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Burkina Faso
Geisel des Terrors

Burkina Faso gilt als Sinnbild für den sich ausbreitenden Terror in Westafrika. Seit vier Jahren erlebt der westafrikanische Staat einen terroristischen Anschlag nach dem anderen. Obwohl die internationale Gemeinschaft Hilfe angekündigt hat, kommt im Land laut Regierung aber wenig an.

Von Dunja Sadaqi |
Anschlag in Ouagadougou: Menschen stehen in einiger Entfernung zu dem Anschlagsort in der Hauptstadt von Burkina Faso. Man sieht dichte, schwarze Rauchwolken.
Die Armee von Burkina Faso ist schlecht ausgebildet und ausgerüstet – und den Terroristen bislang nicht gewachsen. (AFP / Ahmed Ouoba)
Mehrere Dutzend Motorräder von geflüchteten oder getöteten Terroristen, zerstörte Autoteile – das sind die Überreste des bislang blutigsten Terror-Angriffs in Burkina Faso. Seit fünf Jahren erlebt der westafrikanische Staat einen terroristischen Anschlag nach dem anderen. So auch rund um die Weihnachtszeit.
Am 23. Dezember griffen bewaffnete Milizen auf Motorrädern Zivilisten und Militärstützpunkte rund um die Stadt Aribinda an, im Norden des Landes, ca. 300 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Ouagadougou. Neben mehreren Soldaten wurden laut Sicherheitsbehörden auch über 30 Zivilisten getötet, die meisten von ihnen Frauen, die bereits zuvor vor den terroristischen Gruppen auf der Flucht waren. Einen Tag später waren einige Kilometer entfernt weitere Soldaten angegriffen worden, es kam zu blutigen Gefechten.
Mangel an Ausrüstung und Aisbildung
Daraufhin reiste eine Delegation aus der Hauptstadt in die Region. Präsenz zeigen, demonstrieren, dass der Staat in den betroffenen Regionen noch vor Ort und handlungsfähig ist, so der Plan. Die Worte des Verteidigungsministers Cherrif Moumina Sy wirken angesichts des Ausmaßes der Gewalt hilflos:
"Unsere bewaffneten Truppen, Verteidigungs- und Sicherheitskräfte, werden alles geben um ihr Land zu verteidigen; sie werden alles tun, Sieg um Sieg zu erringen - in der Gewissheit, dass es nicht ihr alleiniger Kampf ist, sondern der von ganz Burkina Faso!"
Von militärischem Erfolg kann bislang in Burkina Faso keine Rede sein. Die Armee ist schlecht ausgebildet und ausgerüstet – und den Terroristen bislang nicht gewachsen. Das zeigen auch die Zahlen: Laut den Vereinten Nationen wurden in den letzten vier Jahren über 700 Menschen getötet, rund eine halbe Million befindet sich innerhalb des Landes auf der Flucht vor den Terrorattacken.
Wer da angreift und aus welchen Gründen, darüber gibt es unterschiedliche Informationen. Im Grenzgebiet von Burkina Faso und den Nachbarstaaten Mali und Niger operieren diverse Milizen und Banden. Es geht um Terror im Namen eines radikalen Islams, aber auch um die Kontrolle über Drogengeschäfte.
Rufe nach ausländischer Hilfe
Die Lage in Burkina Faso besorgt mittlerweile auch schon andere westafrikanische Staaten. Auf einer afrikanischen Sicherheitskonferenz im vergangenen Jahr in Dakar warnte der senegalesische Präsident Macky Sall, wie wichtig der Frieden für die Region sei:
"Frieden, Sicherheit und Stabilität in der Sahel-Zone sind integraler Bestandteil von Frieden, Sicherheit und Stabilität auf der ganzen Welt. In der Sahel-Zone gegen den Terrorismus zu kämpfen, ist deshalb eine Aufgabe für alle; für alle, die Sicherheit wollen."
Die westafrikanischen Küstenstaaten befürchteten zu Recht, dass sich der Terror wie ein Flächenbrand bis zu ihnen ausbreitet, sagt Konfliktforscher Sambe Bakary vom afrikanischen Zentrum für Friedensforschung.
"Wir brauchen eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit, um Burkina Faso zu helfen. Tun wir das nicht, riskiert die internationale Gemeinschaft, dass sich hier ein neues Epizentrum des dschihadistischen Terrorismus entwickelt. Und Burkina Faso ist nicht das Hauptziel. Wenn sich die Sicherheitslage im Land weiter in diesem Tempo verschlechtert, wird sich der Dschihadismus auf die Küstenstaaten ausbreiten und das wäre eine schlechte Entwicklung für die Stabilität des Kontinents."
Viele der westafrikanischen Staaten wie Burkina Faso fordern offensivere internationale Hilfe. Mehr Geld, bessere Ausrüstung – dafür gibt es schon Zusagen, auch aus Europa. Doch die Hilfe komme nur schleppend an.
Marc Kaboré ist seit Dezember 2015 Staatspräsident von Burkina Faso
Marc Kaboré ist seit Dezember 2015 Staatspräsident von Burkina Faso (AFP / Issouf Sanogo)
Die Ex-Kolonialmacht Frankreich hat angekündigt, sich stärker in der Sahel-Region engagieren zu wollen. Die Franzosen sind u.a. mit ihrer mehr als 4.000 Soldaten starken Anti-Terror-Einheit "Barkhane" in der Region aktiv. Frankreich hat Deutschland aber bislang vergeblich um eine militärische Beteiligung an einer neuen Kampf- und Ausbildungsmission gebeten.
Die Bundeswehr ist mit rund 1.500 Soldaten im Nachbarstaat Mali im Einsatz. Im Niger bildet sie Spezialkräfte aus. Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat aber kürzlich angekündigt, das Mandat für die Bundeswehr in der Sahel-Zone ausweiten zu wollen.
Konfliktforscher Sambe Bakary vom afrikanischen Zentrum für Friedensforschung glaubt aber nicht, dass der Terror in der Sahel-Zone sich nur militärisch lösen lasse:
"Was die internationale Gemeinschaft und auch die G5-Sahel-Staaten vergessen: wir haben bisher nur auf eine militärische Lösung gesetzt. Aber in der Menschheitsgeschichte hat eine Kalaschnikow noch nie eine Ideologie getötet. Die Ideologie des Terrorismus muss bekämpft werden mit Bildung, soziale Reformen und Antworten für die Jugend, die sich verzweifelt in Booten Richtung Europa aufmacht. Wir dürfen uns nicht auf das Militär verlassen. Meiner Meinung nach hat das den Terrorismus noch nie aufgehalten. Die Amerikaner sind seit 15 Jahren in Afghanistan und die Taliban sind immer noch da."
Als afrikanisches Beispiel nennt Sambe Backary Burkina Fasos Nachbarstaat Mali. Bis heute sind dort über 12.000 Soldaten in verschiedenen internationalen Stabilisierungs- und Anti-Terror-Missionen stationiert. Die Sicherheitssituation hat sich aber bis heute trotzdem zunehmend verschlechtert.