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BVB-Frauen-Fußballmannschaft
"Leistungssport in der Bezirksliga"

Von 12 Vereinen in der ersten Fußball-Bundesliga der Frauen gibt es acht, deren Männerteams auch in der 1. Liga spielen. Borussia Dortmund hat erst im vergangenen Jahr begonnen, ein Team von unten aufzubauen, das sich prompt über einen Aufstieg freuen konnte. Jetzt geht es in der Bezirksliga weiter.

Von Jessica Sturmberg | 17.09.2022
    Die Frauen-Fußballmannschaft des BVB jubelt und lacht in die Kamera
    Die Frauen-Fußballmannschaft des BVB (Sturmberg/Dlf)
    Vor dem Erich-Berlet-Stadion im Stadtteil Hohenlimburg in Hagen steht ein schwarz-gelber Linienbus, statt der Liniennummer ist vorne groß zu lesen: BVB-Frauen. An der Seite Meister und Pokalsieger 2022. Das bezieht sich auf die erste Saison in der Kreisliga. Jetzt spielen sie Bezirksliga und an diesem Sonntagmittag gegen die zweite Damenmannschaft des SV Hohenlimburg.
    Eine BVB-Spielerin verfolgt den Ball, eine Gegenspielerin läuft ihr hinterher.
    Erstes Auswärtsspiel in der Bezirksliga: BVB bei Hohenlimburg II (Sturmberg/Dlf)
    180 zahlende Fans sind im Stadion, so viele kommen gewöhnlich nicht zum Spiel der zweiten Damen in Hohenlimburg. Aber wenn der BVB kommt, zieht das das Publikum an. Und vor allem jede Menge Gästefans. Die singen die bekannten BVB-Lieder, freuen sich über die vielen Tore, die fallen. Gleich bei der Gründung des Teams im vergangenen Jahr, fanden sich auch die ersten Fans zusammen, die einen BVB-Frauenfanclub gestartet haben, mit eigenen Fahnen, aber dann doch oft noch mit den Männertrikots.

    Unterstützung "redlich verdient"

    „Wir sind fast seit Anfang zu den Spielen hingegangen, man hat sich teilweise auch als Fans gewünscht, dass eine Frauenmannschaft entsteht und ich sag', gerade bei den Männern der Andrang ist ja sehr groß und ich sag', die Frauen von der Leistung her, die haben sich auch redlich verdient, dass man die auch mit unterstützt“, erzählt Tobias Brocker, einer der Gründer des BVB-Frauen-Fanclubs.
    Im Stadion sind auch Familien, die zum Spiel gekommen sind, wie die von Henning Fingerhut, BVB-Vereinsmitglied und Dauerkarteninhaber: „Ich hoffe, dass die ihren Weg gehen, also ich finde das super, weil unsere Töchter selbst Fußball spielen. Ich finde das ganz toll, dass der BVB sich auch da in dieser Richtung entwickelt hat.“
    Die Frauen, die auf dem Rasenplatz die Tore erzielen, kennen viele allerdings noch nicht mit Namen. Es ist ein Team, dass für den BVB Pionierarbeit leistet und den Weg für Größeres ebnen soll. Ein Team aus Frauen zwischen 17 und Ende 30, quer durch alle Berufsgruppen, auch Schülerinnen und Studentinnen und teils mit Erfahrung aus den oberen Ligen.

    "Wir erleben immer wieder erste Male"

    „Ich bin seit Tag eins dabei“. erzählt Luisa Bergmann, 29 Jahre alt, zentral-defensive Mittelfeldspielerin. „Ich habe mich beworben mit einem Bewerbungsvideo und das war ja zu Coronazeiten, da mussten wir auf Bewerbungsvideos umsteigen und dann noch ein Sichtungstraining mitmachen und da wurden aus 150 Bewerbungen zirka 50 Mädels eingeladen."
    "An zwei Tagen an dem Montag und Dienstag jeweils 25 und tatsächlich hatte ich dann am Ende des Tages den Anruf vom Thomas Sulewski, vom Cheftrainer, der gesagt hat, dass ich im Team bin und das war natürlich ein Mega-Gefühl, Gänsehautmoment bis heute“, schildert Annika Billig, 27 Jahre alt. Für beide ist es ein Traum, dass sie für ihren Herzensverein auflaufen dürfen:
    „Wir erleben immer wieder erste Male. Wir sind das erste Mal in der Bezirksliga unterwegs. Wir durften das erste Mal im Westfalenpokal unterwegs sein. Es sind immer wieder so Momente, wo man sagt, ich muss mich kneifen. Ich darf das Logo auf der Brust tragen. Wir dürfen hier Schwarz-Gelb auf dem Feld vertreten.“
    In der vergangenen Saison ist die Auswahl, die Trainer Thomas Sulewski aus Spielerinnen aus der Region zusammengestellt hat, souverän durch die Kreisliga marschiert. 18 Spiele, 18 Siege, mit einem Torverhältnis von 143:3, den Kreispokal geholt. Die Frauen haben bisher jedes Pflichtspiel gewonnen. Bislang also ein glatter Durchmarsch, auf den Trainer Thomas Sulewski stolz ist:
    „Viele aus der letzten Saison sind auch noch dieses Jahr im Kader. Dementsprechend zeigt das auch, dass die Mädels sich gut entwickelt haben. Aber natürlich ist das Ganze gekoppelt mit einem gewissen Erwartungsdruck.“

    "Drumherum ist hochprofessionell"

    Um dem gerecht zu werden, trainieren die Frauen im Spielbetrieb zwei bis drei Mal in der Woche. Zudem waren sie in drei Trainingslagern, zuletzt in Österreich. Und es gibt eine Kooperation mit der TU Dortmund, einmal die Woche Verletzungsprophylaxe, erzählt Trainer Thomas Sulewski. Für die Frauen ist es Leistungssportniveau, sagt Annika Billig: „Im Prinzip spielen wir in der Bezirksliga, aber alles Drumherum ist hochprofessionell. Ich glaube schon, dass man das mit Leistungssport betiteln darf.“
    Wie finden das die Hohenlimburger, den BVB in ihrer Staffel zu haben? „Ganz cool auch für die kleinen Mädchen so zu sehen nach der EM bei uns in der Region tut sich auch was im Frauen- und Mädchensport im Bereich Fußball.“
    Wenn die BVB-Frauen weiterhin so durchmarschieren, wären sie 2027 in der ersten Liga. Das ist das erklärte Ziel dieses großen Projekts. Zu dem gehört, dass noch weitere Teams gegründet werden, jetzt gerade die zweite Mannschaft:
    „Die zweite Mannschaft soll irgendwann dazu dienen, jüngere Spielerinnen heranzuführen und ich denke mal, dass die Abteilung nach und nach größer gemacht wird und irgendwann wirklich auch den Rahmenbedingungen entsprechend hoffentlich auch in den dazugehörigen Ligen spielen können und immer höher klettern können“, sagt Thomas Sulewski.

    Nach der Gründung der U17 erstmal Pause

    In kommenden Jahr folgt noch eine U17. Doch dann müsse wegen fehlender Trainingskapazitäten erst einmal Pause eingelegt werden, erklärt Abteilungsleiterin Svenja Schlenker. Klar ist allen auch: je erfolgreicher sie sind, umso wahrscheinlicher ist es, dass stärkere Spielerinnen kommen werden und ihre Zeit abläuft. Und dann? Annika Billig:
    „Ich war Teil dessen. Punkt. Also ja, auf jeden Fall, ich möchte so lange wie es geht hier Teil sein. Aber trotzdem, wenn es dann irgendwann nicht mehr so sein wird, bin ich natürlich trotzdem ein Riesenfan vom Team.“