"Das ist die Photovoltaikanlage. Da entsteht dann der Stromfluss, der geht dann hier runter zum Wechselrichter. Der wandelt dann den Gleichstrom in Wechselstrom um und dann wird das hier zum Einspeisezähler geleitet und der Einspeisezähler zählt dann, wie viel Strom produziert wird."
Naturwissenschaftlicher Unterricht in der Klasse 8c am Kardinal-Frings-Gymnasium in Bonn. Die Schüler hören ein Referat über Solarenergie, Teil eines Projekts zum Thema Klimawandel. Was das ist, haben sie schon gelernt:
"Je mehr CO2 kommt, desto wärmer wird es, das heißt: Eisberge schmelzen ab, es gibt Überflutungen und deswegen kann auch viel Land überschwemmt werden."
"Also ich weiß, dass durch die fossilen Brennstoffe, wenn die verbrannt werden, dass ziemlich viel CO2 in die Luft stößt, und dadurch die Atmosphäre sich mit Treibhausgasen anreichert und dass die Erde wärmer wird."
"Ja, also wir sind quasi die Generation, die das eigentlich ausbaden muss, die dann endgültig entscheiden muss, welche erneuerbaren Energien dann übernommen werden sollen."
Der Klimawandel ist im Schulalltag angekommen. Das gilt vor allem für den naturwissenschaftlichen Unterricht, sagt der Lehrer Markus Lackmann:
"Einmal natürlich die naturwissenschaftlichen Seiten, also: Was ist das überhaupt, wie entsteht Klimawandel, Treibhauseffekt? Welche Ursachen hat das? Welche Folgen hat das? Aber auch durchaus politische Dimensionen mit einzubeziehen, also: Was tun die Menschen vielleicht, um diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten?"
Sie tun ziemlich wenig angesichts des recht umfassenden Wissens um die Folgen der weltweiten Erwärmung. Dabei schien der Klimawandel in der Politik vor einem Jahr angekommen zu sein: Doch beim Klimagipfel in Kopenhagen scheiterte der Versuch, mit einem umfassenden Abkommen die Industrie- und Schwellenländer zum Maßhalten beim Ausstoß von Treibhausgasen zu verpflichten. Ein Rückschlag, von dem sich die Klimapolitik bis heute nicht erholt hat. In den kommenden zwei Wochen läuft im mexikanischen Badeort Cancun die nächste Klimakonferenz - in einem Land, das den Klimawandel selbst bereits zu spüren bekommt. Außenministerin Patricia Espinosa:
""Mexiko ist wie andere Länder auch den Folgen des Klimawandels ausgesetzt. Im Jahr 2005 zum Beispiel haben wir die schlimmste Hurrikan-Saison der Geschichte erlebt und in diesem Jahr 2010 hat es Regen in bisher nie gekannten Mengen gegeben. Die schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte unseres Landes waren die Folge."
Doch die Erwartungen an die Konferenz sind bescheiden: Von einem umfassenden Klimaabkommen ist dieses Mal nicht die Rede. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Erwartungen nicht zu hoch hängen:
"Ich glaube, dass wir in Cancun einige Fortschritte erzielen können. Vor allen Dingen müssen wir im Handeln vorankommen und ich glaube, das kann in Cancun gelingen im Bereich des Waldes, im Bereich der Technologiekooperation und auch vielleicht in der Frage: Mit welchen Standards müssen wir bei der Berichterstattung und Kontrolle vorgehen?"
Mehr ist anscheinend nicht drin - ein auffälliger Kontrast zu den hohen Erwartungen an Kopenhagen. Nach dem Welt-Klimagipfel in Dänemark mit weit über 100 Staats- und Regierungschefs hat sich die Stimmung gedreht. Die Befürworter eines ehrgeizigen Klimaschutzes hatten sich nicht durchgesetzt - jetzt hatten die Gegner das Wort. Selbst Interessengruppen, die die Realität des Klimawandels infrage stellen, bekamen plötzlich wieder Raum in den Medien. Sie konnten mit einem offensichtlichen Fehler im Bericht des Weltklimarates IPCC punkten, also des Gremiums, das die Erkenntnisse der Wissenschaft um den Klimawandel zusammenfasst. Der Weltklimarat hatte davor gewarnt, dass die Gletscher im Himalaja bis zum Jahr 2035 abschmelzen - ein Prozess, der unbestritten stattfindet, der aber nicht wenige Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte dauert. Dieser Fehler schmälerte Reputation des IPCC empfindlich, auch wenn der Inter Academy Council, ein Zusammenschluss der Wissenschaftsakademien weltweit, den Vorwurf unkorrekter Arbeit des Weltklimarats zurückwies und als Konsequenz vor allem eine Professionalisierung des bisher ehrenamtlichen Gremiums empfahl. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
"Im Umgang mit dem Mediensturm, der sich daraufhin dann entwickelt hat, hat sich dann eben doch die organisatorische Schwäche des IPCC gezeigt, es gab praktisch keine effektive Struktur, wie man Dinge richtigstellen kann, die in den Medien behauptet werden, wie man mit einem solchen Fehler umgehen kann."
In der Klimawissenschaft ist heute unstrittig, dass der Mensch das Klima weltweit erwärmt - ein Trend, der sich anders als von Klimaskeptikern behauptet auch in den vergangenen Jahren fortgesetzt hat. 2010, so die US-Klimabehörde NOAA, kann das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Stefan Rahmstorf:
"Es ist in den letzten zehn Jahren wärmer geworden. Nicht nur waren die letzten zehn Jahre das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern auch innerhalb des Jahrzehnts hat sich der Erwärmungstrend fortgesetzt."
Auch wenn die Klimakonferenz von Kopenhagen vor einem Jahr keinen Durchbruch erzielte: Ein Ergebnis zählt dennoch - der Vorsatz, die weltweite Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert um höchstens zwei Grad steigen zu lassen. Die einzelnen Länder wurden aufgefordert, ihre Pläne hierfür an das UN-Klimasekretariat in Bonn zu melden - die Europäische Union zum Beispiel will den CO2-Ausstoß bis 2020 um mindestens 20 Prozent unter den Wert von 1990 drücken. Aus anderen Teilen der Welt kamen überwiegend weniger ehrgeizige Ziele. Solche Pläne reichen allerdings nicht, um den Klimawandel zu stoppen: Klimawissenschaftler sehen den Temperaturanstieg eher bei drei bis vier Grad, wenn die Anstrengungen nicht erhöht werden. Dabei hat selbst eine Erwärmung der Erdatmosphäre um zwei Grad gravierende Folgen:
"Viele Wissenschaftler, mich selbst eingeschlossen, sehen diese Zwei-Grad-Grenze als eher zu hoch an, weil ich denke, dass die Folgen auch bei zwei Grad globaler Erwärmung doch sehr massiv sein werden, zum Beispiel besteht eine erhebliche Gefahr, den grönländischen Eisschild zu destabilisieren, auch bei zwei Grad Erwärmung. Wahrscheinlich nach jetzigem Kenntnisstand werden ganze Inselstaaten untergehen und im Laufe von einigen Jahrhunderten der Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen, auch wenn wir die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen."
Doch Klimaschutz ist teuer - rund ein Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts müsste nach einem Report des ehemaligen Weltbank Chefökonomen Nicholas Stern aufgewendet werden, um die Weltklimakatastrophe noch abzuwenden. Vor allem die Energieversorgung und der Verkehr müssen auf Quellen umgestellt werden, die keine oder kaum noch Treibhausgase ausstoßen. Außerdem geht es darum, die Entwaldung vor allem in den Tropen zu stoppen. Doch das kostet. Jährlich Hunderte Milliarden Euro! Eine enorme Summe. Nichthandeln käme allerdings noch teurer, und zwar fünf bis 20 Mal. Und: Klimaschutz kann nur erfolgreich sein, wenn sich zumindest die überwiegende Mehrheit der großen Emittenten von Treibhausgasen daran beteiligt. Doch vor allem die großen Energieerzeuger und die industriellen Großverbraucher von Energie rund um den Globus versuchen, weitergehende einseitige Zusagen ihrer jeweiligen Regierungen im Klimaschutz zu verhindern. Zum Beispiel in der Metallindustrie. Oliver Bell, Konzernvorstand der Hydro Aluminium in Grevenbroich, ist Vorsitzender einer Initiative, die sich "Metalle pro Klima" nennt.
"Also, wir als Industrie unterstützen ein internationales Klimaabkommen. Die Sorge besteht eben in der Vorreiterrolle. Wenn wir vorangehen und alle anderen sagen: Wir folgen nicht, dann haben wir einen einseitigen Wettbewerbsnachteil. Und die Sorge ist einfach an Cancun, wenn wir auch jetzt noch mal reflektieren: Was passiert in den einzelnen Ländern: Wenn wir nach USA schauen, was wird denn passieren jetzt durch die neue Situation, die Obama hat. Wer wird sich mehr auf das Inland fokussieren, auf die Wirtschaft. Wird er damit die Klimaziele nach oben hängen? Vermutlich nein."
In der Tat ist der Stimmungswandel in den USA besonders krass. Bei den Kongresswahlen im Oktober gingen viele Mandate an Klimaschutz-Gegner, die mit aus ihrer Sicht zu hohen Kosten des Klimaschutzes argumentieren. Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff schließt daraus:
"Die Wahlen in den USA haben ja im Repräsentantenhaus ne konservative Mehrheit hervorgebracht, auch im Senat ist die Kontrolle der Demokraten weg. Da braucht man 60 Stimmen, nicht die 51, die sie jetzt haben. Das bedeutet ganz klar, dass ein Präsident, der mit einem Klimaschutz-Abkommen ins Parlament kommt, dort scheitern wird."
Doch hinter der Weigerung der USA zu weitergehenden Zugeständnissen können sich viele Staaten verstecken. Die Amerikaner haben unter den großen Industrieländern mit Abstand den höchsten Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen: Jeder US-Bürger produziert jährlich rund 20 Tonnen CO2, das ist etwa doppelt so viel wie ein Deutscher und vier mal so viel wie eine Chinese. China macht auch deshalb Zugeständnisse davon abhängig, dass sich auch die Amerikaner bewegen. Dabei kann sich Pekings Klimapolitik international eigentlich durchaus sehen lassen, sagt Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats:
"Meiner Ansicht nach ist das beste Beispiel dafür China, das in den vergangenen fünf Jahren Gesetze zum Klimaschutz gemacht hat und derzeit dabei ist, auch für den nächsten, den elften Fünfjahresplan, klare Ziele für Energieeffizienz und erneuerbare Energien festzulegen. Angesichts der Entwicklung in der Vergangenheit gibt es keinen Zweifel, dass sie ihre Ziele nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen haben und es ist gut möglich, dass sie sie erneut übertreffen."
Allerdings hat China es bisher abgelehnt, die Ergebnisse dieser Anstrengungen international kontrollieren zu lassen. Ein Grund dafür ist die bislang starre Position der USA, sagt Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch.
"Wenn die USA als das Industrieland, das vier Mal so hohen Pro-Kopf-Ausstoß hat wie wir, nicht bereit sind, was zu machen, dann könnt Ihr von uns als Schwellenland das nicht erwarten."
Die Europäische Union hat von den großen Parteien im Klima-Poker die ehrgeizigsten Ziele: Bis 2020 sollen der Energieverbrauch um 20 Prozent sinken, der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent steigen und der CO2-Ausstoß um mindestens 20 Prozent sinken. Und wenn andere große Industrie- und Schwellenländer beim Klimaschutz mitziehen, verspricht Connie Hedegaard, die Klimakommissarin der EU, noch mehr:
"Also zunächst einmal sagen wir noch immer, auch in Cancun, wir stehen zu unserem alten Versprechen, dass, wenn andere auch vernünftige Beiträge leisten, dann erhöhen wir auf 30 Prozent. Keine Diskussion! Und es gibt auch keine andere Region in der Welt, die sich einseitig auf 20 Prozent verpflichtet hat, und die das nicht nur gesagt hat, sondern auch konkrete Pläne, Land für Land, gemacht hat, die festlegen, so werden wir dieses Ziel erreichen. Da ist die EU weit vorne."
Ein Schritt, den die EU nach Ansicht vieler Mitglieder schon längst hätte gehen sollen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen sprach sich im Sommer zusammen mit seinen Amtskollegen aus Großbritannien und Frankreich für eine Erhöhung des Ziels aus. Der technische Fortschritt verlaufe so schnell, dass die EU-Klimaziele kostengünstiger zu erreichen wären als bisher. Durchsetzen konnten die drei Minister sich damit in der EU freilich nicht. Und auch unter den Regierungsparteien in Deutschland ist das Thema umstritten, Alexander Graf Lambsdorff von der FDP ist gegen höhere Ziele:
"Nun, das ist das Bild vom Vorreiter. Die Europäische Union möchte Vorreiter sein. Aber ein Vorreiter, der keine Nachreiter hat, ist ein ziemlich isolierter alleine Reitender. Ich glaube dass wir deswegen mit der 20-20-20-Regel, die wir im Moment haben, also, worin auch die 20 Prozent CO2-Reduzierung enthalten sind, ganz gut fahren."
Nach Ansicht von Christoph Bals von Germanwatch wäre dagegen eine Erhöhung der Klimaschutz-Ziele in Europa ein wichtiger Impuls auch für andere Länder. Derzeit setze die EU mit ihrer Zurückhaltung ihre Vorreiterrolle im Klimaschutz aufs Spiel.
"Es ist schon tragisch anzusehen, dass die EU, die tatsächlich lange eine Vorreiterrolle innegehabt hat bei den Industrieländern, und die auch eine Industrie im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien aufgebaut hat, die weltweit eine Vorreiterrolle innehatte, dass denen jetzt zunehmend von der rasanten Entwicklung in vielen Schwellenländern, zum Beispiel in China, zum Beispiel in Südkorea, zum Beispiel in Brasilien, der Rang abgelaufen wird."
Auch innerhalb Europas gibt es im Klimaschutz Vorreiter und Nachzügler. Deutschland will zu den Vorreitern gehören, betont Bundeskanzlerin Angela Merkel.
"Wir haben uns unter Druck gesetzt durch unsere eigenen Zielvorstellungen: 40 Prozent Reduktion der CO2-Emissionen bis zum Jahre 2020. Das ist viel. Bis 2050 um 80 bis 95 Prozent - das ist sehr, sehr anspruchsvoll."
Die Bundesregierung hält sich zugute, mit ihrem Energiekonzept einen Plan vorgelegt zu haben, wie diese Ziele erreicht werden können: Die Atomlaufzeiten werden verlängert, erneuerbare Energien ausgebaut und die Energieeffizienz gefördert. Kritiker sehen in dem Konzept allerdings einen Rückschritt - die Verlängerung der Atomlaufzeiten bremse den Ausbau erneuerbarer Energien und die geplanten Maßnahmen seien unzureichend, um die hohen Ziele zu erreichen. Jürgen Trittin, ehemals Bundesumweltminister und heute Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, verweist auf Emissionsquellen, die auch nach einer weitgehenden Umstellung der Energieversorgung bestehen bleiben:
"Ich sage: Sie reißen den Klimaschutz! Wer 2050 80 Prozent des Stroms erneuerbar erzeugt, der wird das Zwei-Grad-Ziel nicht einhalten können. Er wird das nämlich nur können, wenn er vorher alle Zementwerke, alle Stahlwerke in diesem Land schließt und den Kühen verbietet, Fladen zu produzieren. Das sind nämlich die Emissionen, die wir jenseits der Energie noch haben werden."
Auch die in der Gruppe der 77 zusammengeschlossenen Entwicklungsländer wollen vor einer Zustimmung zu Klimaschutz-Abkommen mehr Engagement der USA sowie anderer Industriestaaten sehen. Ihr Argument: Die Industriestaaten haben den Klimawandel verursacht, sie müssen deshalb auch die Folgen tragen. Vor allem müssten sie Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen - etwa beim Deichbau oder beim Bau von Anlagen zur künstlichen Bewässerung, wenn der Regen unregelmäßiger fällt. In Kopenhagen waren die Industrieländer aufgefordert worden, schnell Geld für Anpassung und Linderung des Klimawandels zur Verfügung zu stellen. Solche Zusagen kamen dann auch, allerdings wurden oft Entwicklungshilfe-Gelder nur umdeklariert, sodass die Empfängerländer nichts zusätzlich bekamen. Dies muss sich ändern, fordert Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats.
"Die industrialisierten Staaten müssen unbedingt verstehen, dass die schnelle Anschubfinanzierung ein Schlüssel für den Erfolg in Cancun ist und dass sie sehr transparent vorgehen müssen, was die Quellen und die Zuteilung des Geldes angeht, das im Jahr 2010 gezahlt wird. Und sie müssen eindeutig klar machen, dass neue und zusätzliche Mittel zu Verfügung gestellt werden und dass dieses Geld gleichmäßig für Anpassung und Linderung des Klimawandels aufgeteilt wird."
Auch wenn die Industriestaaten zahlen - ein umfassendes Klimaschutzabkommen steht in Cancun nicht auf der Tagesordnung. Ein Erfolg wäre die Konferenz schon, wenn es in Teilbereichen eine Einigung gäbe - etwa beim Schutz von Wäldern. Ungefähr ein Fünftel des Treibhauseffektes geht auf die Abholzung der tropischen Urwälder zurück. Die Länder, die noch über Urwald verfügen, verlangen eine Entschädigung, wenn sie auf die Nutzung ihres Holzes und der Flächen für die Landwirtschaft verzichten. Verglichen mit dem Umbau der Energiewirtschaft ist Urwaldschutz relativ kostengünstig - doch auch hier müssen Milliarden fließen. Außerdem geht es um die Zukunft des Kyoto-Protokolls, das die teilnehmenden Industriestaaten bis zum Jahr 2012 zu einer Reduktion ihres CO2-Ausstoßes um fünf Prozent verpflichtet. Ob es mit neuen Reduktionspflichten fortgeschrieben wird, ist umstritten, vor allem weil die USA und große Schwellenländer hier keine Verpflichtungen übernommen hatten - und vor allem die Schwellenländer dafür gesorgt haben, dass der CO2-Ausstoß weltweit immer weiter ansteigt. Christoph Bals von Germanwatch hofft auch auf eine verbindliche Festschreibung des Zwei-Grad-Ziels - und auf einen Fahrplan, um die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Klimaschutz zu schließen:
"Was man in Cancun versucht, ist, einige Pakete von wichtigen Entscheidungen jetzt zu erreichen und gleichzeitig ein Mandat für weitere Verhandlungen zu erreichen, um ein Jahr später in Südafrika ein Abkommen fertig zu bekommen und im Jahr 2014/15 dann die Lücke zwischen diesem Abkommen und dem soviel beschworenen Zwei-Grad-Limit schließen zu können."
Auch nach Cancun wird der Verhandlungsmarathon also weitergehen. Und auch Markus Lackmann, der Lehrer für Naturwissenschaften am Bonner Kardinal-Frings-Gymnasium, stellt sich darauf ein, den Klimawandel im Unterricht noch häufig aufgreifen zu können - oder zu müssen.
"Wir hatten in der letzten Stunde ein Referat über die Reihe der Klimakonferenzen und es ist dann doch sehr auffällig immer, wenn man sieht, wie eklatant das Missverhältnis zwischen Ertrag und Aufwand ist. Weit über zehn Konferenzen haben stattgefunden und substanziell letztlich außer Kyoto und gewissen kleinen Weiterentwicklungen hat sich ja nichts getan. Es ist schon so, dass man eigentlich erwarten müsste ob der doch inzwischen akzeptierten und bekannten Problematik, dass politisch mehr rum käme. Aber es ist wie immer: Wo viele zusammensitzen und einen Kompromiss suchen, kommt man leider oft nicht so weit."
Naturwissenschaftlicher Unterricht in der Klasse 8c am Kardinal-Frings-Gymnasium in Bonn. Die Schüler hören ein Referat über Solarenergie, Teil eines Projekts zum Thema Klimawandel. Was das ist, haben sie schon gelernt:
"Je mehr CO2 kommt, desto wärmer wird es, das heißt: Eisberge schmelzen ab, es gibt Überflutungen und deswegen kann auch viel Land überschwemmt werden."
"Also ich weiß, dass durch die fossilen Brennstoffe, wenn die verbrannt werden, dass ziemlich viel CO2 in die Luft stößt, und dadurch die Atmosphäre sich mit Treibhausgasen anreichert und dass die Erde wärmer wird."
"Ja, also wir sind quasi die Generation, die das eigentlich ausbaden muss, die dann endgültig entscheiden muss, welche erneuerbaren Energien dann übernommen werden sollen."
Der Klimawandel ist im Schulalltag angekommen. Das gilt vor allem für den naturwissenschaftlichen Unterricht, sagt der Lehrer Markus Lackmann:
"Einmal natürlich die naturwissenschaftlichen Seiten, also: Was ist das überhaupt, wie entsteht Klimawandel, Treibhauseffekt? Welche Ursachen hat das? Welche Folgen hat das? Aber auch durchaus politische Dimensionen mit einzubeziehen, also: Was tun die Menschen vielleicht, um diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten?"
Sie tun ziemlich wenig angesichts des recht umfassenden Wissens um die Folgen der weltweiten Erwärmung. Dabei schien der Klimawandel in der Politik vor einem Jahr angekommen zu sein: Doch beim Klimagipfel in Kopenhagen scheiterte der Versuch, mit einem umfassenden Abkommen die Industrie- und Schwellenländer zum Maßhalten beim Ausstoß von Treibhausgasen zu verpflichten. Ein Rückschlag, von dem sich die Klimapolitik bis heute nicht erholt hat. In den kommenden zwei Wochen läuft im mexikanischen Badeort Cancun die nächste Klimakonferenz - in einem Land, das den Klimawandel selbst bereits zu spüren bekommt. Außenministerin Patricia Espinosa:
""Mexiko ist wie andere Länder auch den Folgen des Klimawandels ausgesetzt. Im Jahr 2005 zum Beispiel haben wir die schlimmste Hurrikan-Saison der Geschichte erlebt und in diesem Jahr 2010 hat es Regen in bisher nie gekannten Mengen gegeben. Die schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte unseres Landes waren die Folge."
Doch die Erwartungen an die Konferenz sind bescheiden: Von einem umfassenden Klimaabkommen ist dieses Mal nicht die Rede. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Erwartungen nicht zu hoch hängen:
"Ich glaube, dass wir in Cancun einige Fortschritte erzielen können. Vor allen Dingen müssen wir im Handeln vorankommen und ich glaube, das kann in Cancun gelingen im Bereich des Waldes, im Bereich der Technologiekooperation und auch vielleicht in der Frage: Mit welchen Standards müssen wir bei der Berichterstattung und Kontrolle vorgehen?"
Mehr ist anscheinend nicht drin - ein auffälliger Kontrast zu den hohen Erwartungen an Kopenhagen. Nach dem Welt-Klimagipfel in Dänemark mit weit über 100 Staats- und Regierungschefs hat sich die Stimmung gedreht. Die Befürworter eines ehrgeizigen Klimaschutzes hatten sich nicht durchgesetzt - jetzt hatten die Gegner das Wort. Selbst Interessengruppen, die die Realität des Klimawandels infrage stellen, bekamen plötzlich wieder Raum in den Medien. Sie konnten mit einem offensichtlichen Fehler im Bericht des Weltklimarates IPCC punkten, also des Gremiums, das die Erkenntnisse der Wissenschaft um den Klimawandel zusammenfasst. Der Weltklimarat hatte davor gewarnt, dass die Gletscher im Himalaja bis zum Jahr 2035 abschmelzen - ein Prozess, der unbestritten stattfindet, der aber nicht wenige Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte dauert. Dieser Fehler schmälerte Reputation des IPCC empfindlich, auch wenn der Inter Academy Council, ein Zusammenschluss der Wissenschaftsakademien weltweit, den Vorwurf unkorrekter Arbeit des Weltklimarats zurückwies und als Konsequenz vor allem eine Professionalisierung des bisher ehrenamtlichen Gremiums empfahl. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
"Im Umgang mit dem Mediensturm, der sich daraufhin dann entwickelt hat, hat sich dann eben doch die organisatorische Schwäche des IPCC gezeigt, es gab praktisch keine effektive Struktur, wie man Dinge richtigstellen kann, die in den Medien behauptet werden, wie man mit einem solchen Fehler umgehen kann."
In der Klimawissenschaft ist heute unstrittig, dass der Mensch das Klima weltweit erwärmt - ein Trend, der sich anders als von Klimaskeptikern behauptet auch in den vergangenen Jahren fortgesetzt hat. 2010, so die US-Klimabehörde NOAA, kann das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Stefan Rahmstorf:
"Es ist in den letzten zehn Jahren wärmer geworden. Nicht nur waren die letzten zehn Jahre das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern auch innerhalb des Jahrzehnts hat sich der Erwärmungstrend fortgesetzt."
Auch wenn die Klimakonferenz von Kopenhagen vor einem Jahr keinen Durchbruch erzielte: Ein Ergebnis zählt dennoch - der Vorsatz, die weltweite Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert um höchstens zwei Grad steigen zu lassen. Die einzelnen Länder wurden aufgefordert, ihre Pläne hierfür an das UN-Klimasekretariat in Bonn zu melden - die Europäische Union zum Beispiel will den CO2-Ausstoß bis 2020 um mindestens 20 Prozent unter den Wert von 1990 drücken. Aus anderen Teilen der Welt kamen überwiegend weniger ehrgeizige Ziele. Solche Pläne reichen allerdings nicht, um den Klimawandel zu stoppen: Klimawissenschaftler sehen den Temperaturanstieg eher bei drei bis vier Grad, wenn die Anstrengungen nicht erhöht werden. Dabei hat selbst eine Erwärmung der Erdatmosphäre um zwei Grad gravierende Folgen:
"Viele Wissenschaftler, mich selbst eingeschlossen, sehen diese Zwei-Grad-Grenze als eher zu hoch an, weil ich denke, dass die Folgen auch bei zwei Grad globaler Erwärmung doch sehr massiv sein werden, zum Beispiel besteht eine erhebliche Gefahr, den grönländischen Eisschild zu destabilisieren, auch bei zwei Grad Erwärmung. Wahrscheinlich nach jetzigem Kenntnisstand werden ganze Inselstaaten untergehen und im Laufe von einigen Jahrhunderten der Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen, auch wenn wir die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen."
Doch Klimaschutz ist teuer - rund ein Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts müsste nach einem Report des ehemaligen Weltbank Chefökonomen Nicholas Stern aufgewendet werden, um die Weltklimakatastrophe noch abzuwenden. Vor allem die Energieversorgung und der Verkehr müssen auf Quellen umgestellt werden, die keine oder kaum noch Treibhausgase ausstoßen. Außerdem geht es darum, die Entwaldung vor allem in den Tropen zu stoppen. Doch das kostet. Jährlich Hunderte Milliarden Euro! Eine enorme Summe. Nichthandeln käme allerdings noch teurer, und zwar fünf bis 20 Mal. Und: Klimaschutz kann nur erfolgreich sein, wenn sich zumindest die überwiegende Mehrheit der großen Emittenten von Treibhausgasen daran beteiligt. Doch vor allem die großen Energieerzeuger und die industriellen Großverbraucher von Energie rund um den Globus versuchen, weitergehende einseitige Zusagen ihrer jeweiligen Regierungen im Klimaschutz zu verhindern. Zum Beispiel in der Metallindustrie. Oliver Bell, Konzernvorstand der Hydro Aluminium in Grevenbroich, ist Vorsitzender einer Initiative, die sich "Metalle pro Klima" nennt.
"Also, wir als Industrie unterstützen ein internationales Klimaabkommen. Die Sorge besteht eben in der Vorreiterrolle. Wenn wir vorangehen und alle anderen sagen: Wir folgen nicht, dann haben wir einen einseitigen Wettbewerbsnachteil. Und die Sorge ist einfach an Cancun, wenn wir auch jetzt noch mal reflektieren: Was passiert in den einzelnen Ländern: Wenn wir nach USA schauen, was wird denn passieren jetzt durch die neue Situation, die Obama hat. Wer wird sich mehr auf das Inland fokussieren, auf die Wirtschaft. Wird er damit die Klimaziele nach oben hängen? Vermutlich nein."
In der Tat ist der Stimmungswandel in den USA besonders krass. Bei den Kongresswahlen im Oktober gingen viele Mandate an Klimaschutz-Gegner, die mit aus ihrer Sicht zu hohen Kosten des Klimaschutzes argumentieren. Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff schließt daraus:
"Die Wahlen in den USA haben ja im Repräsentantenhaus ne konservative Mehrheit hervorgebracht, auch im Senat ist die Kontrolle der Demokraten weg. Da braucht man 60 Stimmen, nicht die 51, die sie jetzt haben. Das bedeutet ganz klar, dass ein Präsident, der mit einem Klimaschutz-Abkommen ins Parlament kommt, dort scheitern wird."
Doch hinter der Weigerung der USA zu weitergehenden Zugeständnissen können sich viele Staaten verstecken. Die Amerikaner haben unter den großen Industrieländern mit Abstand den höchsten Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen: Jeder US-Bürger produziert jährlich rund 20 Tonnen CO2, das ist etwa doppelt so viel wie ein Deutscher und vier mal so viel wie eine Chinese. China macht auch deshalb Zugeständnisse davon abhängig, dass sich auch die Amerikaner bewegen. Dabei kann sich Pekings Klimapolitik international eigentlich durchaus sehen lassen, sagt Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats:
"Meiner Ansicht nach ist das beste Beispiel dafür China, das in den vergangenen fünf Jahren Gesetze zum Klimaschutz gemacht hat und derzeit dabei ist, auch für den nächsten, den elften Fünfjahresplan, klare Ziele für Energieeffizienz und erneuerbare Energien festzulegen. Angesichts der Entwicklung in der Vergangenheit gibt es keinen Zweifel, dass sie ihre Ziele nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen haben und es ist gut möglich, dass sie sie erneut übertreffen."
Allerdings hat China es bisher abgelehnt, die Ergebnisse dieser Anstrengungen international kontrollieren zu lassen. Ein Grund dafür ist die bislang starre Position der USA, sagt Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch.
"Wenn die USA als das Industrieland, das vier Mal so hohen Pro-Kopf-Ausstoß hat wie wir, nicht bereit sind, was zu machen, dann könnt Ihr von uns als Schwellenland das nicht erwarten."
Die Europäische Union hat von den großen Parteien im Klima-Poker die ehrgeizigsten Ziele: Bis 2020 sollen der Energieverbrauch um 20 Prozent sinken, der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent steigen und der CO2-Ausstoß um mindestens 20 Prozent sinken. Und wenn andere große Industrie- und Schwellenländer beim Klimaschutz mitziehen, verspricht Connie Hedegaard, die Klimakommissarin der EU, noch mehr:
"Also zunächst einmal sagen wir noch immer, auch in Cancun, wir stehen zu unserem alten Versprechen, dass, wenn andere auch vernünftige Beiträge leisten, dann erhöhen wir auf 30 Prozent. Keine Diskussion! Und es gibt auch keine andere Region in der Welt, die sich einseitig auf 20 Prozent verpflichtet hat, und die das nicht nur gesagt hat, sondern auch konkrete Pläne, Land für Land, gemacht hat, die festlegen, so werden wir dieses Ziel erreichen. Da ist die EU weit vorne."
Ein Schritt, den die EU nach Ansicht vieler Mitglieder schon längst hätte gehen sollen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen sprach sich im Sommer zusammen mit seinen Amtskollegen aus Großbritannien und Frankreich für eine Erhöhung des Ziels aus. Der technische Fortschritt verlaufe so schnell, dass die EU-Klimaziele kostengünstiger zu erreichen wären als bisher. Durchsetzen konnten die drei Minister sich damit in der EU freilich nicht. Und auch unter den Regierungsparteien in Deutschland ist das Thema umstritten, Alexander Graf Lambsdorff von der FDP ist gegen höhere Ziele:
"Nun, das ist das Bild vom Vorreiter. Die Europäische Union möchte Vorreiter sein. Aber ein Vorreiter, der keine Nachreiter hat, ist ein ziemlich isolierter alleine Reitender. Ich glaube dass wir deswegen mit der 20-20-20-Regel, die wir im Moment haben, also, worin auch die 20 Prozent CO2-Reduzierung enthalten sind, ganz gut fahren."
Nach Ansicht von Christoph Bals von Germanwatch wäre dagegen eine Erhöhung der Klimaschutz-Ziele in Europa ein wichtiger Impuls auch für andere Länder. Derzeit setze die EU mit ihrer Zurückhaltung ihre Vorreiterrolle im Klimaschutz aufs Spiel.
"Es ist schon tragisch anzusehen, dass die EU, die tatsächlich lange eine Vorreiterrolle innegehabt hat bei den Industrieländern, und die auch eine Industrie im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien aufgebaut hat, die weltweit eine Vorreiterrolle innehatte, dass denen jetzt zunehmend von der rasanten Entwicklung in vielen Schwellenländern, zum Beispiel in China, zum Beispiel in Südkorea, zum Beispiel in Brasilien, der Rang abgelaufen wird."
Auch innerhalb Europas gibt es im Klimaschutz Vorreiter und Nachzügler. Deutschland will zu den Vorreitern gehören, betont Bundeskanzlerin Angela Merkel.
"Wir haben uns unter Druck gesetzt durch unsere eigenen Zielvorstellungen: 40 Prozent Reduktion der CO2-Emissionen bis zum Jahre 2020. Das ist viel. Bis 2050 um 80 bis 95 Prozent - das ist sehr, sehr anspruchsvoll."
Die Bundesregierung hält sich zugute, mit ihrem Energiekonzept einen Plan vorgelegt zu haben, wie diese Ziele erreicht werden können: Die Atomlaufzeiten werden verlängert, erneuerbare Energien ausgebaut und die Energieeffizienz gefördert. Kritiker sehen in dem Konzept allerdings einen Rückschritt - die Verlängerung der Atomlaufzeiten bremse den Ausbau erneuerbarer Energien und die geplanten Maßnahmen seien unzureichend, um die hohen Ziele zu erreichen. Jürgen Trittin, ehemals Bundesumweltminister und heute Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, verweist auf Emissionsquellen, die auch nach einer weitgehenden Umstellung der Energieversorgung bestehen bleiben:
"Ich sage: Sie reißen den Klimaschutz! Wer 2050 80 Prozent des Stroms erneuerbar erzeugt, der wird das Zwei-Grad-Ziel nicht einhalten können. Er wird das nämlich nur können, wenn er vorher alle Zementwerke, alle Stahlwerke in diesem Land schließt und den Kühen verbietet, Fladen zu produzieren. Das sind nämlich die Emissionen, die wir jenseits der Energie noch haben werden."
Auch die in der Gruppe der 77 zusammengeschlossenen Entwicklungsländer wollen vor einer Zustimmung zu Klimaschutz-Abkommen mehr Engagement der USA sowie anderer Industriestaaten sehen. Ihr Argument: Die Industriestaaten haben den Klimawandel verursacht, sie müssen deshalb auch die Folgen tragen. Vor allem müssten sie Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen - etwa beim Deichbau oder beim Bau von Anlagen zur künstlichen Bewässerung, wenn der Regen unregelmäßiger fällt. In Kopenhagen waren die Industrieländer aufgefordert worden, schnell Geld für Anpassung und Linderung des Klimawandels zur Verfügung zu stellen. Solche Zusagen kamen dann auch, allerdings wurden oft Entwicklungshilfe-Gelder nur umdeklariert, sodass die Empfängerländer nichts zusätzlich bekamen. Dies muss sich ändern, fordert Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats.
"Die industrialisierten Staaten müssen unbedingt verstehen, dass die schnelle Anschubfinanzierung ein Schlüssel für den Erfolg in Cancun ist und dass sie sehr transparent vorgehen müssen, was die Quellen und die Zuteilung des Geldes angeht, das im Jahr 2010 gezahlt wird. Und sie müssen eindeutig klar machen, dass neue und zusätzliche Mittel zu Verfügung gestellt werden und dass dieses Geld gleichmäßig für Anpassung und Linderung des Klimawandels aufgeteilt wird."
Auch wenn die Industriestaaten zahlen - ein umfassendes Klimaschutzabkommen steht in Cancun nicht auf der Tagesordnung. Ein Erfolg wäre die Konferenz schon, wenn es in Teilbereichen eine Einigung gäbe - etwa beim Schutz von Wäldern. Ungefähr ein Fünftel des Treibhauseffektes geht auf die Abholzung der tropischen Urwälder zurück. Die Länder, die noch über Urwald verfügen, verlangen eine Entschädigung, wenn sie auf die Nutzung ihres Holzes und der Flächen für die Landwirtschaft verzichten. Verglichen mit dem Umbau der Energiewirtschaft ist Urwaldschutz relativ kostengünstig - doch auch hier müssen Milliarden fließen. Außerdem geht es um die Zukunft des Kyoto-Protokolls, das die teilnehmenden Industriestaaten bis zum Jahr 2012 zu einer Reduktion ihres CO2-Ausstoßes um fünf Prozent verpflichtet. Ob es mit neuen Reduktionspflichten fortgeschrieben wird, ist umstritten, vor allem weil die USA und große Schwellenländer hier keine Verpflichtungen übernommen hatten - und vor allem die Schwellenländer dafür gesorgt haben, dass der CO2-Ausstoß weltweit immer weiter ansteigt. Christoph Bals von Germanwatch hofft auch auf eine verbindliche Festschreibung des Zwei-Grad-Ziels - und auf einen Fahrplan, um die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Klimaschutz zu schließen:
"Was man in Cancun versucht, ist, einige Pakete von wichtigen Entscheidungen jetzt zu erreichen und gleichzeitig ein Mandat für weitere Verhandlungen zu erreichen, um ein Jahr später in Südafrika ein Abkommen fertig zu bekommen und im Jahr 2014/15 dann die Lücke zwischen diesem Abkommen und dem soviel beschworenen Zwei-Grad-Limit schließen zu können."
Auch nach Cancun wird der Verhandlungsmarathon also weitergehen. Und auch Markus Lackmann, der Lehrer für Naturwissenschaften am Bonner Kardinal-Frings-Gymnasium, stellt sich darauf ein, den Klimawandel im Unterricht noch häufig aufgreifen zu können - oder zu müssen.
"Wir hatten in der letzten Stunde ein Referat über die Reihe der Klimakonferenzen und es ist dann doch sehr auffällig immer, wenn man sieht, wie eklatant das Missverhältnis zwischen Ertrag und Aufwand ist. Weit über zehn Konferenzen haben stattgefunden und substanziell letztlich außer Kyoto und gewissen kleinen Weiterentwicklungen hat sich ja nichts getan. Es ist schon so, dass man eigentlich erwarten müsste ob der doch inzwischen akzeptierten und bekannten Problematik, dass politisch mehr rum käme. Aber es ist wie immer: Wo viele zusammensitzen und einen Kompromiss suchen, kommt man leider oft nicht so weit."
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