Archiv

Vor 175 Jahren gestorben
Caroline Herschel - zu Lebzeiten ein Star der Astronomie

Als Caroline Herschel ein Mädchen war, traute ihr die Mutter nur die Rolle einer Haushaltshilfe zu. Doch mit Unterstützung ihres Bruders wurde sie die erste und international anerkannte Astronomin. Caroline Herschel starb 1848 im Alter von 97 Jahren.

Von Andrea Westhoff |
Das Bild zeigt ein Stich mit dem Porträt von Caroline Herschel mit dunklem Kleid und hellem Kragen sowie Haube
Die Astronomin Caroline Herschel entdeckte acht Kometen (picture alliance / Mary Evans Picture Library)
Der Name „Herschel“ hat zumindest für Astronomie-Interessierte einen vertrauten Klang: Wilhelm entdeckte „Uranus“, den siebten Planeten unseres Sonnensystems, sein Sohn John kartografierte als erster den südlichen Sternenhimmel. Aber Caroline Herschel kennt heute kaum jemand, obwohl sie zu Lebzeiten ein echter Star der Astronomie war.
Zunächst scheint der 1750 in Hannover geborenen Caroline Lucretia auch ein ganz anderes Schicksal vorherbestimmt: Zwar lernt sie lesen und schreiben – was zu dieser Zeit für Mädchen noch untypisch war, erzählt Monika Staesche, Direktorin des Berliner Planetariums:
„Das hat sie der Tatsache zu verdanken, dass ihr Vater bei Hof angestellt war, quasi als Militärmusiker, und dass die dortige Militärschule sowohl Jungen als auch Mädchen zugelassen hat.“

Für Herschel war eine andere Karriere vorgesehen

Der Vater, Isaak Herschel, will auch ihr musikalisches Talent fördern, aber nach dem Willen der Mutter soll sie nur hausfrauliche Fertigkeiten erlernen. Doch sie selbst schreibt: "Ich vermochte den Gedanken, dass ich ein Aschenputtel oder eine Hausmagd werden sollte, nicht zu ertragen.“
Ihr älterer Bruder Friedrich Wilhelm „rettet“ Caroline. Er ist als Musiker und Komponist nach England gegangen und holt sie 1772 zu sich in den berühmten Badeort Bath. Sie führt ihm zwar ebenfalls den Haushalt, aber er bildet sie auch als Sängerin aus. Mit Erfolg tritt sie als Solistin in Händels Oratorium „Der Messias“ auf.
Sie verzichtet jedoch auf eine Gesangskarriere und unterstützt stattdessen ihren Bruder, der mehr und mehr in seiner Leidenschaft für Astronomie aufgeht. Sie hilft ihm sogar beim Polieren und Schleifen der Spiegel für größere und besser auflösende Teleskope - was verwundert, denn die kleine Schwester scheint mit ihren knapp 1,50 Meter eigentlich ungeeignet für diese schwere Arbeit. Und gefährlich war die nächtliche Beobachtungstätigkeit auf den riesigen Teleskopgestellen auch. Es kommt häufiger zu Unfällen, wie Caroline selbst schmerzlich erfahren muss: Einmal verletzt sie sich an einem eisernen Haken schwer das Bein, so Monika Staesche:
„Die Frau, die sie zu Hilfe gerufen hat, konnte quasi die Verletzung nicht mit ansehen, weil die so schrecklich war, also sie hat sich da selber versorgt, also – sie mag zwar klein und zierlich gewesen sein, ich hab‘ trotzdem immer wieder den Eindruck gehabt beim Lesen: Sie war tough.“

Erste Frau, die den Beruf Astronomin ausübte

William – wie er in England hieß – wusste ihren Einsatz zu würdigen: Als er 1781 den neuen Planeten Uranus entdeckt und eine Stelle als Hofastronom beim englischen König Georg III. bekommt, nimmt er Caroline mit in sein Forschungsteam. Sie erhält ein festes Gehalt von jährlich 50 Pfund und ist damit die erste Frau, die den Beruf einer Astronomin ausübt.  
Sie macht nun auch selbst Himmelsmusterungen mit ihrem eigenen kleineren Teleskop und entdeckt unter anderem acht Kometen. Aber ihre Bescheidenheit ist fast schmerzlich. So schreibt sie bei der Sichtung des ersten, 1786, an den Sekretär der Royal Society:
"In Folge der Freundschaft, die zwischen Ihnen und meinem Bruder besteht, erlaube ich mir, Sie mit folgendem imperfekten Bericht zu belästigen.“

Wissenschaftliche Ehrungen

Der Komet bekommt sogar ihren Namen: „C 1786 P1-Herschel“. Mit ihrer unglaublichen Akribie katalogisiert sie die Sternhaufen und Nebelflecke besonders genau und findet und korrigiert sogar Fehler in dem damals sehr berühmten Sternatlas von John Flamsteed. Caroline Herschel erhält mehrere internationale wissenschaftliche Ehrungen: Unter anderem wird sie als erste Frau 1828 mit der goldenen Medaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet und als Ehrenmitglied in diesen Männerbund aufgenommen.
Nach dem Tod ihres geliebten Bruders 1822 kehrt Caroline nach Hannover zurück. Sie hatte geglaubt, manche sagen sogar, gehofft, ihm bald zu folgen. Aber sie stirbt erst mit 97 Jahren, am 9. Januar 1848. Caroline Herschel war fraglos eine Pionierin der Astronomie, aber noch größere Bedeutung habe sie für Frauen in der Wissenschaft generell gehabt, so Monika Staesche:
"Sie hat einen systematischen Weg geebnet eben für die Frauen später. Und sie hat gezeigt, dass Frauen genauso gut und systematisch arbeiten und beobachten können, wie Männer das auch können, und das ist, glaub‘ ich, eine ganz, ganz wichtige Sache.“