Ein schlichter Konferenzraum irgendwo im Norden von Braunschweig. Draußen ist es grau, drinnen stickig. Bernd Althusmann aber will Zuversicht ausstrahlen: Althusmann ist im Wahlkampf-Endspurt. Digitalisierung ist ein Schlüsselwort des CDU-Kandidaten. Braunschweig mit seiner Technischen Uni und wachsenden Start-Up-Szene soll das kreative Zentrum in Niedersachsen werden - mindestens:
"Also Innovation, hat ja Steve Jobs mal gesagt - ich habe es mir rausgeschrieben -, macht den Unterschied zwischen einem Anführer und einem Anhänger aus. Und wir wollen Anführer in Deutschland sein."
Althusmanns Kalender ist an diesem Tag voll mit Gesprächen mit jungen Technikaffinen. Als potenzielle Mittelständler passen sie gut ins Wählerprofil der Union. Wohl auch deshalb stellt sich Althusmann zwischendurch noch einmal vor. Sicher ist sicher:
"Ja, mein Name ist Bernd Althusmann, ich bin hier der - ich kandidiere bekanntlich in Niedersachsen."
"Digitalisierung ist für mich ein extrem spannendes Thema"
Eigentlich ist der 50-Jährige eine feste Größe in der Landespolitik. Von 2010 bis 2013 war Althusmann Kultusminister. Danach war er raus aus der Politik und bis 2016 im Namibia-Büro der Adenauer-Stiftung. Ausgerechnet dort entdeckte er die Technologie für sich:
"Ja, Digitalisierung ist für mich ein extrem spannendes Thema. Man wird es nicht glauben: Selbst in den Ländern südlich der Sahara ist - in einigen zumindest - das Thema Digitalisierung und Internet ein großes Thema. Manche Entwicklungssprünge in diesen Ländern gehen viel schneller als bei uns, weil sie auf einem anderen Niveau beginnen."
"Wir müssen uns alle ein bisschen zurücknehmen"
Das Niveau in Niedersachsen will Althusmann insgesamt steigern. Lange hat die Union in den Umfragen deutlich geführt. Das ist vorbei, Sonntag dürfte es eng werden. War Althusmann vielleicht zu lange weg?
"Ich glaube, wir müssen uns alle ein bisschen zurücknehmen. Selbst der amtierende Ministerpräsident hat im Vergleich zu seinem Vorgänger McAllister doch deutlich gesunkene Umfragewerte."
Charmeoffensive
Der nächste Termin. Eine übergroße Werkstatt, viel High-Tech, aber auch klassische Holzarbeitsplatten. Und moderne Unterrichtsmittel:
"Was gerade zum Beispiel entstanden ist: ein kleiner Roboter. Wollen wir jetzt auch ein bisschen einsetzen in der Lehre für Schüler. Der tanzt gerade das Lied 'Smooth Criminal'. Und er kann auch den Moonwalk gleich noch mal machen."
"Den würde ich jetzt gerne mitnehmen."
Althusmann setzt seine Charmeoffensive fort. Alles im Sinne der Jobs von morgen:
"Also mir geht es immer so - ich habe immer den Eindruck, in den letzten drei Wochen vor der Zeugnisvergabe findet nicht mehr ganz so viel im Schulunterricht statt. Da könnte man eine Menge im Bereich Berufsorientierung machen."
Für seinen eigenen Berufsstand wünscht sich der potenzielle Unions-Wähler vor allem eines:
"Für die nächsten Jahre - ja mehr Unterstützung auf jeden Fall. Digitale Bildung, Weiterbildungsmaßnahmen."
Die Frage der Partei erscheint aber zweitrangig:
"Hauptsache, es macht jemand!"
"Ich möchte, dass Niedersachsen ein Anführer wird."
Mittlerweile ist es früher Abend. Sanfte Musik erfüllt die modern eingerichtete Atriumhalle, rot-gelbe LED-Leuchten spenden gedämpftes Licht. Bernd Althusmann resümiert seinen Wahlkampftag:
"Und ich kann nur sagen: Ich habe da so viele junge Menschen kennengelernt. Und wenn ich mir diese Kreativität anschaue dieser Start-Up-Unternehmen hier in der Region Braunschweig - und wenn ich das auf das gesamte Land verteilen könnte, was hier an innovativen Lösungen entsteht - dann wäre mir sehr viel wohler."
Örtliche Unionsmitglieder lauschen den Worten, ebenso Kleinunternehmer und Start-Up-Gründer. Ein Heimspiel zum Abschluss. Da darf die Lieblingsweisheit nicht fehlen:
"Letztlich bleibt ein Satz von Steve Jobs. Den habe ich mir aber nur notiert: 'Innovation macht den Unterschied zwischen einem Anführer und einem Anhänger aus.' Stimmt. Ich möchte, dass Niedersachsen ein Anführer wird."
Ein Quereinsteiger, den vorher keiner kannte
Da ist aber noch die Sache mit dem Bekanntheitsgrad. Im NDR hat Althusmann neulich erklärt, wie er richtig ausgesprochen wird. Also Althusmann statt Althusmann:
"Wissen Sie was, es ist mir völlig schnuppe, wie Sie meinen Namen aussprechen. Ob Sie Althusmann sagen oder Althusmann, oder was auch immer. Hauptsache, Sie kennen den Namen. Das ist eine gute Voraussetzung dafür, dass wir uns besser kennenlernen."
Applaus wird dem Kandidaten vergönnt. Wer war das aber noch mal?
"Ich wusste es die ganze Zeit, bloß ich hab irgendwie noch den Namen Altussen im Hinterkopf gehabt und ich wollte es jetzt nicht durcheinander bringen."
"Ich sehe das gleiche Problem. Herr Althusmann ist ein Quereinsteiger, den vorher keiner kannte."
Wer soll nun also den digitalen Wandel voranbringen?
"Als CDU-Mitglied baue ich drauf, dass es mein Kandidat macht. Aber im Prinzip ist mir das egal."