Abends um halb neun in einem Wohngebiet am Rand der Duisburger Innenstadt. Studentin Sophie Bertram steigt in einen Kleinbus der Duisburger Verkehrsbetriebe. Sie hat den Bus per App bestellt und will Freunde im Stadtteil Duissern besuchen. Von ihrer Wohnung kommt sie freitagabends mit normalen öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer weg.
"Ich wohne ja so abgelegen, dass bei mir kaum noch abends Busse und Bahnen fahren, also am Wochenende ist das ein Problem bei mir, wenn man auch mal feiern gehen möchte, länger weg bleiben will."
Wie lange die Fahrt dauern wird, das steht noch nicht fest. Denn andere Fahrgäste können den Bus ebenfalls bestellen, und die muss Busfahrer Rainer Rickmann dann einsammeln. Fünf der Kleinbusse sind in der Innenstadt unterwegs, ein Algorithmus errechnet dann, welcher Bus gerade am nächsten dran ist, und wie viel Umweg gefahren werden muss. Busfahrer Rainer Rickmann rechnet damit, dass sich seine Route jeden Moment ändern kann:
"Bis zu fünf Personen sind möglich, aber das checkt vorher ein Computer ab, wie viel der Fahrgast in Kauf nehmen muss an Wartezeit oder Umwegzeit. Diese Umwegzeit beträgt maximal 15 Minuten, und das muss dann ein Fahrgast mit in Kauf nehmen. Er hat also kein Anrecht auf direkten Weg zu seinem Ziel, sondern dass wir auch einsammeln."
Im Smartphone-Zeitalter ist das Prinzip Rufbus gut umzusetzen
On–Demand Busse gibt es schon seit den Siebzigern, damals wurden sie Rufbusse genannt. Barbara Lenz vom Berliner Institut für Verkehrsforschung bereitet im Baden-Württembergischen Schorndorf ein ähnliches Projekt vor. Die Kleinstadt besteht aus mehreren Ortsteilen, ein geregelter Nahverkehr lässt sich darum nur schwer organisieren. Sie glaubt, dass die Rufbusse dank der Digitalisierung der Gesellschaft durch Smartphones eine Zukunft haben.
"Früher mussten Sie irgendwo anrufen, da saß dann jemand, der hat es aufgeschrieben, hat geguckt, wo steht eigentlich wer, um abgeholt zu werden. Und jetzt haben sie Algorithmen hinter diesen Anrufen, und gewissermaßen automatisch wird zum einen eine Route ausgesucht. Man entdeckt jetzt diese Möglichkeit der Bündelung auch für Innenstädte gerade für Randzeiten, sehr früh morgens, sehr spät abends, wenn nicht mehr so viele Leute in den Bussen sitzen. "
Die Duisburger Studentin Sophie Bertram hat Glück, während der Fahrt zu ihren Freunden steigt niemand dazu, sie ist so schnell am Ziel wie mit einem Taxi.
Busfahrer Rainer Rickmanns Smartphone, das in einer Halterung auf dem Armaturenbrett steckt, meldet den nächsten Auftrag. Ralf und Martina Koppers warten ganz in der Nähe:
"Hallo!" - "Wir sind verabredet in unserer Stammkneipe, sind so zweieinhalb Kilometer von hier aus."
Die beiden sind schon ein paarmal mitgefahren und von dem Konzept überzeugt. Weil aber nie klar ist, wie lange die Fahrt dauert, ist der On-Demand Bus nicht für alle Situationen geeignet, findet Ralf Koppers.
"Wenn ich zeitkritische Sachen habe, würde ich diesen Bus nicht nutzen, aber in der Freizeit ist das ein super Angebot."
Testphase von drei Jahren
Die Duisburger Verkehrsbetriebe wollen die Busse jetzt drei Jahre lang testen. Ob das Projekt dann fortgeführt wird, hängt davon ab, ob sie kostengünstiger als normale Linienbusse sind. In denen sitzen in Duisburg gerade abends oft nur ein, zwei Personen, sagt Busfahrer Rainer Rickmann:
"Wenn der Bus hier keine Fahrgäste hat, dann steht der ja auf dem Betriebshof. Der Linienbus selber, der ist ja permanent unterwegs, der hat einen sehr hohen Spritverbrauch gegenüber diesem kleinen Bus, und er muss ja laufen, weil er einen Fahrplan hat, zu festgelegten Zeiten da sein muss."
Dass das Konzept Erfolg haben kann, zeigt ein Blick in die USA. Dort bietet der in Deutschland umstrittene Fahrtdienstvermittler Uber das Programm "Uber Pool" an: Wie in Duisburg sammeln auch hier die Fahrer Fahrgäste ein. Für den öffentlichen Nahverkehr ist "Uber Pool" in manchen Gegenden inzwischen zu einer echten Konkurrenz geworden.