Archiv


Bye, Bye Bernanke?

Die Wall Street spekuliert über das Ende der Bernanke-Ära. Nach Ansicht der New Yorker Finanzprofis könnte der US-Notenbankchef noch vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit gehen - die Aktien stiegen trotzdem.

Von Beatrice Uerlings | 19.06.2013
    Ben Bernanke gilt schon länger als amtsmüde, doch jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass der US-Notenbankchef tatsächlich abdanken wird: Präsident Obama hat in einem Fernsehinterview signalisiert, dass er einen Personalwechsel anstrebt. Eigentlich endet Bernankes Amtszeit erst im Januar 2014. Kevin Hassett, Volkswirt bei der Washingtoner Denkfabrik American Enterprise, will aber nicht ausschließen, dass der Rücktritt schon Ende des Sommers kommt.

    Spekulationen hin, Spekulationen her: Viel wichtiger ist den Anlegern erst einmal, was Ben Bernanke und sein Team in unmittelbarer Zukunft tun werden. Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank berät derzeit in Washington über die künftige Geldpolitik in den Vereinigten Staaten. Die Richtlinien werden erst Mittwoch Nachmittag Ortszeit bekannt gegeben, doch die Wall Street glaubt schon zu wissen, was Sache ist. Die Anleger stellen sich auf eine Drosselung der ultra-lockeren Geldpolitik ein: Sie glauben, dass die Zinsen steigen und die massiven Konjunkturhilfen zurückgefahren werden.

    Die Stimmung am Markt konnte diese Aussicht nicht trüben. Die New Yorker Aktien dürfen auf die zweite gewinnbringende Sitzung in Folge zurückschauen. Das High-Tech-Barometer Nasdaq und der breiter gefasste Dow Jones Index gewannen je 0,9 % hinzu. Der Dow notiert damit jetzt bei 15.318 Punkten.

    Hilfreich waren frische Daten von der Konjunkturfront. Die Zahl der US-Wohnbaubeginne ist im Mai um beachtliche 6,8 Prozent auf eine Jahresrate von 914.000 angezogen. Parallel dazu stiegen die Lebenshaltungskosten weniger stark als erwartet, was andeutet, dass die Inflation weiter im Griff ist.

    Die Kursgewinne zogen sich quer durch alle Branchen hindurch. Zu den am meisten gehandelten Aktien zählten die von General Electric. Der Siemens-Rivale beendete den Tag gut 2 Prozent höher. Noch stärker nach oben ging es für die US-Hinterlegungsscheine von Sony. Der US-Hedgefonds Third Point hat seinen Anteil an dem japanischen Elektronikgiganten erhöht.

    Im Rentenhandel rentieren die 10-jährigen US-Staatsanleihen kaum verändert bei 2.18 Prozent. Der Euro zog auf eine New Yorker Abendnotierung von 1,3407 Dollar an. Der Goldpreis fiel auf 1.367 Dollar 20 Cent je Feinunze ab.

    Am Mittwoch konnte der Tokioter Aktienmarkt zulegen. Der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei lag am Vormittag 1,9 Prozent im Plus bei 13.247 Punkten. Zu Handelsbeginn war er auf ein Wochenhoch von 13.296 Zähler geklettert.