NS-Raubkunst
Bundesregierung reformiert Rückgabeverfahren: Schiedsgericht statt Kommission

Die Bundesregierung will das Rückgabeverfahren von NS-Raubkunst ändern. Das Kabinett stimmte für einen Reformvorschlag von Kulturstaatsministerin Roth. Anstelle einer beratenden Kommission soll ein Schiedsgericht eingesetzt werden. Der Zentralrat der Juden lobt die Reform.

    Auf einem Tisch befinden sich mehrere Zeichnungen, die jeweils in Rahmen gefasst sind.
    Vier als NS-Raubkunst identifizierte Zeichnungen, die an die Erben der ursprünglichen Eigentümerin zurückgegeben wurden (Archivbild). (picture alliance / dpa / Jörg Carstensen)
    Das Gremium wird von Bund, Ländern und Kommunen zusammen mit Vertretern der Opfer und ihrer Nachkommen sowie der "Jewish Claims Conference" und dem Zentralrat der Juden in Deutschland benannt. "Wir erleichtern die Rückgabe von NS-Raubgut insbesondere durch die einseitige Anrufbarkeit, die nun auch in Deutschland gelten wird", erklärte Kulturstaatsministerin Roth. Das bedeutet, dass die Opferseite künftig ein Schiedsverfahren verlangen kann, auch wenn die Gegenseite - der heutige Eigentümer - nicht zustimmt. Bislang ist erforderlich, dass beide Seiten die zuständige Stelle gemeinsam anrufen. Zudem schaffe man mehr Rechtssicherheit und Verbindlichkeit, betonte die Grünen-Politikerin.
    Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt die Initiative. Die paritätische Schiedsgerichtsbarkeit sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem auch für private Institutionen verpflichtend geltenden Restitutionsgesetz, sagte ein Sprecher. Dieses Gesetz hätten ändere europäische Länder bereits.

    Offener Brief gegen Reform

    Zuvor hatten Juristen, Historiker sowie Nachfahren von Geschädigten gefordert, das Restitutionsrecht für NS-Raubgut in Deutschland zu verbessern. In einem offen Brief an Bundeskanzler Scholz (SPD) sprachen sie sich allerdings gegen die Schiedsgerichtsbarkeit aus. Dieses Verfahrensrecht verschlechtere die Situation der Opfer eklatant, erklärten die Unterzeichner.
    Diese Nachricht wurde am 09.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.