"An hoch radioaktiven Abfällen aus den Kernkraftwerken – diese Zahl wird sich von 17.200 Tonnen bisher, so die Prognose, auf 21.600 Tonnen insgesamt bis zum Ende der Kernkraftnutzung erhöhen."
Anja Schulte-Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz hat die Zahlen schwarz auf weiß vor sich liegen. Die Behörde in Salzgitter hat schnell nachgerechnet, nachdem die Bundesregierung die Laufzeitverlängerung angekündigt hat. Nachgerechnet, wie viel mehr hoch radioaktive Schwermetalle wie Uran und Plutonium entstünden, hat auch Greenpeace. Die Umweltorganisation kommt zwar im Prinzip auf fast die gleichen Zahlen. Doch die Bezugsgrößen sind andere: Das BfS vergleicht mit der Gesamtmenge, Greenpeace vergleicht den Zuwachs aus der Laufzeitverlängerung mit der Restmenge, die bei einem Festhalten am rot-grünen Atomausstieg so oder so noch zu erwarten wäre. Das wären noch gut 2000 Tonnen bis zum Jahr 2020 und durch diese Blickweise wirkt der Anstieg noch dramatischer:
"Durch den jetzigen Atomdeal, den die Bundesregierung beschlossen hat, würde sich die Atommüllmenge noch mal verdreifachen im Vergleich zum jetzt geltenden Atomausstieg. Das heißt, jetzt kommen noch mal 5000 Tonnen Atommüll hinzu, was umgerechnet ungefähr 500 Castoren bedeutet."
Eine solche Veränderung "moderat" zu nennen, sei Betrug, sagt Tobias Riedl, Atomexperte bei Greenpeace. Bislang haben sich in Deutschland bereits 13.000 Tonnen hoch radioaktiver Atommüll angehäuft. Die abgebrannten Brennstäbe werden in Zwischenlagern an den jeweiligen AKW-Standorten aufbewahrt oder wurden in die zentralen Zwischenlager nach Gorleben, Ahaus oder Lubmin transportiert.
"Die jetzt anfallenden Abfälle werden direkt an den Kernkraftstandorten in Zwischenlagern gelagert, um unnötige Transporte zu vermeiden."
Das atomare Zwischenlager in Gorleben. In einer Halle so groß wie eine Scheune auf nacktem Beton stehen aufrecht mehrere Dutzend Stahlzylinder, jeder etwa sechs Meter lang und zwei Meter im Durchmesser. Der Inhalt: hoch radioaktiver Atommüll. Jürgen Auer von der Gesellschaft für Nuklearservice, dem Betreiber des Zwischenlagers, das nur einen Steinwurf vom Erkundungsbergwerk in Gorleben entfernt liegt:
"Wir sehen uns gegenüberliegend stehen 91 Behälter in unterschiedlichen Farben, 86 Behälter sind mit Glaskokillen gefüllt und fünf Behälter mit ausgedienten Brennelementen."
Bald kommen elf Behälter dazu: Anfang November rollt der nächste Castortransport aus einer Wiederaufbereitungsanlage in Frankreich ins niedersächsische Wendland. Begleitet von einem massiven Polizeieinsatz und bekämpft von vielen Tausend Atomkraftgegnern. Bis 2017 werden sich noch fünf weitere Atomtransporte mit dem Ziel Gorleben auf den Weg machen, dann ist hier Schluss. Daran ändern auch die verlängerten Laufzeiten nichts. BfS-Sprecherin Schulte-Lutz:
"Bei den sogenannten Castortransporten handelt es sich um Abfälle, die aus der Wiederaufbereitung aus dem Ausland nach Deutschland zurückkommen. Die Wiederaufbereitung wurde 2005 gestoppt, das heißt, durch die Laufzeitverlängerung wird sich die Zahl dieser Transporte nicht erhöhen."
Dafür werden dann mehr Castoren über Straßen und Schienen rollen, wenn ein Endlager für hoch radioaktiven Abfall gefunden ist. Doch das kann noch dauern. Bislang gibt es keines – weltweit nicht. Obwohl das Atomgesetz für die Genehmigung von AKWs einen sogenannten Entsorgungsnachweis verlangt. Ob der Salzstock Gorleben, der ab dem nächsten Monat weiter erkundet werden soll, geeignet ist, muss sich erst noch herausstellen.
Für die mittel- und schwachradioaktiven Abfälle hingegen gibt es ein bereits genehmigtes Endlager. Schacht Konrad bei Salzgitter soll 2015 in Betrieb gehen. Das ehemalige Eisenerzbergwerk ist für bis zu 303.000 Kubikmeter verhältnismäßig kurz strahlenden Atommüll wie Schutzkleidung oder Betriebsabfälle genehmigt. Durch die Laufzeitverlängerung fallen etwa 10.000 Kubikmeter mehr schwach- und mittelradioaktiver Abfall an, als erwartet. Eine Menge, die jedoch kaum ins Gewicht fällt und keiner neuen Genehmigung bedarf. Bedeutende Auswirkungen auf Schacht Konrad haben die beschlossenen Laufzeitverlängerungen dennoch. Das Endlager wird vermutlich viele Jahrzehnte länger in Betrieb bleiben als geplant:
"Weil neben diesen Betriebsabfällen, die jetzt entstehen, auch sämtliche Rückbauabfälle aus den Kernkraftwerken nach Schacht Konrad kommen. Das heißt, Schacht Konrad kann erst geschlossen werden, wenn das letzte Atomkraftwerk abgebaut worden ist."
Anja Schulte-Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz hat die Zahlen schwarz auf weiß vor sich liegen. Die Behörde in Salzgitter hat schnell nachgerechnet, nachdem die Bundesregierung die Laufzeitverlängerung angekündigt hat. Nachgerechnet, wie viel mehr hoch radioaktive Schwermetalle wie Uran und Plutonium entstünden, hat auch Greenpeace. Die Umweltorganisation kommt zwar im Prinzip auf fast die gleichen Zahlen. Doch die Bezugsgrößen sind andere: Das BfS vergleicht mit der Gesamtmenge, Greenpeace vergleicht den Zuwachs aus der Laufzeitverlängerung mit der Restmenge, die bei einem Festhalten am rot-grünen Atomausstieg so oder so noch zu erwarten wäre. Das wären noch gut 2000 Tonnen bis zum Jahr 2020 und durch diese Blickweise wirkt der Anstieg noch dramatischer:
"Durch den jetzigen Atomdeal, den die Bundesregierung beschlossen hat, würde sich die Atommüllmenge noch mal verdreifachen im Vergleich zum jetzt geltenden Atomausstieg. Das heißt, jetzt kommen noch mal 5000 Tonnen Atommüll hinzu, was umgerechnet ungefähr 500 Castoren bedeutet."
Eine solche Veränderung "moderat" zu nennen, sei Betrug, sagt Tobias Riedl, Atomexperte bei Greenpeace. Bislang haben sich in Deutschland bereits 13.000 Tonnen hoch radioaktiver Atommüll angehäuft. Die abgebrannten Brennstäbe werden in Zwischenlagern an den jeweiligen AKW-Standorten aufbewahrt oder wurden in die zentralen Zwischenlager nach Gorleben, Ahaus oder Lubmin transportiert.
"Die jetzt anfallenden Abfälle werden direkt an den Kernkraftstandorten in Zwischenlagern gelagert, um unnötige Transporte zu vermeiden."
Das atomare Zwischenlager in Gorleben. In einer Halle so groß wie eine Scheune auf nacktem Beton stehen aufrecht mehrere Dutzend Stahlzylinder, jeder etwa sechs Meter lang und zwei Meter im Durchmesser. Der Inhalt: hoch radioaktiver Atommüll. Jürgen Auer von der Gesellschaft für Nuklearservice, dem Betreiber des Zwischenlagers, das nur einen Steinwurf vom Erkundungsbergwerk in Gorleben entfernt liegt:
"Wir sehen uns gegenüberliegend stehen 91 Behälter in unterschiedlichen Farben, 86 Behälter sind mit Glaskokillen gefüllt und fünf Behälter mit ausgedienten Brennelementen."
Bald kommen elf Behälter dazu: Anfang November rollt der nächste Castortransport aus einer Wiederaufbereitungsanlage in Frankreich ins niedersächsische Wendland. Begleitet von einem massiven Polizeieinsatz und bekämpft von vielen Tausend Atomkraftgegnern. Bis 2017 werden sich noch fünf weitere Atomtransporte mit dem Ziel Gorleben auf den Weg machen, dann ist hier Schluss. Daran ändern auch die verlängerten Laufzeiten nichts. BfS-Sprecherin Schulte-Lutz:
"Bei den sogenannten Castortransporten handelt es sich um Abfälle, die aus der Wiederaufbereitung aus dem Ausland nach Deutschland zurückkommen. Die Wiederaufbereitung wurde 2005 gestoppt, das heißt, durch die Laufzeitverlängerung wird sich die Zahl dieser Transporte nicht erhöhen."
Dafür werden dann mehr Castoren über Straßen und Schienen rollen, wenn ein Endlager für hoch radioaktiven Abfall gefunden ist. Doch das kann noch dauern. Bislang gibt es keines – weltweit nicht. Obwohl das Atomgesetz für die Genehmigung von AKWs einen sogenannten Entsorgungsnachweis verlangt. Ob der Salzstock Gorleben, der ab dem nächsten Monat weiter erkundet werden soll, geeignet ist, muss sich erst noch herausstellen.
Für die mittel- und schwachradioaktiven Abfälle hingegen gibt es ein bereits genehmigtes Endlager. Schacht Konrad bei Salzgitter soll 2015 in Betrieb gehen. Das ehemalige Eisenerzbergwerk ist für bis zu 303.000 Kubikmeter verhältnismäßig kurz strahlenden Atommüll wie Schutzkleidung oder Betriebsabfälle genehmigt. Durch die Laufzeitverlängerung fallen etwa 10.000 Kubikmeter mehr schwach- und mittelradioaktiver Abfall an, als erwartet. Eine Menge, die jedoch kaum ins Gewicht fällt und keiner neuen Genehmigung bedarf. Bedeutende Auswirkungen auf Schacht Konrad haben die beschlossenen Laufzeitverlängerungen dennoch. Das Endlager wird vermutlich viele Jahrzehnte länger in Betrieb bleiben als geplant:
"Weil neben diesen Betriebsabfällen, die jetzt entstehen, auch sämtliche Rückbauabfälle aus den Kernkraftwerken nach Schacht Konrad kommen. Das heißt, Schacht Konrad kann erst geschlossen werden, wenn das letzte Atomkraftwerk abgebaut worden ist."