Archiv

Campusradios
15 Jahre Radio Q

Moderieren, interviewen, Musik einspielen: Campusradios bieten jungen Leuten eine gute Gelegenheit, erste Erfahrungen in den Medien zu sammeln. Eine der erfolgreichsten Radiostationen mit eigener Frequenz ist Radio Q aus Münster. Das Campusradio der Westfälischen Wilhelms-Universität sendet bereits seit 15 Jahren täglich.

Von Nicole Albers |
    "Einen wunderschönen guten Morgen, ihr hört den Coffeeshop bei Radio Q."
    So können sich die Studierenden in Münster und Steinfurt jeden Morgen wecken lassen. Heute von Thomas Küper.
    "Das Radiomachen hat mich interessiert und ich mag Technik und Mischpulte und blinkende Lichter, und da kam einfach alles zusammen."
    Küper kommt hier voll auf seine Kosten. Mit dem "Coffeeshop" morgens um acht Uhr startet das aktuelle Programm. Auch abends gibt es noch eine zwei- bis dreistündige Sendung, dazwischen läuft zumeist Musik. Die Technik im Sendestudio ist vergleichbar mit professionellen Stationen. Die Teeküche und das Besprechungszimmer versprühen dagegen den Charme einer Studenten-WG. Alles etwas abgerockt, dafür aber gemütlich.
    "Barbara, wenn du das nächste Mal einen O-Ton einplanst, lässt du zwischen den Jingles des Pakets und dem O-Ton eins frei."
    OT, Jingle-Paket – die Fachbegriffe sind Neulingen in kürzester Zeit geläufig. Planung, Recherche, Themensuche – auch inhaltlich wird hier gearbeitet wie bei den Profis. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied, meint Breddy Hörstrup.
    "Hier wird man direkt ans Mikro gelassen. Schreib die Nachrichten und sprich sie morgens im 'Coffeeshop' drei Mal. Und wenn du da Fehler machst, ist das auch in Ordnung, weil niemand ist perfekt hierhingekommen."
    Praxiserfahrung statt Perfektion
    Perfektion ist eben nicht die Voraussetzung, es geht um Praxiserfahrung – und dabei helfen viele Workshops. Ob Moderations- oder Sprechtraining, Musikauswahl oder Interview – das Schulungsangebot kann sich durchaus sehen lassen.
    "Zum einen ist es ein Ausbildungsradio, die Studierenden lernen etwas Berufspraktisches, zum anderen ist ein Infomedium über die Universität - durchaus mit journalistischem Anspruch",
    erklärt Kommunikationswissenschaftler Armin Scholl. Er sitzt im Vorstand von Radio Q. Am Anfang, so erzählt er, mussten so einige dicke Bretter gebohrt werden, um die Universität vom Sinn und Zweck dieses Angebots zu überzeugen.
    Mittlerweile aber ist der Sender eine feste Institution. Was sich im Laufe der Jahre geändert hat, ist das Engagement. Na klar, die, die hier mitarbeiten, seien Feuer und Flamme, meint Scholl. Allerdings blieben sie längst nicht mehr so lange, wie das etwa vor Einführung des Bachelors üblich war.
    "Die alten Platzhirsche gibt's nicht mehr. Es gab früher Leute, die über fünf sechs Jahre beim Sender waren, das ist heute kaum denkbar."
    Zwei, drei Semester, das sei die Durchschnittsverweildauer - und trotzdem, mitnehmen kann jeder etwas, egal was er studiert, meint Scholl.
    "Weil man ja lernt, zu moderieren, mit Leuten zu sprechen, Themen aufzubereiten, recherchieren. Ansonsten würd ich sagen, dass ganz generell diese Teamarbeit, die gefordert ist, dieses sich selbst organisieren, dass man selbstverantwortlich arbeiten muss, ist praktisch für jeden Beruf interessant."
    Abwechslung vom Alltag
    Diese Erfahrung hat zum Beispiel Jutta Löwe gemacht. Die 40-Jährige ist selbstständige Anwältin aus Coesfeld und kam im Verlauf ihres Jura-Studiums zum Uniradio, aus Spaß und als Abwechslung zum doch sehr theorielastigen Studium. Mittlerweile weiß sie, dass es ihr auch beruflich sehr viel gebracht hat.
    "Weil ich zum Beispiel sehr großen Wert darauf lege, Texte auch juristischer Art verständlich zu schreiben oder zu erzählen, wenn ich Vorträge halte. 4,21 und diese Regel, dass man es so schreiben muss oder erzählen, dass der Zuhörer es versteht, ist mir heute noch sehr wichtig."
    Journalist statt Lehrer
    "Mit Breddy Hörstrup. Ab 2015 soll es wieder ein Stadtfest geben, hierzu gab es einen Beschluss des Rates ... "
    Auch Breddy Hörstrup hat in den rund eineinhalb Jahren schon viel gelernt. Und außerdem: Er hat mittlerweile ein klares Ziel. Mit seinem Germanistik- und Geschichtsstudium wollte er eigentlich Lehrer werden. Doch das hat sich komplett erledigt.
    "Durch Radio Q möchte ich Richtung Radiojournalismus gehen. Das ist das Erste, was ich mache, wo ich mir vorstellen kann, das lange zu machen. Mich langweilen schnell Dinge und das passiert beim Journalismus eher nicht."