deutsche Fußball-Liga DFL hat damit begonnen, Medien den Zugang zur Bundesliga ab der Saison 2017/2018 zu verkaufen – und bekommt dafür sehr wahrscheinlich so strenge Auflagen vom Bundeskartellamt wie nie.
    "Das Kartellamt hat immer darauf geachtet, dass die Zuschauer nicht allein auf das Pay-TV angewiesen sind und hat in den vergangenen Rechtevergaben festgelegt, dass es eine Sendung im Free-TV geben muss, die nicht lange nach Abpfiff der Spiele allen, die nicht Pay-TV haben, auch einen Zugang zu den Bundesliga-Spielen ermöglicht",
    erklärt der Berliner Rechtsanwalt Christoph Wagner, der schon seit Jahren die Vergabe von Sportrechten begleitet. Bundesliga-Zusammenfassungen im frei empfangbaren Fernsehen sind also überhaupt erst die Bedingung dafür, dass Fans für Live-Spiele auch auf dem Sofa zur Kasse geben werden dürfen.
    Die Liga hatte überlegt, die Zusammenfassungen im Free-TV, die aktuell vor allem die ARD zeigt, deutlich zu reduzieren. Diese sogenannte "Halbe Sportschau" ist nach den jüngsten Berichten allerdings vom Tisch. Aber:
    "Hinzu kommt – was in der Presse berichtet wird – nun eine sogenannte No-Single-Buyer-Rule, die bisher nur aus dem angelsächsischen Bereich, auch England bekannt ist. Die wird dazu führen, dass nicht mehr ein Anbieter alle Pay-TV-Live-Rechte erwerben kann, sondern dass mindestens ein zweiter Bieter auch zum Zuge kommen muss."
    Künftig zwei Bezahlsender?
    Konkret heißt das: Sky wird wohl nicht mehr alleine Geld für Live-Spiele verlangen dürfen. Fans werden sich auch bei mindestens einer weiteren Plattform zumindest einzelne Begegnungen ansehen können. Denkbar ist hier etwa, dass ein zweiter Bezahlsender an den Start geht. Der US-Anbieter Discovery, der zuletzt wie aus dem Nichts für ganz Europa Olympia-Rechte erworben hat, gilt auch als Interessent für die Bundesliga. Genauso gut könnte aber auch ein Mobilfunk- oder ein reiner Internet-Anbieter einzelne Pay-TV-Rechte erwerben – ob nun direkt von der Liga oder von Sky als Zwischenhändler. Fans müssten sich dann gegebenenfalls umstellen, sagt der Berliner Sportrechtler Wagner.
    "Wenn die Rechte nicht mehr bei einem Anbieter vorhanden sind, dann müsste der Zuschauer sich ein zweites Abo zulegen – möglicherweise auch eine zweite Decoder-Box. Es gibt da andere Möglichkeiten. In England hat man es geschafft, den Zugang dann auch wieder zu erleichtern. Aber dort ist es so: Die Zuschauer, die alle Spiele sehen wollen, brauchen letztlich zwei Abos."
    Wenn das Kartellamt seinen Plan so durchzieht, steht also eine Bieterschlacht um die Live-Übertragungen an – und zumindest bei einigen Partien Konkurrenz für Sky. Doch auch um die frei zugängliche Bundesliga-Berichterstattung dürften sich mehr Anbieter als in den Vorjahren bemühen: Neben der ARD-Sportschau und dem ZDF gilt auch der Medienkonzern Axel Springer als Interessent, der aktuell Online-Rechte hält und für "Bild" eine Bundesliga-Videoredaktion aufgebaut hat, dazu RTL. Auch Netz-Giganten wie Google oder Yahoo könnten mitbieten.
    "Die größte Schlacht!"
    Die Beteiligten wollen sich in dieser Phase nicht äußern. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hat allerdings schon im Vorfeld klargemacht, welches Gerangel er diesmal erwartet:
    "Ich glaube, es wird so viele Marktteilnehmer geben wie noch nie, die sich für diese Rechte interessieren. Und ich glaube von daher wird es die größte Schlacht geben, die man je erlebt hat."
    Je nachdem wie diese Schlacht ausgeht, heißt das für Fußball-Fans: Nun werden bei der Bundesliga nicht nur die Spieltage zerstückelt, sondern auch das Fernsehangebot.