Rundherum mehrstöckige Bürogebäude der Dortmunder Universität und in der Mittel liegt wie eine Insel eine große Wiese. Die hier aufgebauten Zelte erwecken den Eindruck eines Indianerdorfs der Medienbranche: vier Tage lang waren die Zelte Zentrum des Festivals Campfire, das sich mit Trends im Journalismus beschäftigte.
Gleich am Eingang das Zelt von Journalistik-Studenten um Marie-Louise Timke: "Wir machen gleich eine Session dazu, wie man richtig Daten findet. Wenn man ein datenjournalistisches Projekt machen will... Man hat zum Beispiel eine Idee - ich möchte irgendwas über Atomkraftwerke machen - wo finde ich denn Daten zu Atomkraftwerken und wie komme ich da ran?"
Zeltfestival sollte auch fachfremde Besucher anlocken
Das Campfire-Festival bot im kleinen Zelt, groß wie eine Wohnküche, die Möglichkeit sich vorzustellen. Die Form eines Zeltfestivals ohne Eintrittsgebühr sollte auch interessierte Bürger und Wissenschaftler der benachbarten Fakultäten anlocken.
"Es waren Journalisten da, auch viele Studenten. Aber auch ganz normale Bürger, ganz normale Dortmunder. Ich hatte mich sogar mit einem unterhalten, der kam aus Stuttgart hierher. Ein ganz normaler Mensch, ich glaub' der war Gärtner, der ist einfach hierhin gekommen, um mit den Menschen, die diese Pressearbeit machen, zu sprechen."
Zwei Dutzend Organisationen und Stiftungen hatten sich von der Idee des Campfire anstecken lassen, so wie die Medien-Stiftung "Vor Ort.NRW" und ihre Projektmanagerin Simone Jost-Westendorf.
"Die Idee war auf jeden Fall eine Sensibilisierung für: Wie relevant ist Journalismus für unsere Gesellschaft? Die Workshops werden total gut angenommen, in denen so ganz konkrete journalistische Tools vorgestellt werden, bei den Interviewrunden ist ein bisschen weniger Resonanz. Aber ich finde die Idee nach wie vor super, ich fand sie sofort super, als ich sie gehört habe, und ich finde die Idee für so ein Festival sehr, sehr gut."
Workshops attraktiver als die Prominenz
Insgesamt blieb der Besucheransturm aus. Bei allen Zielgruppen. Zwei der vier Tage waren komplett verregnet und es war sehr kalt. Da ein zentraler, überdachter Ort fehlte, mussten sich die Besucher einen Weg durch den Schlamm zu den Perlen des sehr umfangreichen Programms bahnen. Mit Prominenz der Branche wie Bild-Chef Julian Reichelt oder ZDF-Moderatorin Dunja Hayali konnte man unter dem vor Regen schützenden Dach eng zusammenrücken. Doch als viel attraktiver erwiesen sich Workshops zum Erlernen journalistischer Techniken, sagt Organisator David Schraven.
"Ich finde das interessant, wenn Leute versuchen und fragen: Wie kann ich eine Methode lernen. Wie kann ich einen schönen Satz ausdrücken. Gerade hatte ich einen Veranstaltung, da ging es um Fake News. Da hat man sich drüber unterhalten, wie läuft das denn im Ruhrgebiet. Wo sehe ich überhaupt Fake News? Und dann konnten wir uns angucken, wo sind die Probleme. Da spricht man über Wohnungsnot und entfremdete Berichterstattung."
Enttäuscht war er weniger über die nur sehr schleppende Resonanz. Als Problem erwies sich demnach der Standort an der Dortmunder Universität und er sprach über mangelnde Unterstützung durch die Kommune.
"Ob dat dann so klug is, hier an den Standort anner Uni. Vielleicht wäre das besser in der Nordstadt."
Ob es im nächsten Jahr der soziale Brennpunkt Nordstadt in Dortmund oder vielleicht noch eine andere Stadt sein wird, ist noch offen. Eine Fortsetzung scheint jedenfalls bei den Organisatoren und vielen Ausstellern schon eine beschlossene Sache zu sein.