Unfall oder Angriff? Diese Frage dürfte allen zuerst durch den Kopf gegangen sein, die sich mit dem Bundeswehr-Einsatz in Mali befassen. Der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Joachim Rühle, konnte bisher nur eine vorläufige Antwort geben: "Hinweise auf eine Fremd-Einwirkung liegen bisher nicht vor."
"Fremdeinwirkung" - das wäre beispielsweise der Fall, wenn der Bundeswehrhubschrauber des Typs Tiger beschossen worden wäre. Dafür gibt es bisher offenbar kein Indiz. Aber unabhängig von der Antwort auf die Frage, warum die beiden Soldaten mit dem Helikopter abstürzten - der Vorfall ist eine bittere Erinnerung daran, wie gefährlich dieser Einsatz in Mali ist.
Bundewehr: für Milizen und Terror-Gruppen klar der Feind
875 deutsche Soldaten sind zur Zeit in Gao, im Nordosten von Mali, stationiert. Sie sollen vor allem Informationen für die insgesamt mehr als 15.000 Frauen und Männer starke Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen liefern. Informationen über einen schwer sichtbaren Gegner: Milizen, Dschihadisten, Drogen- und Menschenhändler operieren vor allem im Norden Malis. Dort sind die Regierung und die Armee des westafrikanischen Staates nur teilweise präsent. Die Bundeswehr soll mit ihrer Informationsbeschaffung dabei helfen, die Sicherheitslage zu verbessern und ein ziemlich wackeliges Friedensabkommen durchzusetzen. Damit ist sie in den Augen verschiedener Milizen und Terror-Gruppen in Mali ganz klar der Feind.
Wenn die deutschen Soldaten in Gao in ihren gepanzerten Fahrzeugen das schwer gesicherte Lager der MINUSMA verlassen und auf Patrouille gehen - dann wissen sie um das Risiko, sagt einer der Soldaten: "Die Anschläge auf MINUSMA-Konvois finden regelmäßig statt, auf den Hauptverkehrsstraßen. Die Konvois werden zwar begleitet durch MINUSMA-Kräfte oder auch durch einheimische Kräfte - nichtsdestotrotz kann es nicht ausgeschlossen werden, dass diese Anschläge stattfinden."
Drei französische Soldaten starben durch eine Mine
Diese Erfahrung machen die Bundeswehr-Einheiten immer wieder in Nord-Mali. Und nicht nur sie: Direkt neben dem MINUSMA-Lager im nordmalischen Gao liegt das Camp der französischen Anti-Terror-Einheit Barkhane. Im April vergangenen Jahres fuhren französische Soldaten mit ihrem gepanzerten Fahrzeug auf eine Mine - drei von ihnen starben. Patrouillen der Bundeswehr in Nord-Mali sind bisher nur aus großer Entfernung mit Gewehren beschossen worden. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, keine Toten.
Der Absturz des Kampfhubschraubers Tiger jetzt zeigt aber: Die Risiken dieses Auslandseinsatzes sind vielfältig. Auch wenn es ein Unfall aufgrund eines technischen Defektes gewesen sein sollte. Bis das zweifelsfrei geklärt ist, gilt für die deutschen Kampfhubschrauber des Typs Tiger in Mali: Flugverbot. Jedenfalls was Routine-Flüge anbetrifft.
Der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr Joachim Rühle, sagt allerdings: "Für den Einsatz-Flugbetrieb werden nur Flüge ausgeführt, bei denen Leib und Leben einen Einsatz unbedingt erfordern." Das dürfte wohl heißen: Die Tiger-Hubschrauber steigen vorerst nur dann auf, wenn MINUSMA-Truppen unter Beschuss kommen und Unterstützung aus der Luft brauchen.