Weiß-geflieste Wände, silbern glänzende Tische aus Stahl, jede Menge Operationsbesteck - der Obduktionssaal im Institut für Rechtsmedizin der Universität Bonn.
"Das ist zum Beispiel ein Stück Leber. Da ist ein Stück Gehirn. Lunge ist dann immer ein bisschen heller."
Frank Mußhoff ist Professor für Forensische Toxikologie. In der Hand hält der Biologe etwas, was er "Histotöpfchen" nennt: konservierte Organproben eines Toten:
"Die können Cadaverin enthalten, je nachdem, wie lange die Leiche gelegen hat. Bei sogenannten Fäulnisleichen, so ist dann der Begriff hier bei uns, da ist die Wahrscheinlichkeit natürlich deutlich größer."
Zum Glück liegt gerade keine Fäulnisleiche auf dem Obduktionstisch. Aber auch so folgen wir dem Toxikologen lieber in die viel kuscheligere Institutsbibliothek.
Wer produziert Cadaverin überhaupt?
"Das sind verschiedenste Bakterien, vornehmlich aus dem Magen-Darm-Trakt. Die haben uns vorher besiedelt, haben aber - toi, toi, toi - den Magen-Darm-Trakt nicht verlassen."
Doch nach dem Tod lösen sich Zellen und Zellwände auf.
"Insofern können die Bakterien dann den ganzen Körper durchwandern. Und sind dann mitverantwortlich dafür, dass man eben verwest."
Wobei die Mikroben ihre Ernährungsgewohnheiten durchaus beibehalten:
"Sie müssen weiter versorgt werden und fressen dann alles oder bauen das ab, wofür sie eben ausgestattet sind. Insbesondere eben langkettige Proteine werden zerkleinert und letztendlich auch die Aminosäuren umgewandelt."
Cadaverin hat ein Schwestermolekül, das oft mit ihm zusammen in einem - man könnte fast sagen - fauligen Atemzug genannt wird. Ebenfalls ein Eiweiß-Abbauprodukt:
"Das andere heißt Putrescin. Und das Ganze wird dann zusammengefasst unter dem Begriff der Ptomaine, der Leichengifte."
Eine Bezeichnung, die aber irreführend sei, wie Burkhard Madea erläutert, der Direktor des Bonner Instituts für Rechtsmedizin:
"Das ist ein Begriff, der im 19. Jahrhundert geprägt worden ist."
Damals wurde dringend davor gewarnt, Fäulnisgase aus verwesenden Körpern einzuatmen. Bakterien als Krankheitserreger kannte man noch nicht.
"Und daher kam eben die Vorstellung, dass solche Leichengifte für andere Leute gefährlich sein können. Aber sie sind an sich überhaupt nicht todesursächlich oder gesundheitsgefährdend."
Nur verbreiten sie halt einen üblen Gestank, gemeinsam mit anderen, zum Teil schwefelhaltigen Verwesungsgasen. Natürlich auch im Obduktionssaal, was Julia Brünig aber nichts mehr ausmacht, wie sie sagt. Die Präparatorin hantiert mit einem Gerät von der Größe eines Stabmixers.
"Wir müssen natürlich auch Knochen durchsägen. Ich kann ja mal einschalten ..."
Der Abbau von Aminosäuren durch Fäulnisbakterien hilft Frank Mußhoff und anderen Analytikern aber auch bei der Lösung ungeklärter Todesfälle.
"Sehr häufig ist die Leichen-Liegezeit für uns von großem Interesse. Also, wann ist jemand verstorben? Und da sind wir in der Lage, eben zu verfolgen: Wie werden die Aminosäuren umgesetzt? Und können dann etwas über das zeitliche Intervall sagen."
Uns mag von Cadaverin und seinen Konsorten ja schlagartig übel werden. Für abgebrühte Forensiker haben die Moleküle der Fäulnis und Verwesung aber auch ihre positiven Seiten.
"Das ist zum Beispiel ein Stück Leber. Da ist ein Stück Gehirn. Lunge ist dann immer ein bisschen heller."
Frank Mußhoff ist Professor für Forensische Toxikologie. In der Hand hält der Biologe etwas, was er "Histotöpfchen" nennt: konservierte Organproben eines Toten:
"Die können Cadaverin enthalten, je nachdem, wie lange die Leiche gelegen hat. Bei sogenannten Fäulnisleichen, so ist dann der Begriff hier bei uns, da ist die Wahrscheinlichkeit natürlich deutlich größer."
Zum Glück liegt gerade keine Fäulnisleiche auf dem Obduktionstisch. Aber auch so folgen wir dem Toxikologen lieber in die viel kuscheligere Institutsbibliothek.
Wer produziert Cadaverin überhaupt?
"Das sind verschiedenste Bakterien, vornehmlich aus dem Magen-Darm-Trakt. Die haben uns vorher besiedelt, haben aber - toi, toi, toi - den Magen-Darm-Trakt nicht verlassen."
Doch nach dem Tod lösen sich Zellen und Zellwände auf.
"Insofern können die Bakterien dann den ganzen Körper durchwandern. Und sind dann mitverantwortlich dafür, dass man eben verwest."
Wobei die Mikroben ihre Ernährungsgewohnheiten durchaus beibehalten:
"Sie müssen weiter versorgt werden und fressen dann alles oder bauen das ab, wofür sie eben ausgestattet sind. Insbesondere eben langkettige Proteine werden zerkleinert und letztendlich auch die Aminosäuren umgewandelt."
Cadaverin hat ein Schwestermolekül, das oft mit ihm zusammen in einem - man könnte fast sagen - fauligen Atemzug genannt wird. Ebenfalls ein Eiweiß-Abbauprodukt:
"Das andere heißt Putrescin. Und das Ganze wird dann zusammengefasst unter dem Begriff der Ptomaine, der Leichengifte."
Eine Bezeichnung, die aber irreführend sei, wie Burkhard Madea erläutert, der Direktor des Bonner Instituts für Rechtsmedizin:
"Das ist ein Begriff, der im 19. Jahrhundert geprägt worden ist."
Damals wurde dringend davor gewarnt, Fäulnisgase aus verwesenden Körpern einzuatmen. Bakterien als Krankheitserreger kannte man noch nicht.
"Und daher kam eben die Vorstellung, dass solche Leichengifte für andere Leute gefährlich sein können. Aber sie sind an sich überhaupt nicht todesursächlich oder gesundheitsgefährdend."
Nur verbreiten sie halt einen üblen Gestank, gemeinsam mit anderen, zum Teil schwefelhaltigen Verwesungsgasen. Natürlich auch im Obduktionssaal, was Julia Brünig aber nichts mehr ausmacht, wie sie sagt. Die Präparatorin hantiert mit einem Gerät von der Größe eines Stabmixers.
"Wir müssen natürlich auch Knochen durchsägen. Ich kann ja mal einschalten ..."
Der Abbau von Aminosäuren durch Fäulnisbakterien hilft Frank Mußhoff und anderen Analytikern aber auch bei der Lösung ungeklärter Todesfälle.
"Sehr häufig ist die Leichen-Liegezeit für uns von großem Interesse. Also, wann ist jemand verstorben? Und da sind wir in der Lage, eben zu verfolgen: Wie werden die Aminosäuren umgesetzt? Und können dann etwas über das zeitliche Intervall sagen."
Uns mag von Cadaverin und seinen Konsorten ja schlagartig übel werden. Für abgebrühte Forensiker haben die Moleküle der Fäulnis und Verwesung aber auch ihre positiven Seiten.