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Car-Sharing
Sharenow stellt Betrieb in den USA und Teilen Europas ein

Unsicherheit in der Autobranche und teure Betriebskosten - so die Hauptgründe für den Rückzug des Carsharing-Betreibers Sharenow aus den USA und europäischen Großstädten. Das verwundert, denn laut Experten liegt Carsharing voll im Trend. Die Realität aber sieht anders aus.

Von Mischa Ehrhardt |
Carsharing Auto von ShareNow
Daimler und BMW kooperieren beim Car-Sharing als ShareNow (Imago / Jürgen Ritter)
Extrem schwierige Umstände nennt ShareNow als Grund für den Rückzug aus Nordamerika und aus den europäischen Großstädten London, Brüssel und Florenz. Die allgemeine Unsicherheit in der Autobranche und teure Betriebskosten spielen dabei für den Abschied aus den USA und Kanada die Hauptrolle.
"Das ist im Moment eine schwierige Situation für die Carsharing-Anbieter. In Amerika hängt es natürlich auch damit zusammen, dass es dort eine harte Konkurrenz zu den Fahrdiensten wie Uber und Lift gibt. Interessant ist es jetzt zu gucken: Was passiert in Europa? Man kann das auch als eine Art Wellenbewegung sehen und im Moment scheinen wir wieder unten am Boden zu sein".
Sagt Weert Canzler, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Dem stimmt auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen zu.
Nachfrage nach Autos ist ungebrochen
Er verweist zudem auf Studien seines Auto-Forschungsinstitutes, die zeigen, dass in den vergangenen zehn Jahren die Zahl privater Autos und deren Dichte gemessen an der Zahl der Einwohner kontinuierlich zugenommen hat. Zwar sind Alternativen wie Carsharing angesichts des Klimawandels in aller Munde, doch Dudenhöffers Statistiken zur Sharing-Branche sprechen eine andere Sprache.
"Die haben 20.000 Autos und das bei 2,5 Millionen Nutzern. Das heißt, nach meiner Einschätzung sind da sehr viele Karteileichen drin. Also die sind gekommen weil sie ein kleines Geschenk gekriegt haben. Und mit diesen Zahlen hat man dann Politik gemacht und gesagt: Wir haben immer mehr Nutzer, Carsharing ist die Zukunft. Und dabei waren die Zahlen sehr optimistisch dargestellt".
So gibt auch ShareNow an, den Dienst in London, Brüssel und Florenz nicht mehr anbieten zu können, weil die Nachfrage zu gering sei.
"Wenn die Autos dann zwei Tage stehen und nicht benutzt werden, dann fallen die Kosten weiter an. Und dann laufen sie in rote Zahlen. Das heißt, die Umsätze, die gemacht werden, mit den Carsharing-Fahrzeugen, die passen nicht zu den Kosten. Man ist mit zu niedrigen Preisen reingegangen und es haben deutlich zu wenige gemacht. Das heißt, die Fahrzeuge kommen in Nutzungen nicht rein und damit stehen sie rum, verursachen Kosten und machen keinen Umsatz. So einfach ist das."
Private Autos werden zu stark gefördert und bevorzugt
Andererseits hält Weert Canzler einen Durchbruch von alternativen Mobilitätskonzepten wie Carsharing erst dann für möglich, wenn die Förderung privater Autos ein Ende hat. So sind beispielsweise die Gebühren für Parkausweise in Kommunen deutschlandweit gedeckelt bei rund 30 Euro. Das sind nur rund acht Cent pro Tag.
"Ich meine, wir haben eine jahrzehntelange gewachsene Struktur sowohl was die Infrastruktur angeht, was auch die Parkmöglichkeiten angeht, was die rechtlichen Bedingungen angeht, was das Dienstwagen-Wesen angeht. Also dass im Prinzip klar sein muss, in Zukunft, wenn man in die Stadt fährt, wird man in der Regel fürs Parken bezahlen müssen, wird man auch eine City-Maut zahlen müssen - und da kann man sagen, O.K., Carsharing-Fahrzeuge haben den Vorteil, dass sie das nicht zahlen müssen. Und dann haben wir möglicherweise, und ich hoffe das zumindest, auch bessere Bedingungen für neue Angebote. So wird das nichts!"
Das haben auch andere gescheiterte Versuche in der Vergangenheit gezeigt. So hatte beispielsweise General Motors sein Carsharing-Angebot in acht Großstädten wieder eingestampft. Auch Opel, Citroen und Mazda haben ihre Versuche, mit Carsharing durchzustarten, wieder eingestellt.