Bundestagswahl 2025
Wahlprogramme: Kinder und Jugend

Kinder und Jugendliche sind die Zukunft der Gesellschaft. Insgesamt spielen sie in den meisten Wahlprogrammen aber eine eher untergeordnete Rolle. Wie wollen sich die Parteien für die junge Generation einsetzen?

    Ein Junge und ein Mädchen sitzen auf einem Spielplatz in einem Spielauto
    Kinder werden in Zukunft die Gesellschaft anführen. Werden sie darauf gut genug vorbereitet? (picture alliance / Westend61 / Anastasiia Sienotova)
    Auf Kindern und Jugendlichen liegt in den meisten Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2025 kein großer Fokus. Das mag damit zusammenhängen, dass sie bei der Bundestagswahl nicht wahlberechtigt sind. Außerdem fallen die für Kinder und Jugendlichen wichtigen Institutionen, wie Schulen und Kitas, in den Bereich der Bildungspolitik. Dafür aber sind die Länder zuständig. Fast alle Parteien wollen aber den Kinder- und Jugendschutz stärken, Kinderarmut durch Sozialleistungen abfedern und den Ganztag in Schulen und Kitas ausbauen.

    Inhalt

    CDU/CSU: Sparplan für die Rente

    CDU und CSU wollen das Kindergeld anheben und sicherstellen, dass Leistungen einfacher beantragt werden können. Das kündigen sie in ihrem gemeinsamen Wahlprogramm an. Außerdem plant die Union Altersvorsorgedepots für jedes Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr. Der Staat soll monatlich zehn Euro darauf einzahlen. Ab dem 18. Lebensjahr könnten die jungen Erwachsenen das Depot privat weiter besparen. Mit Rentenbeginn soll das Geld ausgezahlt werden.
    Das Selbstbestimmungsgesetz, das die Hürden, den Geschlechtseintrag zu ändern, auch für Kinder und Jugendliche gesenkt hat, lehnt die Partei ebenso ab, wie angleichende Operationen vor der Volljährigkeit.
    In der Bildungspolitik sollen Bund und Länder besser zusammenarbeiten, ohne die föderale Struktur aufzugeben. Die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler sollen bundesweit gleich hoch sein. Grundschüler sollen zudem täglich eine halbe Stunde Sport treiben und sicher schwimmen lernen. Die Union verspricht eine bessere Betreuungssituation für Kita- und Schulkinder. Verpflichtende Sprachkurse vor der Einschulung sollen sicherstellen, dass alle Kinder Deutsch können, wenn sie in die Schule kommen.
    CDU und CSU wollen zudem ein „bundesweites Bildungsverlaufsregister über alle Stufen formaler Bildung“ einführen. Dafür sollen alle Schülerinnen und Schüler eine Identifikationsnummer erhalten. Die Daten sollen der Forschung zur Verfügung gestellt werden.

    SPD: Mehr Chancengleichheit schaffen

    Die SPD plant eine „Fachkräfteoffensive für Kitas und Schulen“, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Das Startchancenprogramm an Schulen soll weiter ausgebaut und auch auf Kitas übertragen werden, heißt es im Regierungsprogramm der Partei. Es soll die gezielte Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz von Kindern aus sozial schwachen Familien und so mehr Chancengleichheit ermöglichen.
    Zudem soll sich die Vielfalt der Gesellschaft viel mehr als bisher in Schulbüchern, Lehrplänen und Lehrkräften widerspiegeln. Um die bildungspolitischen Maßnahmen zu finanzieren, will die SPD die Erbschafts- und Schenkungssteuer reformieren.
    Kinderarmut wollen die Sozialdemokraten mit verschiedenen Leistungen wie Wohngeld, Kindergeld und Kinderzuschlag bekämpfen und sich für eine verlässliche Ganztagsbetreuung einsetzen, damit die Eltern arbeiten gehen können. Leistungen sollen leichter beantragt werden können und das Schul- und Kitaessen gesund und für alle kostenlos sein.
    Für gesundheitsschädliche Produkte wie Energy-Drinks, Alkohol und Zigaretten fordert die SPD strenge Regulierungen, Alters- und Werbebeschränkungen.
    Die SPD will die Demokratiebildung vorantreiben und Jugendlichen mehr Mitbestimmung ermöglichen, indem unter anderem das aktive Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt wird. Außerdem sollen die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden.

    Bündnis 90/Die Grünen: In Bildung und Betreuung investieren

    Die Grünen wollen in gute Kitas investieren, bundesweite Qualitätsstandards einführen und eine verlässliche Betreuung sicherstellen. So steht es im Entwurfs ihres Regierungsprogramms. Unternehmen sollen steuerlich begünstigt werden, wenn sie Betriebskitas einrichten. Auch Bildungs- und Betreuungsangebote an Schulen sollen weiter ausgebaut werden.
    Bund und Länder müssen in der Bildungspolitik enger zusammenarbeiten, fordern die Grünen. Das „Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung“ soll zu mehr Chancen- und Generationengerechtigkeit beitragen. Dafür sollen die schulische Infrastruktur gestärkt, mehr Fachkräfte an die Schulen geholt und Kinder besser auf die Zukunft vorbereitet werden: Neben Lese-, Schreibe- und Rechenfertigkeiten sollen auch Medienkompetenz, Bildung für nachhaltige Entwicklung und politische Bildung vermittelt werden.
    Die Schulen sollen saniert und mit Blick auf die Digitalisierung besser ausgestattet werden. Der Spracherwerb wird im Wahlprogramm explizit genannt und soll ein Schwerpunkt in Grundschulen bilden, damit jedes Kind die deutsche Sprache nach der Grundschulzeit sicher beherrscht. Gleichzeitig unterstützen die Grünen die Mehrsprachigkeit außerhalb der Schule, etwa in migrantischen Jugendverbänden.
    Kinderarmut soll durch einfach zu beantragende Sozialleistungen wie Kindergeld und Kinderzuschlag abgefedert werden. Darüber hinaus wollen die Grünen die Kinderrechte ins Grundgesetz aufnehmen und das Wahlalter auf 16 Jahre senken.

    AfD: Deutsche Familien fördern

    Die AfD will Familien fördern. Ihr Programmentwurf schlägt ein Familiensplitting vor, das kinderreiche Familien steuerlich entlasten soll. Die Mehrwertsteuer auf Kinderartikel soll auf sieben Prozent sinken. Außerdem will die Partei durch Marketingmaßnahmen dazu beitragen, dass mehr Kinder geboren werden.
    Eltern oder Großeltern sollen bis zum dritten Geburtstag des Kindes ein „Betreuungsgehalt“ in Höhe des durchschnittlichen Nettolohns vor Geburt erhalten, wenn sie ihr Kind oder Enkelkind selbst betreuen, anstatt es in eine Kita zu geben. Die Schulpflicht will die AfD in eine „Bildungspflicht“ umwandeln. Was sich dadurch konkret ändern würde, wird im Programm nicht erklärt.
    Die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz lehnt die AfD jedoch entschieden ab. Stattdessen will die AfD „eine kinderfreundliche Gesellschaft“ als Staatsziel ins Grundgesetz aufnehmen. Allerdings sollen Kinder schon ab zwölf Jahren strafmündig sein. Das begleitete Fahren will die AfD ab 16 Jahren ermöglichen. Wählen soll weiterhin erst ab 18 möglich sein.
    Das Selbstbestimmungsgesetz will die AfD wieder abschaffen. Pubertätsblocker oder operative medizinische Eingriffe bei Minderjährigen mit Trans-Identität, sollen verboten werden.
    Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern seit 2024 automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Auch dieses Gesetz will die AfD wieder ändern.

    FDP: Bildungsföderalismus reformieren

    Bildung und Forschung bezeichnet die FDP in ihrem Wahlprogramm als die „wertvollsten Ressourcen unseres Landes“. Bildung soll unabhängig von der Herkunft einen Aufstieg ermöglichen und beginnt für die Liberalen schon in der Kita. Deshalb will sie neue Zuständigkeiten schaffen. Ginge es nach der FDP, wäre künftig nicht das Familienministerium, sondern das Bildungsministerium für Kitas verantwortlich.
    Die Liberalen streben zudem eine „grundlegende Reform des Bildungsföderalismus“ an. Der Einfluss des Bundes soll dadurch gestärkt, die Kultusministerkonferenz hingegen abgeschafft werden. An ihre Stelle soll ein „Bundesbildungsrat aus Wissenschaftlern, Praktikern, Eltern- und Wirtschaftsvertretern“ treten.
    Die FDP will verpflichtende Sprachtest vor Beginn der Schulzeit durchsetzen. Der Eintritt in die Grundschule soll erst mit ausreichenden Deutschkenntnissen möglich sein. Bundesweit sollen an Schulen und Kitas einheitliche Qualitätsstandards eingeführt werden. Das schließt einheitliche Abschlussprüfungen ein – Stichwort "Deutschland-Abitur". Spätestens ab der dritten Klasse soll es eine Notenpflicht geben. Das Erasmus-Programm, das Studierenden ermöglicht, ein Semester im Ausland zu verbringen, soll auch Schülerinnen und Schüler offenstehen.
    Betreuungskosten sollen steuerlich besser absetzbar sein. Die Begriffe Ganztag oder Kinderarmut tauchen im Wahlprogramm der FDP nicht auf. Dafür soll es wieder günstiger werden, einen Führerschein zu machen. Das Autofahren will die FDP Jugendlichen ab 16 Jahren erlauben, sofern sie begleitet werden.

    BSW: Deutschland kinderfreundlicher machen

    "Deutschland zu einem kinder- und familienfreundlichen Land zu machen", ist ein Ziel aus dem Wahlprogramm des Bündnis Sahra Wagenknecht. Dafür will die Partei das Infrastrukturprogramm „Kinder und Bildung“ aufsetzen, das Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zugutekommen soll.
    Kitabeiträge will das BSW senken und mittelfristig streichen. Die Mittagsverpflegung in Schulen und Kitas soll ebenfalls kostenlos sein. Auch die Gebühren für das erste Jahr eines Kindes in einem Sportverein soll der Bund übernehmen.
    Das BSW fordert darüber hinaus ein „Ende der Bildungskleinstaaterei“. Stattdessen sollen alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrem Wohnort die gleichen Bildungschancen erhalten. So plant das BSW verpflichtende Deutschtests für Dreijährige. Wenn sie Defizite haben, sollen sie in einer Kita gefördert werden. Das BSW fordert ein durchlässigeres Schulsystem und längeres gemeinsames Lernen. Handys und Tablets gehören aus Sicht des BSW nicht in die Grundschule. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollten keinen Zugang zu den Sozialen Medien haben.
    Kinderarmut will das BSW bekämpfen, indem es sich für höhere Löhne und bessere Sozialleistungen bei Krankheit und Arbeitslosigkeit einsetzt. Außerdem fordert die Partei den Ausbau der Ganztagsbetreuung in Schul- und Ferienzeiten, damit die Eltern arbeiten gehen können.

    Die Linke: Kindergrundsicherung einführen

    Die Linke will Familien mit Kindern finanziell stärker unterstützen und die Kindergrundsicherung einführen, wie es schon auf der ersten Seite des Wahlprogrammentwurfs heißt. Diese beinhaltet Kindergeld für alle Kinder, einen Kinderzuschlag für Kinder, die in Armut leben, Wohngeld und Kosten für besondere Bedarf, wie zum Beispiel Klassenfahrten. Das Elterngeld will die Linke anheben und am Verbraucherpreisindex ausrichten. Es soll nicht auf das Bürgergeld oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz angerechnet werden.
    Außerdem fordert die Linke den weiteren Ausbau der Ganztagsbetreuung, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Die Betreuung soll sowie die Verpflegung in Schulen und Kitas soll kostenlos sein. Auch Schulbücher dürften nichts kosten.
    Die Linke will weg vom Bildungsföderalismus, und hin zu einer Bildungspolitik, die in allen Bundesländern gleichen Standards und Rechtsansprüche unterliegt. Die Partei setzt sich ein für „eine Schule für alle“, da die verschiedenen Schulformen aus ihrer Sicht die Ungleichheit förderten. Auch Hausaufgaben trügen zur Ungleichheit bei, weshalb sie abgeschafft werden sollen.
    Die Linke will Kinderrechte im Grundgesetz festschreiben und Kindern und Jugendlichen einen Rechtsanspruch auf gute Entfaltung und soziale Teilhabe einräumen. Fahrten mit Bus und Bahn im öffentlichen Nahverkehr sollen für Schülerinnen und Schüler kostenlos sein. Die Linke will zudem ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel durchsetzen sowie ein generelles Werbeverbot an Schulen.
    Das Wahlalter will die Linke auf 16 Jahre senken. Wer ohne deutsche Staatsbürgerschaft mindestens fünf Jahre in Deutschland lebt, soll ebenfalls wählen dürfen und einen Rechtsanspruch auf Einbürgerung haben. Kinder, die in Deutschland geboren werden, sollen grundsätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

    rey