Einer Autorikscha wachsen gefiederte Flügel. Das Gefährt schwingt sich die graue Mauer empor, ins Alltagsgrau des Bombayer Viertels Bandra. Solche und andere Malereien haben den Vorort rund um die Chapel-Road okkupiert. Wer durch die Straßen streift, sieht gemalte Blumen an Fensterläden blühen. Ein roter Elefant blickt auf die Passanten hinab. An einem Snack-Shop prangen zahlreiche Schnurrbärte.
Früher war das ein Friseursalon, erzählt Shazeb Shaikh. Deshalb die Schnurrbärte an der Hausfassade. Der 28-Jährige kennt jede Gasse rund um die Chapel Road – und fast jede Wandmalerei.
"Bandra ist das Viertel, wo die Kreativen hinziehen. Es ist ein Vorort, aber noch zentral gelegen. Und es gibt noch günstige Wohnungen. Außerdem hören mehr und mehr Leute von den Wandmalereien hier in der Chapel Road und was sonst noch alles so hier in Bandra passiert."
Shazeb Shaikh kann einiges über die Entstehungsgeschichte der bunten Bilder erzählen. Denn gemeinsam mit anderen Künstlern und Designern des Viertels hat er die erste Street-Art-Szene Bombays ins Leben gerufen, vermutlich die erste Street-Art-Szene Indiens: das Wall Art Project.
"Wandmalereien wie Werbung oder die Malereien auf Trucks und Autos werden meist von armen Auftragsmalern erledigt, die so ihren Lebensunterhalt verdienen. Das sind die einzigen Straßenmalereien, die es bisher in Indien gibt. Das ist eigentlich keine Kunst. Shopbesitzer zahlen Geld, damit der Name des Ladens an die Wand geschrieben wird. Das Konzept 'Graffiti' ist nie in Indien angekommen."
Das hat sich nun geändert: Alles begann vor fünf Jahren mit einer grauen Wand am Haus einer Künstlerin, die beschloss: Ans Grau gehört Farbe. Gemeinsam mit Freunden legte sie los. Auch die Designerin Nitya Amarnath machte mit.
"Es war einer dieser spontanen Momente – und jeder hatte einen tollen Nachmittag. Weil jemand einfach gesagt hat: Ich habe eine große Wand, kommt und bemalt sie. Kunst in der Form von Street-Art – vor diesem Tag gab es das hier nicht."
Es begann als Spielerei. Wenn Besucher heute durch die Gassen des Künstlerviertels Bandra streifen, sehen sie, dass hinter vielen Wandmalereien ein ausgeklügeltes Konzept steckt.
Einige Street-Artists beleben die fast ausgestorbene indische Tradition der Kinoplakat-Malerei wieder. Nicht als Auftragsmaler, sondern als Künstler kopieren und collagieren sie alte, bereits bekannte Filmmotive.
Wer an einer der zahlreichen Teestuben in der Chapel Road Pause macht und für wenige Rupien einen heißen Chai genießt, kann die alten Bollywood-Helden genau betrachten: Liebespaare schauen sich tief in die Augen, gemalte Stars posieren neben abgestellten Mofas – ein Blickfang.
"Wir haben nicht erwartet, dass das Ganze Projekt hier so groß wird. Nun gibt es nur eine Möglichkeit, weiter zu machen. Noch größere Sachen ins Leben zu rufen."
Von Bandra aus erobern die bunten Bilder des "Wall Project" nun langsam die Stadt, säumen mittlerweile auch eine kilometerlange Mauer entlang der zentralen Bahnlinie, der Western Line. "Great Wall of Mumbai" haben Bombays Bewohner das bunte Durcheinander an Motiven und Farben getauft.
Hier spazieren bunte Gestalten über die meterhohe Mauer, dort sprießt ein riesiger Baum auf dem Grau der Wand. Wer sich die Bilder ansehen möchte, muss an der Station Mahim West aussteigen und den Gleisen Richtung Süden folgen.
Das überdimensionierte Gemälde entstand während eines großen Happenings. Bis zu 700 Menschen sind damals zu der großen Mitmach-Aktion gekommen.
"Wir hatten hier zwei große Lastwagen voll mit Farben stehen. Die Leute haben sich die Farbeimer geholt und sind dann diese lange, lange Mauer entlang gewandert, um sich ihren Platz für ihr Gemälde zu suchen. Es war wie Karneval.”"
Wer möchte, kann die kilometerlange Wand wie in einem Museum entlang flanieren und sich ansehen, was Bombays Bewohner geschaffen haben – vorausgesetzt, er lässt sich nicht von den vorbeirasenden Lastern und Autorikschas stören.
Auch ein zweiter Besuch der Great Wall lohnt sich, denn: Jede bereits bemalte Wand darf ohne nachzufragen übermalt werden. So gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Mittlerweile zieht das Wall-Project internationale Künstler an. Aus Südamerika, Frankreich, Großbritannien oder auch Deutschland kommen Street-Artists nach Bandra, schildern in den neuen Malereien und Graffitis ihre Sicht auf Bombay und Indien. Und die sorgen zumindest bei einigen Anwohnern für Irritation.
""In der Straße dort vorne ist ein Bild: ein Mann mit einer Teetasse. Und der Mann sieht einfach schrecklich aus. Die meisten Menschen verstehen das nicht, ich auch nicht. Was soll das?",
fragt eine Frau den Projekt-Verantwortlichen Shazeb.
Shazeb Shaikh:
"Das ist das Gesicht des Künstlers. Er kommt aus Frankreich, hat sich aber für das Bild vorgestellt, wie er als Inder aussehen würde."
"aha, oho, thank you."
Früher war das ein Friseursalon, erzählt Shazeb Shaikh. Deshalb die Schnurrbärte an der Hausfassade. Der 28-Jährige kennt jede Gasse rund um die Chapel Road – und fast jede Wandmalerei.
"Bandra ist das Viertel, wo die Kreativen hinziehen. Es ist ein Vorort, aber noch zentral gelegen. Und es gibt noch günstige Wohnungen. Außerdem hören mehr und mehr Leute von den Wandmalereien hier in der Chapel Road und was sonst noch alles so hier in Bandra passiert."
Shazeb Shaikh kann einiges über die Entstehungsgeschichte der bunten Bilder erzählen. Denn gemeinsam mit anderen Künstlern und Designern des Viertels hat er die erste Street-Art-Szene Bombays ins Leben gerufen, vermutlich die erste Street-Art-Szene Indiens: das Wall Art Project.
"Wandmalereien wie Werbung oder die Malereien auf Trucks und Autos werden meist von armen Auftragsmalern erledigt, die so ihren Lebensunterhalt verdienen. Das sind die einzigen Straßenmalereien, die es bisher in Indien gibt. Das ist eigentlich keine Kunst. Shopbesitzer zahlen Geld, damit der Name des Ladens an die Wand geschrieben wird. Das Konzept 'Graffiti' ist nie in Indien angekommen."
Das hat sich nun geändert: Alles begann vor fünf Jahren mit einer grauen Wand am Haus einer Künstlerin, die beschloss: Ans Grau gehört Farbe. Gemeinsam mit Freunden legte sie los. Auch die Designerin Nitya Amarnath machte mit.
"Es war einer dieser spontanen Momente – und jeder hatte einen tollen Nachmittag. Weil jemand einfach gesagt hat: Ich habe eine große Wand, kommt und bemalt sie. Kunst in der Form von Street-Art – vor diesem Tag gab es das hier nicht."
Es begann als Spielerei. Wenn Besucher heute durch die Gassen des Künstlerviertels Bandra streifen, sehen sie, dass hinter vielen Wandmalereien ein ausgeklügeltes Konzept steckt.
Einige Street-Artists beleben die fast ausgestorbene indische Tradition der Kinoplakat-Malerei wieder. Nicht als Auftragsmaler, sondern als Künstler kopieren und collagieren sie alte, bereits bekannte Filmmotive.
Wer an einer der zahlreichen Teestuben in der Chapel Road Pause macht und für wenige Rupien einen heißen Chai genießt, kann die alten Bollywood-Helden genau betrachten: Liebespaare schauen sich tief in die Augen, gemalte Stars posieren neben abgestellten Mofas – ein Blickfang.
"Wir haben nicht erwartet, dass das Ganze Projekt hier so groß wird. Nun gibt es nur eine Möglichkeit, weiter zu machen. Noch größere Sachen ins Leben zu rufen."
Von Bandra aus erobern die bunten Bilder des "Wall Project" nun langsam die Stadt, säumen mittlerweile auch eine kilometerlange Mauer entlang der zentralen Bahnlinie, der Western Line. "Great Wall of Mumbai" haben Bombays Bewohner das bunte Durcheinander an Motiven und Farben getauft.
Hier spazieren bunte Gestalten über die meterhohe Mauer, dort sprießt ein riesiger Baum auf dem Grau der Wand. Wer sich die Bilder ansehen möchte, muss an der Station Mahim West aussteigen und den Gleisen Richtung Süden folgen.
Das überdimensionierte Gemälde entstand während eines großen Happenings. Bis zu 700 Menschen sind damals zu der großen Mitmach-Aktion gekommen.
"Wir hatten hier zwei große Lastwagen voll mit Farben stehen. Die Leute haben sich die Farbeimer geholt und sind dann diese lange, lange Mauer entlang gewandert, um sich ihren Platz für ihr Gemälde zu suchen. Es war wie Karneval.”"
Wer möchte, kann die kilometerlange Wand wie in einem Museum entlang flanieren und sich ansehen, was Bombays Bewohner geschaffen haben – vorausgesetzt, er lässt sich nicht von den vorbeirasenden Lastern und Autorikschas stören.
Auch ein zweiter Besuch der Great Wall lohnt sich, denn: Jede bereits bemalte Wand darf ohne nachzufragen übermalt werden. So gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Mittlerweile zieht das Wall-Project internationale Künstler an. Aus Südamerika, Frankreich, Großbritannien oder auch Deutschland kommen Street-Artists nach Bandra, schildern in den neuen Malereien und Graffitis ihre Sicht auf Bombay und Indien. Und die sorgen zumindest bei einigen Anwohnern für Irritation.
""In der Straße dort vorne ist ein Bild: ein Mann mit einer Teetasse. Und der Mann sieht einfach schrecklich aus. Die meisten Menschen verstehen das nicht, ich auch nicht. Was soll das?",
fragt eine Frau den Projekt-Verantwortlichen Shazeb.
Shazeb Shaikh:
"Das ist das Gesicht des Künstlers. Er kommt aus Frankreich, hat sich aber für das Bild vorgestellt, wie er als Inder aussehen würde."
"aha, oho, thank you."