Starpianist Claudio Arrau kam höchstpersönlich nach Hannover-Langenhagen, um mit einem symbolischen Knopfdruck seine Einspielung der Chopin-Walzer auf die neue Scheibe zu bringen.
Und gleichzeitig ging das Album „The Visitors“ der schwedischen Popformation Abba in Produktion. Es waren die ersten Veröffentlichungen auf der neuen Compact Disk, die von den Elektronikkonzernen Philips und Sony als digitaler Ersatz für Schallplatte und Musikkassette entwickelt worden war.
Die Pressen mussten erst erfunden werden
"Und die Firma Philips hat dann, nachdem sie das Grundprinzip über Labor-Verfahren hergestellt hatte, dann der Polygram in Hannover den Auftrag erteilt, eine CD-Produktion aufzubauen.“
Erklärt Hermann Broich vom virtuellen CD-Museum in Köln. Am 17. August 1982 war es dann so weit. Die ersten industriell hergestellten CDs kamen im Schallplattenwerk der Polygram aus der CD-Presse. Dort mussten die Herstellungs-Maschinen für die neue Scheibe erst erfunden werden, sagt Hermann Broich:
„Sie konnten noch nichts, also keinerlei Hintergrund. Was haben sie natürlich dann getan? Sie haben sie an der LP Produktion angelehnt, sie haben das innerhalb von 500 Tagen geschafft, eine fertige CD-Produktion herzustellen. Das größte Problem war eigentlich die Genauigkeit.“
Laserstrahl statt Tonkopf mit Nadel
Im Schallplatten-Presswerk der Polygram in Hannover-Langenhagen wurden damals jene Automaten konstruiert und in Gang gesetzt, mit denen die ersten CDs in großen Stückzahlen produziert werden konnten.
„Diese neuartige Schallplatte wird nicht wie bisher von einem Tonkopf mit Nadel abgetastet, sondern von einem Laserlichtstrahl. Dadurch hat sich die Wiedergabe-Qualität von Musik erheblich verbessert.“
Erklärte ein Tagesschau-Bericht in knappen Worten das grundlegend neue Konzept des digitalen Tonträgers. Statt einer Rille mit den analogen Klanginformationen der Schallwellen befinden sich auf der CD mit nur zwölf Zentimeter Durchmesser digitale Spuren mit Vertiefungen und Erhebungen im durchsichtigen Kunststoff der Scheibe. Auf der Rückseite ist eine Metallschicht aufgedampft. Ein Laserstrahl tastet die unterschiedlichen Reflektionen durch die Vertiefungen und Erhebungen, Pits und Lands genannt, ab. So entsteht ein digitales Muster des gespeicherten Klangs.
Die ersten CD-Player kosteten über 1.000 D-Mark
„Na ja, es ist eine gewisse Euphorie entstanden, weil wir gedacht haben, jetzt die ganzen Schwächen der Analog-Technik, die Schwächen der Vinylplatten oder so was, würden der Vergangenheit angehören.“
Erinnert sich Carlos Albrecht vom Verband deutscher Tonmeister, der schon in den 80erJahren in der Musikindustrie tätig war. Tatsächlich überzeugte der knack-, rumpel- und rauschfreie, unverzerrte Digitalklang. Auch die einfache Handhabung empfanden die Musikliebhaber als Plus. Der CD-Absatz entwickelte sich prächtig, obwohl die ersten CD-Player über 1.000 D-Mark kosteten.
Und dann kam die MP3
Schon 1989, sieben Jahre nach Markteinführung, wurden in Deutschland mit 57 Millionen Stück mehr Silberscheiben als Schallplatten verkauft. Während Vinyl fast auszusterben drohte, boomte der CD-Verkauf weitere zehn Jahre lang. Doch dann wurden die CDs kopierbar und das Audiokomprimierungsverfahren MP3 kam auf den Markt. Hermann Broich
"MP3 vom Fraunhofer Institut war eine hervorragende Entwicklung zur Datenreduktion, und man hat auch auf diesem Prinzip später aufgebaut. Das große Problem kam eigentlich durch das ganze Thema Streaming, und dass man immer mehr als Nutzer über das Handy sich Musik zum Beispiel anhört, das viele Leute dazu geführt hat, dass sie nicht mehr CDs brauchen.“
Die CD - in gewisser Form "unkaputtbar"
Heute gelten sowohl CDs als auch Schallplatten als Retro-Tech - Liebhaber-Technologie von damals. Die Absatzzahlen sind auf wenige Millionen Stück in Deutschland gesunken. Und für Tonmeister Carlos Albrecht ist schon mit der Schallplatte ein Stück Kultur verloren gegangen:
„Es gab keine Cover-Art mehr. Das haben viele sehr, sehr bedauert. Besonders in der Metall-Fraktion, Heavy Metal und so was, hat es ja traumhafte Cover-Entwürfe gegeben, Cover-Grafiken. Und auf einmal haben wir nur dieses kleine, was ist es, zehn mal zehn Zentimeter große Booklet gehabt, wo man so etwas überhaupt nicht wirkungsvoll untergebracht hat.“
Doch für den Leiter des CD-Museums steht fest: Auch wenn heute Musik überwiegend digital von spezialisierten Plattformen als Streaming konsumiert wird – die CD sei als Tonträger nicht mehr wegzudenken, bekräftigt Hermann Broich lachend „Ich sage mal so: Sie ist in gewisser Form unkaputtbar.“