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Carlos Slim nickt Mega-Mobil-Deal ab

Aus O2 und E-Plus könnte bald der größte Mobilfunkanbieter auf dem deutschen Markt werden. Dem Deal stand bislang nur der mexikanische Milliardär Carlos Slim im Weg - nun gab er sein Okay. In trockenen Tüchern ist das Geschäft damit aber noch nicht.

Von Brigitte Scholtes | 26.08.2013
    Es waren also offenbar doch finanzielle Interessen, aus denen sich der mexikanische Milliardär Carlos Slim zunächst gegen den Verkauf von E-Plus gestellt hatte. Jetzt hat O2-Mutter Telefónica ihr Angebot aufgestockt: der niederländische Telekommunikationskonzern KPN, an dem Slim beteiligt ist, erhält für seine Tochter E-Plus statt 17,6 Prozent einen Anteil von gut einem Fünftel an O2 und außerdem mit insgesamt 5 Milliarden Euro mehr Geld als zunächst vereinbart. Slims Telekommunikationskonzern América Móvil ist Großaktionär der E-Plus-Mutter KPN und möchte diesen vollständig übernehmen. Immer noch. Daran halte er trotz des Verkaufs von E-Plus fest, teilte Telefonica heute in Spanien mit. Das klang letzte Woche noch anders.

    Die Unternehmen sind sich also einig, aber ob die Wettbewerbshüter die Transaktion gutheißen, ist noch nicht sicher. Die Kunden könnten das Nachsehen haben, wenn sich die Nummer drei und vier am deutschen Mobilfunkmarkt zusammenschließen und zur Nummer eins mit 43 Millionen Kunden werden, fürchten sie und haben eine genaue Prüfung angekündigt. Heinrich Ey, Telekomexperte der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors, glaubt das zwar nicht:

    "Ich denke, der Wettbewerb in Deutschland ist trotz eines Zusammenschlusses noch stark genug, dass die Preisniveaus gehalten werden könnten. Wir würden uns auf jeden Fall erhoffen, dass die Netzwerkqualität gerade bei den beiden kleineren Anbietern, auch was den Bereich 4G – schnelle Datenübertragung- betrifft, sich deutlich verbessern würde."

    Aber Ulrich Trabert, Telekomanalyst des Bankhauses Metzler, verweist auf die Erfahrungen der Vergangenheit:

    "In der Vergangenheit hatte gerade E-Plus sehr häufig preisaggressive Angebote im Markt gemacht und die Wettbewerber natürlich auch gezwungen, darauf zu reagieren. Das könnte dann langfristig zumindest mal wegfallen."

    Zum Nachteil der Kunden eben, Der Zusammenschluss hätte für die Unternehmen , also O2 und E-Plus, große Vorteile, erklärt Fondsmanager Ey.

    "Zum einen werden unterschiedliche Frequenzpositionen zusammengelegt. Man hat dadurch ein deutlich besseres Frequenzangebot vor allem im Hinblick auf Deutsche Telekom und Vodafone. Zum anderen gibt es natürlich im Netzwerkausbau sehr viele Synergien. Man kann bestimmte Bereiche zusammenlegen. Es gibt Stärken von beiden Seiten in unterschiedlichen Regionen, auch das kann man dann besser handlen in Zukunft. Und letzten Endes – klar, muss man leider auch sagen – wenn zwei zusammengehen, dann gibt es gerade im Bereich der Verwaltung, des Marketing etc. Überschneidungen, die dann sicherlich im Lauf der Zeit abgebaut werden."

    O2 verfügt auch über ein Festnetz in Deutschland, ein Gebiet, auf dem beide dann auch den bisherigen Branchenprimus Deutsche Telekom angreifen könnten. Das gilt ebenso für Vodafone, das durch die Übernahme von Kabel Deutschland auf diesem Gebiet wachsen möchte. Diese Übernahme dürften die Wettbewerbshüter passieren lassen, bei O2 und E-Plus könnten sie dies nur unter Auflagen genehmigen, glaubt Telekomexperte Ey:

    "Ich erwarte insbesondere im Bereich der Frequenzen die eine oder andere Bereinigung. Man wird dann schauen müssen, ob dann nicht im Bereich der Auktion 2016 nicht vielleicht doch nochmal das Feld für einen neuen Spieler geöffnet werden wird. Ich denke aber, dass wir bereits doch so viel Wettbewerb haben durch die sogenannten virtuellen Operator, die ja das Netzwerk der großen Etablierten nutzen können, dass diesbezüglich nicht mehr die Notwendigkeit bestehen sollte, einen vierten Operator da ins Boot zu lassen."


    Klar aber ist: Der Markt in Deutschland ist gesättigt. Wachstum ist nur über neue Technik möglich, etwa das schnelle Datenübertragungsnetz LTE. Hier hat Deutschland noch Nachholbedarf.