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Buschbrände
Australien droht neue Hitzewelle

Nach einer kurzen Verschnaufpause droht Australien eine neue Hitzewelle - mit Winden, die die verheerenden Brände weiter anfachen könnten. Tausende Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Doch viele der betroffenen Bewohner möchten trotzdem bleiben, um ihren Besitz zu schützen.

Von Holger Senzel |
Die Feuerwehr im Bundesstaat Victoria kämpft gegen die Flammen.
Temperaturen bis 45 Grad Celsius und heiße, trockene Winde - Die Wetterlage in Australien begünstigt weitere Buschfeuer (AFP Foto/ State Government of Victoria)
Unglückliche Menschen vor den schwelenden Trümmern ihrer Häuser sieht man jeden Tag im australischen Fernsehen. Aber ein über das ganze Gesicht strahlender Mann vor einem intakten Haus - das ist dieser Tage selten.
"Ich habe geweint, als ich nach dem Feuer zurück kam und mein Haus stand noch da. Ja, ich habe geweint, ich war so glücklich."
Viele von Ray Webbies Nachbarn hatten weniger Glück. Er habe sich aber auch gut vorbereitet, erzählt der Mann aus Malua Bay in New South Wales stolz:
"Ich blickte auf in den Himmel und sah schwarze Blätter. Es regnete schwarze Blätter von dem Feuer weiter westlich. Ich habe etwas wirklich Übles erwartet."
Ray Webbie hat die Abflüsse der Regenrinnen verstopft und sie mit Wasser gefüllt. Das Dach und die Fensterläden nass gemacht. Alles Totholz und alle Blätter rund ums Haus entfernt.
"Dann habe ich die Tür abgeschlossen, bin an den Strand geflohen und habe gehofft."
"Wir erwarten Temperaturen um 45 Grad"
Ray Webbie wird wohl ein zweites Mal eine Menge Glück brauchen, wenn morgen ein weiterer katastrophaler Tag über den australischen Bundesstaat zieht. Denn nassgemachte Wände und Dächer allein werden den wütenden Flammen kaum Widerstand bieten. Seit heute 9 Uhr Ortszeit gilt in New South Wales erneut ein siebentägiger Notstand. Er gibt Feuerwehr und Polizei weitreichendere Kompetenzen bei der Evakuierung.
Feuerwehrleute versuchen, eine Farm zu verteidigen
Feuerwehrleute versuchen, eine Farm zu verteidigen (imago)
Und die werden sie brauchen, denn viele Menschen wollen trotz nahender Flammenwalzen bleiben - um ihren Besitz zu schützen. Tausende wurden aufgefordert, einen 250 Kilometer langen gefährdeten Streifen an der Südostküste zu verlassen, dutzende Straßen gesperrt.
Nach kurzer Verschnaufpause mit Abkühlung kommt die Hitze morgen mit aller Wucht zurück, informiert Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons:
"Wir erwarten Temperaturen um 45 Grad. Heiße und trockene Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern. Extrem hohe Brandgefahr also. Die Feuer werden da sehr heiß und breiten sich rasant aus. Das wird eine große Herausforderung für uns."
Qualm- und Aschewolken verdunkeln den Tag
Auf den Hauptverkehrsstraßen Richtung Norden und Westen bildeten sich lange Staus. Viele Autofahrer konnten allerdings gar nicht erst aufbrechen, weil den Tankstellen der Sprit ausgegangen war oder die Pumpen bei Stromausfällen nicht funktionierten.
"Fast jeder versucht, hier wegzukommen", erzählt ein Mann auf einem Campingplatz in New South Wales der Nachrichtenagentur Reuthers, "Aber es fehlt ja nicht nur an Benzin. Auch Lebensmittel sind knapp, weil der Nachschub für die Geschäfte nicht mehr durchkommt. Die Feuerwehr tut ihr Bestes, die Leute rauszuholen - aber was dann? Ich meine, was sollen wir tun? Es ist furchtbar."
Der Rauch der australischen Buschfeuer ist weithin sichtbar - Menschen am Brighton Beach in Melbourne
Der Rauch der australischen Buschfeuer ist weithin sichtbar - Menschen am Brighton Beach in Melbourne (imago)
Nicht nur das Feuer - auch der Rauch ist ein Problem. Autos sind mit Licht unterwegs, weil dichte Qualm- und Aschewolken den Tag verdunkeln. Sidneys berühmtes Opernhaus verschwindet hinter einem Schleier aus Rauch, bis vor die Tore der größten australischen Stadt sind die Feuer vorgedrungen.
"Wegen der extrem schlechten Luftqualität ist der Pool geschlossen", informiert ein Schild vor einem Schwimmband in Canberra. Menschen laufen mit Atemschutzmasken durch den Dunst - die australische Hauptstadt erlebt die schlimmste Luftverschmutzung aller Zeiten. "Ich dachte drinnen wäre die Luft besser", erzählt die Mitarbeiterin eines Museums, "Aber das ist sie nicht. Deshalb trage ich auch drinnen eine Maske."
Bis nach Neuseeland – 2.000 Kilometer weit entfernt - hinterlassen die Feuer ihre Spuren. "Wir können die Brände hier in Christchurch riechen", schrieb eine Frau auf Twitter. Die normalerweise schneeweißen Gletscher sind braun von der Asche aus Australien.