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Bunte Landschaft der Wohltätigkeit

Mit großer Freude wurde beim Deutschen Fußball Bund DFB in der vorigen Woche eine Nachricht aus Berlin empfangen. Bundespräsident Joachim Gauck wird Schirmherr der Blinden-Fußball-Bundesliga, eines Wettbewerbes, der in Kooperation mit der vom Verband gegründeten Sepp-Herberger-Stiftung ausgetragen wird. Der Wettbewerb für Blinde Sportler ist nur ein Vorzeigeprojekt, die Stiftungsarbeit des weltgrößten Einzelsportverbandes ist vielfältig.

Von Daniel Theweleit |
    Im Alltag findet die Stiftungsarbeit des Deutschen Fußball-Bundes, seiner Vereine und seiner Spieler eher im Verborgenden statt. Wer weiß schon, dass Nationaltorhüter Manuel Neuer sich für Kinder und Jugendliche in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen engagiert. Oder dass Per Mertesacker Menschen unterstützt, die unverschuldet in Not geraten sind. Im Blindenfußball wird nun eine Chance gesehen, das soziale Engagement der populären Sportart stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Das sagt jedenfalls Wolfgang Watzke. Als Geschäftsführer der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Sepp-Herberger-Stiftung ist er mitverantwortlich für die öffentlichkeitswirksame Konzeption dieses nationalen Wettbewerbs.

    "Wir sagen wir gehen nicht irgendwo auf eine Bezirkssportanlage, wir gehen Mitten in die Stadt. Und dann kommt natürlich auch der Müßiggänger samstags vorbei, der da gar nicht hin will. Sieht das guckt, bleibt stehen, ist beeindruckt, und geht verändert wieder weg. Und wenn man das immer wieder einmal bei einem Zuschauer schafft, dann gibt es am Ende eine Bewegung."

    Die Stiftungen und ihre Projekte leiden unter einer gewissen Ignoranz der Öffentlichkeit. Vorige Woche sollte ein Workshop für Journalisten stattfinden, in dem die Sepp-Herberger-Stiftung, die Stiftung Egidius-Braun und die DFB-Kulturstiftung ihre Arbeit präsentieren wollten. Die Veranstaltung musste mangels Interesse ausfallen. Und vielleicht wurde die Stiftungsarbeit zuletzt auch ein wenig überstrahlt vom enormen persönlichen sozialen Engagement des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger. Aber dieser These würde Watzke natürlich niemals zu stimmen. Stattdessen schwärmt er vom wachsenden Engagement der Nationalspieler.

    "’"Gleichwohl gibt es heute, meine ich, unter den jungen Fußballern eine andere Kultur als vor 20, 30 Jahren. Die jungen Leute heute in unserer Nationalmannschaft sind deutlich politischer, deutlich besser ausgebildet und auch erlesen und es gibt viele Leute die sich engagieren. Thomas Müller hat ein kleines Projekt für Waisenkinder, engagiert sich bei den Special Olympics. Per Mertesacker, Philipp Lahm, das sind alles Leute, die schon eigene Stiftungen haben. Genau wie der ganze Fußball mehr begriffen hat, dass man im Fußball dinge macht, die eigentlich Gesellscharftspolitik sind.""

    Immer wieder sind es Kinder, die unterstützt werden, mit Geld, das die Fußballer persönlich einbringen oder mit Spenden. Weltweit einzigartig ist, dass alle zwei Jahre die kompletten Erlöse aus einem Länderspiel, mit TV-Geldern, Zuschauer und Werbe-Einnahmen in die Stiftungen fließen. Damit sind die DFB-Stiftungen so etwas wie die Speerspitze einer reichhaltigen Landschaft der Wohltätigkeit. Watzke wurde das erst richtig klar, als er begann, über Möglichkeiten des Austausches mit anderen nachzudenken

    "Ich war baff, erstaunt, dass ich da auf einmal 10, 20, 30, 40, 50, 80 Stiftungen hatte, die im Fußball in Deutschland sind. Durch den organisierten Fußball, durch Vereine, also Werder Bremen oder die TuS Koblenz, persönliche Stiftungen, paar Namen habe ich genannt, es gibt Mischformen, das ist eine enorme Vielfalt."

    Geschätzte zehn Millionen Euro verteilen die Fußballstiftungen pro Jahr an ihre Projekte. Das Engagement ist mittlerweile so groß, dass Watzke im kommenden Jahr alle Fußballstiftungen auf einem wissenschaftlich flankierten Symposium an der Sporthochschule Köln zusammenbringen möchte. Zum gegenseitigen Austausch, aber auch um die Arbeit effizienter zu machen. Und um vielleicht doch noch ein größeres öffentliches Interesse an der Stiftungsarbeit des Fußballs zu wecken.