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Campus im Netz
Digital studieren an der Fernuni

Ohne Internet geht gar nichts an der Fernuni Hagen: Anders als digital lassen sich die 80.000 Studierenden bundesweit nicht managen. Hörsäle, Seminare und feste Uhrzeiten gibt es so gut wie nicht an der Fernuniversität. Doch zweimal im Jahr wird es ganz analog in Hagen.

Von Susanne Nessler |
    Der Campus der Fernuniversität Hagen (Nordrhein-Westfalen)
    Der Campus der Fernuniversität Hagen (Nordrhein-Westfalen) (picture alliance / dpa / Bernd Thissen)
    "Ich bin berufstätig, habe vier Kinder, nebenbei noch studieren, das geht nur an der Fernuni."
    "Ich kann hingehen und mir die Sachen angucken, wann ich dazu in der Lage bin. Ob das jetzt abends oder morgens ist. Oder ich kann auch mal ne Woche lang gar nichts machen."
    Unabhängig und selbstbestimmt zu studieren, ist eines der Hauptargumente für Studierende an der Fernuni Hagen. Eine wichtige Ausnahme gibt es allerdings: Anfang März oder jetzt im September, wenn die Klausuren anstehen. Da kommen alle Studierende exakt zur selben Zeit zusammen, um ihre schriftlichen Prüfungen abzulegen. Der einzige und für alle Studierende unumrückbare Termin der Fernuni im Semester.
    Mit über 80.000 Studierende ist die Fernuni Hagen Deutschlands größte Universität. Ein Zugang zum Internet gehört zu den Studien-Voraussetzungen. Der Campus ist schon lange digital. Studieren lässt sich von jedem Ort der Erde aus. Potsdam, Berlin, München oder auch in Bali oder Südafrika.
    "Wir haben das Moodle, das ist dieser sogenannte virtuelle Studienplatz, und dort tauscht man sich aus, als wenn man sich treffen würde, was ja nicht geht. - Aber Austausch dann in schriftlicher Form? - Ja, in schriftlicher Form. Fragen werden gestellt und beantwortet über andere Kommilitonen oder auch eben über die Professoren."
    Moodle ist die zentrale Online-Plattform, die alle an der Fern-Uni virtuell zusammenführt. Sie ist in den letzten Jahren hinzugekommen und bietet ein breites Forum für Lernende und Lehrende. Aufgaben, Diskussionen, Literatur-Tipps werden hier getauscht, oder Fach-Fragen an die Dozenten gestellt.
    "Die Bildungsforschung zeigt ja, das Studierende mitunter am meisten von anderen Studierenden lernen", sagt Stefan Stürmer. Er ist Professor für Sozialpsychologie an der Fernuniversität Hagen. Auf der Online-Plattform Moodle diskutiert er mit den Studierenden den Lernstoff. Seine Vorlesungen sind per Videostream zu sehen.
    "Also die Kommunikation zw. Studierenden, die Interaktion ist enorm wichtig und das ist eine Herausforderung für eine Fernuniversität."
    Privat initiiert tauschen sie viele Studierende schon längst neben ihrem Studium an der Fernuni über Facebook und andere soziale Medien aus.
    Denn klassischen Studienbrief, eine Art kompaktes Lernheft, gibt auch noch. Den erhalten die Studierenden wie eh und je per Post. Hinzu kommen dann meist noch und eine ganze Reihe an Artikeln aus der Fachliteratur, die über die Online-Bibliothek der Uni downgeloadet werden können. Was für welches Fach jeweils zu lesen und zu lernen ist, steht alles in Moodle. Ebenso wann, welche Online-Lerngruppen zu belegen sind.
    "Virtuelles Praktikum nennt sich das. Man hat dann so eine Adobe-Connect-Treffen mit der Modulbetreuung, die leitet das so an. Und dann muss man sich in virtuellen Kleingruppen per Skype oder Adobe Connect treffen und die Sachen ausarbeiten. Und am Schluss eine Arbeit schreiben."
    Die Online-Universität braucht für die Seminare und die Betreuung der Studierenden allerdings genauso viel Personal wie eine Präsens-Universität. Da die Zahl der Studierenden in den letzten Jahren stark angestiegen ist, wären aktuell 15 neue Professuren notwendig. Die Kapazitätsgrenze ist jetzt erreicht, sagt Rektor Helmut Hoyer.
    "Bei uns sind Professoren und und Professorinnen, die schon das Vierfache an Abschlussarbeiten im Bundesdurchschnitt korrigieren. Wir Menschen sind der limitierende Faktor nicht eben die Technik."
    Für das Fach Psychologie gibt es einen vorläufigen Einstellungstopp. Die Entwicklung der Digitalisierung geht aber weiter. Ab kommenden Wintersemester startet die Fernuni mit einer besonderen App.
    "Um den Studienstart zu verbessern haben wir ein sogenanntes Study-Buddy-Programm entwickelt. Das heißt Studierenden werden zu Beginn ihres Studiums zu Paaren zusammengestellt. Das ist neu. Und teilweise kann man das zukünftig auch mit einer App absolvierend. Über das Smartphone kann man dann mit seinem Study-Buddy kommunizieren, fragen was machst du gerade, an welchen Aufgaben arbeitest du? Das soll dazu beitragen, dass die Studierenden früher ans aktive Studieren kommen und gleichzeitig sozial in die Organisation integriert werden."