" Die Lage ist sehr schlecht hier. Manchmal gibt es ein Polizeiproblem, weil wir illegal sind, aber nicht kriminell.Wenn wir schlafen, die Polizei sprayt Gas. Die Kinder und schwangeren Frauen haben Probleme. "
Der 23 Jahre junger Mann, der sich Aziz nennt, stammt aus Eritrea. Deutsch hat er in seiner Heimat gelernt, mit dem Sprachprogramm der Deutschen Welle. Seit einem Monat ist er in Calais. Aziz hat einen langen Weg hinter sich.
" Vom Sudan nach Libyen. Von Libyen nach Italien. Nach Italien mit dem Schiff. Wir waren fast 200 Leute oder so was, 56 Stunden auf dem Mittelmeer, sehr schwierig und sehr, sehr gefährlich war das. Und sie haben uns festgenommen. Zum Glück habe ich keine Fingerabdrücke gemacht. Und ich bin nach Frankreich mit dem Zug. Fast 4000 Euro habe ich bezahlt. "
Viele Flüchtlinge haben sich hohe Geldsummen für die Reise geliehen und fühlen sich nun verpflichtet, diese Ehrenschuld abzutragen. Aziz glaubt, dass ihm dies am besten in Großbritannien gelingen wird.
" In England ich will lernen, und ich will englische Sprache verbessern. Und dann mache ich weiter Ausbildung, so was. Und ich helfe meiner Mutter, weil mein Vater gestorben ist durch den Krieg. Meine Mutter hat keine andere Hilfe. Sie ist in Asmara, in der Hauptstadt. Irgendwo, ich kann das nicht offen sagen, weil unsere Regierung sehr gefährlich für uns ist. Es gibt einen Diktator. "
Im Hafengelände von Calais drängen sich etwa 20 Menschen aus Somalia um ein Feuer, das sie unter einem aufgebockten umgedrehten Schiffsrumpf angezündet haben. Es ist bitter kalt. Die Flüchtlinge leben in den Hohlräumen des Schiffswracks. "Die Polizei kommt täglich mit Gas", erzählt ein junger Mann. Hinterher haben wir Bauchschmerzen".
" Manchmal kommen sie viermal in der Woche, manchmal zweimal täglich mit Gas," berichet der 17 Jahre alte Youssouf. " Wenn sie einen von uns fangen, fahren sie ihn irgendwo an die Grenze. Aber nach drei Tagen sind die wieder zurück. "
Trotz des täglichen Kampfes gegen die Kälte, die Nässe, den Schmutz und die Polizei sagt Youssouf:
" Wir sind Afrikaner. Für uns ist Europa besser als Afrika. Freunde in England haben uns angerufen und uns gesagt, dass das Leben in England viel schöner ist. Dort gibt es Unterkünfte und dort können wir in die Schule gehen. Wir wollen ein gutes Leben, deshalb haben wir unsere Länder verlassen. "
Viele junge Männer aus dem Sudan, Somalia, Äthiopien oder Eritrea sind vor dem Militärdienst geflohen, andere suchen Ausbildung und Arbeit in der Fremde. Nachts versuchen sie auf einen der Lastwagen zu klettern, der mit einer Fähre nach England übersetzen wird.
" Einige Kurden waren hier, denen muss man Geld geben, um nach England gelangen zu können", sagt ein junger Mann. "Nachts öffnen die uns die LKW-Türen und schließen sie wieder, wenn wir drin sind, so dass der Fahrer nichts mitbekommt. Manchmal erwischen uns die französischen oder die britischen Sicherheitsbeamten und übergeben uns der französischen Polizei. "
Dass die Flüchtlinge in Calais unter freiem Himmel überleben können, verdanken sie kirchlichen und privaten Hilfsorganisationen. Mittags und abends verteilen Helfer Essen an die mittellosen Menschen. Einmal pro Woche können einige Flüchtlinge duschen und alle 14 Tage wird saubere Kleidung ausgegeben. Ende 2002 hatte der französische Staat auf Druck der britischen Regierung das Notaufnahmelager in der nahegelegenen Ortschaft Sangatte schließen lassen. Damit war das Migrantenproblem für Paris offiziell beendet, obwohl nach wie vor Flüchtlinge an die Kanalküste strömten. Für Menschen wie Charles Framezelle begann damals die Arbeit. Wegen seines gezwirbelten Schnurrbartes wird Charles überall nur "Moustache" genannt.
Täglich besucht Moustache die Flüchtlinge, die in einem kleinen Waldstück in Hütten leben, die sie aus Ästen, Kartons und Plastikplanen zusammengebaut haben. Die Lebensbedingungen sind schrecklich, erklärt Moustache.
" Etwa 150-200 Menschen leben hier in der Scheiße! Entschuldigung, aber es gibt kein anderes Wort dafür. "
Wo Moustache auftaucht wird er herzlich begrüßt. Die Menschen wissen, dass sie ihm vertrauen können.
Sein Freund habe sich gestern verletzt, als er vor der Polizei weglief, berichtet ein junger Mann aus Somalia. Moustache schaut sich die Wunden an. Der Mann kann die Hände und ein Bein nur unter großen Schmerzen bewegen. "Er muss ins Krankenhaus", entscheidet Moustache.
In seiner kleinen Sozialwohnung beherbergt Moustache fünf schwangere Frauen und eine junge Mutter mit ihrem Säugling. Das hat ihm Ärger mit der Justiz eingebracht. Erst in der zweiten Instanz wurde er Vorwurf der Beihilfe zu illegalem Aufenthalt freigesprochen.
Es sei irrsinnig, mit welchen Mitteln der Staat und seine Vertreter versuchten, die Arbeit der freiwilligen Helfer zu diskreditieren", empört sich Jean-Pierre Boutoille. "Aber es gibt auch immer wieder rührende Beweise der Solidarität", sagt der katholische Priester:
" Eine ältere Dame hat ein paar rote Handschuhe für die Flüchtlinge gestrickt. Sie hat uns erzählt, ihr Vater sei Kriegsgefangener in Deutschland gewesen. Während eines strengen Winters habe eine Deutsche Mitleid mit ihm gehabt und für ihn einen Pullover gestrickt. Nach dem Tod ihres Vaters bewahrte die Dame diesen Pullover auf. Als sie von der Not der Flüchtlinge hier hörte, hat sie den Pullover aufgetrennt, um aus der Wolle diese Handschuhe zu stricken. Ich finde, das ist großartig! Das spornt uns an. "
Der 23 Jahre junger Mann, der sich Aziz nennt, stammt aus Eritrea. Deutsch hat er in seiner Heimat gelernt, mit dem Sprachprogramm der Deutschen Welle. Seit einem Monat ist er in Calais. Aziz hat einen langen Weg hinter sich.
" Vom Sudan nach Libyen. Von Libyen nach Italien. Nach Italien mit dem Schiff. Wir waren fast 200 Leute oder so was, 56 Stunden auf dem Mittelmeer, sehr schwierig und sehr, sehr gefährlich war das. Und sie haben uns festgenommen. Zum Glück habe ich keine Fingerabdrücke gemacht. Und ich bin nach Frankreich mit dem Zug. Fast 4000 Euro habe ich bezahlt. "
Viele Flüchtlinge haben sich hohe Geldsummen für die Reise geliehen und fühlen sich nun verpflichtet, diese Ehrenschuld abzutragen. Aziz glaubt, dass ihm dies am besten in Großbritannien gelingen wird.
" In England ich will lernen, und ich will englische Sprache verbessern. Und dann mache ich weiter Ausbildung, so was. Und ich helfe meiner Mutter, weil mein Vater gestorben ist durch den Krieg. Meine Mutter hat keine andere Hilfe. Sie ist in Asmara, in der Hauptstadt. Irgendwo, ich kann das nicht offen sagen, weil unsere Regierung sehr gefährlich für uns ist. Es gibt einen Diktator. "
Im Hafengelände von Calais drängen sich etwa 20 Menschen aus Somalia um ein Feuer, das sie unter einem aufgebockten umgedrehten Schiffsrumpf angezündet haben. Es ist bitter kalt. Die Flüchtlinge leben in den Hohlräumen des Schiffswracks. "Die Polizei kommt täglich mit Gas", erzählt ein junger Mann. Hinterher haben wir Bauchschmerzen".
" Manchmal kommen sie viermal in der Woche, manchmal zweimal täglich mit Gas," berichet der 17 Jahre alte Youssouf. " Wenn sie einen von uns fangen, fahren sie ihn irgendwo an die Grenze. Aber nach drei Tagen sind die wieder zurück. "
Trotz des täglichen Kampfes gegen die Kälte, die Nässe, den Schmutz und die Polizei sagt Youssouf:
" Wir sind Afrikaner. Für uns ist Europa besser als Afrika. Freunde in England haben uns angerufen und uns gesagt, dass das Leben in England viel schöner ist. Dort gibt es Unterkünfte und dort können wir in die Schule gehen. Wir wollen ein gutes Leben, deshalb haben wir unsere Länder verlassen. "
Viele junge Männer aus dem Sudan, Somalia, Äthiopien oder Eritrea sind vor dem Militärdienst geflohen, andere suchen Ausbildung und Arbeit in der Fremde. Nachts versuchen sie auf einen der Lastwagen zu klettern, der mit einer Fähre nach England übersetzen wird.
" Einige Kurden waren hier, denen muss man Geld geben, um nach England gelangen zu können", sagt ein junger Mann. "Nachts öffnen die uns die LKW-Türen und schließen sie wieder, wenn wir drin sind, so dass der Fahrer nichts mitbekommt. Manchmal erwischen uns die französischen oder die britischen Sicherheitsbeamten und übergeben uns der französischen Polizei. "
Dass die Flüchtlinge in Calais unter freiem Himmel überleben können, verdanken sie kirchlichen und privaten Hilfsorganisationen. Mittags und abends verteilen Helfer Essen an die mittellosen Menschen. Einmal pro Woche können einige Flüchtlinge duschen und alle 14 Tage wird saubere Kleidung ausgegeben. Ende 2002 hatte der französische Staat auf Druck der britischen Regierung das Notaufnahmelager in der nahegelegenen Ortschaft Sangatte schließen lassen. Damit war das Migrantenproblem für Paris offiziell beendet, obwohl nach wie vor Flüchtlinge an die Kanalküste strömten. Für Menschen wie Charles Framezelle begann damals die Arbeit. Wegen seines gezwirbelten Schnurrbartes wird Charles überall nur "Moustache" genannt.
Täglich besucht Moustache die Flüchtlinge, die in einem kleinen Waldstück in Hütten leben, die sie aus Ästen, Kartons und Plastikplanen zusammengebaut haben. Die Lebensbedingungen sind schrecklich, erklärt Moustache.
" Etwa 150-200 Menschen leben hier in der Scheiße! Entschuldigung, aber es gibt kein anderes Wort dafür. "
Wo Moustache auftaucht wird er herzlich begrüßt. Die Menschen wissen, dass sie ihm vertrauen können.
Sein Freund habe sich gestern verletzt, als er vor der Polizei weglief, berichtet ein junger Mann aus Somalia. Moustache schaut sich die Wunden an. Der Mann kann die Hände und ein Bein nur unter großen Schmerzen bewegen. "Er muss ins Krankenhaus", entscheidet Moustache.
In seiner kleinen Sozialwohnung beherbergt Moustache fünf schwangere Frauen und eine junge Mutter mit ihrem Säugling. Das hat ihm Ärger mit der Justiz eingebracht. Erst in der zweiten Instanz wurde er Vorwurf der Beihilfe zu illegalem Aufenthalt freigesprochen.
Es sei irrsinnig, mit welchen Mitteln der Staat und seine Vertreter versuchten, die Arbeit der freiwilligen Helfer zu diskreditieren", empört sich Jean-Pierre Boutoille. "Aber es gibt auch immer wieder rührende Beweise der Solidarität", sagt der katholische Priester:
" Eine ältere Dame hat ein paar rote Handschuhe für die Flüchtlinge gestrickt. Sie hat uns erzählt, ihr Vater sei Kriegsgefangener in Deutschland gewesen. Während eines strengen Winters habe eine Deutsche Mitleid mit ihm gehabt und für ihn einen Pullover gestrickt. Nach dem Tod ihres Vaters bewahrte die Dame diesen Pullover auf. Als sie von der Not der Flüchtlinge hier hörte, hat sie den Pullover aufgetrennt, um aus der Wolle diese Handschuhe zu stricken. Ich finde, das ist großartig! Das spornt uns an. "