Mit einer Handvoll Rekruten ging es vor zwei Jahren los. Inzwischen sollen ganze Bataillone durch die Hände der EU-Trainingsmission in Mali - kurz EUTM - gegangen sein. Aus Ahnungslosen, die früher in Badelatschen Frontsicherung betreiben mussten, sind Pioniere geworden, sagt Leutnant Yusuf Diarra. Fühlten sich die Malier einst wie Kanonenfutter für die Dschihadisten, so gehen sie jetzt selbstbewusster in den Einsatz: "Das Training hier ist eine großartige Sache. Wir werden gut vorbereitet, um unseren Dienst zu tun. Wir sind der EUTM sehr dankbar. Und wir können es kaum erwarten, nach diesen zehn Wochen hier im Norden Malis eingesetzt zu werden. Wir wollen den Feind besiegen und unser Land verteidigen. "
Der Feind ist noch nicht besiegt. Vor allem der Norden Malis bleibt ein Pulverfass, auch nach dem Friedensschluss von Mitte Juni. Zwar haben selbst die Tuareg-Rebellen aus dem Norden das Abkommen von Bamako unterschrieben. Doch Anschläge auf Blauhelme der UN-Truppe Minusma oder die malische Armee kommen weiterhin vor. Separatisten und radikale Islamisten gibt es nach wie vor, und zudem weiß keiner, wie lange der Frieden halten wird. Die EU-Trainingsmission bleibt angesichts dieser Lage hochwillkommen. Es sind rund 550 Soldaten aus 20 Nationen, die Bundeswehr ist daran zurzeit mit 145 Mann beteiligt.
Auch Menschenrechte auf dem Stundenplan
Kriegsgetöse im Trainingscamp von Koulikoro, 60 Kilometer nördlich von Bamako. Im simulierten Gefecht lernen die malischen Soldaten ihr Handwerk. Gerade erst haben die Bundeswehrprofis in einem Schnellkurs malische Fährkapitäne ausgebildet. Mit tonnenschweren Pontons den Nigerfluss zu überqueren, ist ein strategischer Vorteil - den soll die malische Armee nutzen können. Aber auch das Abräumen von Minen, Sprengfallen oder Blindgängern, der Auf- und Abbau von Straßensperren und dazu die Kommunikation - all das effektiv und diszipliniert bei 40 Grad schwüler Hitze - ein Knochenjob für beide Seiten: Ausbilder und Schüler. Umso besser, wenn die Chemie stimmt zwischen beiden Seiten - Presseoffizier Hauptmann Timo Wirtz gab sich jedenfalls bei einer Stippvisite von Journalisten zufrieden: "Es ist ein armes Land, aber auch ein sehr schönes. Die Menschen sind vor allen Dingen sehr freundlich. Überall, wo ich gewesen bin, hat man immer in freundliche Gesichter gesehen und ist immer freundlich behandelt und aufgenommen worden. Also, wir werden hier akzeptiert. Den Eindruck habe ich persönlich auch."
Die Moral sei hoch bei den Maliern, so hört man, vorbei die Zeiten, da sie nach einem Training durch US-Militärs zum Feind über - oder gleich vor ihm davonliefen. Auf ihrem Stundenplan stehen auch Kriegsrecht und Menschenrechte: Racheakte, wie sie der malischen Armee in der heißen Phase des Krieges vor zweieinhalb Jahren vorgeworfen wurden - sie sollen nicht mehr vorkommen. Das Mandat der Bundeswehr ist vom Bundestag bis 2016 erweitert und auch die mögliche Zahl der deutschen Soldaten auf 350 erhöht worden. Lehren, trainieren, ausbilden - das ist ihr Job. An Kämpfen teilnehmen, das sagte Verteidigungsministerin von der Leyen bei einem Truppenbesuch vor einem Jahr ganz deutlich - das dürfen sie nicht: "Nein, das Mandat umfasst das nicht, das ist eine reine Ausbildungsmission, umfasst zum Beispiel auch kein Mentoring, was eine Begleitung in einen Kampfeinsatz bedeuten würde, das ist hier ausgeschlossen."
Mit der anstehenden Übernahme des Kommandos über die EU-Trainingsmission wächst die Verantwortung der Deutschen in Mali - wann die Mission enden wird, ist derzeit nicht absehbar.