"Frauen wünschen sich Frauen". Davon ist Christa Zimmermann, CDU-Mitglied aus Mühlheim-Kärlich zutiefst überzeugt. "Nicht nur mein Herz sondern auch mein Verstand" lassen sie für Annegret Kramp-Karrenbauer votieren. "Ja, sie hat die Kompetenz, sie ist sympathisch sie hat es bewiesen."
Dass nur Frauen sich Frauen an der Spitze der CDU- Deutschlands wünschen - "Das halte ich für ein Gerücht, das halte ich für ein Gerücht…also ich würde auch sagen von den Kandidaten, die hier antreten, würde ich eher der Frau zuneigen im Moment", kontert Peter Lambert, angereist aus Koblenz.
Über 2.000 CDU-Mitglieder aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz haben gestern Abend den Weg in die Messehalle nach Idar-Oberstein gefunden. Alle bester Laune. Da fällt es auch nicht schwer, Julia Klöckner, der CDU-Landesvorsitzenden in Rheinland-Pfalz, einen Lapsus zu verzeihen, als sie das regionale Schaulaufen der drei Kandidaten für den CDU Bundesvorsitz eröffnet.
"Ich darf sie ganz herzlich begrüßen als gastgebender Landesverband… mit den Freundinnen und Freunden aus Hessen, aus Saarland, also Hessen haben wir auch da…"
So gut sei die Stimmung in der Partei schon seit Jahren nicht gewesen, resümiert Frank Wieber, das habe auch das Verhalten der Kandidaten gezeigt: "Insgesamt ganz tolles Klima bei allen dreien, was der Partei und dem demokratischen Grundverständnis sehr gut getan hat."
Differenzen beim Migrationspakt
Auf der Bühne beantworteten Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz, begleitet von Moderator Tim Lauth, die Fragen des Publikums. Diskutiert wird über die Rente, über die von der CDU-Generalsekretärin bereits im Sommer in die Debatte eingebrachte Wiedereinführung einer Dienstpflicht, über Europa, das Ehrenamt und die Energiepolitik. Bei all diesen Themen zeigen sich Nuancen ja, aber keine grundsätzlichen Unterschiede. Lediglich beim Thema UN-Migrationspakt, der von der Staatengemeinschaft Mitte Dezember verabschiedet werden soll, treten Differenzen zutage - sowohl bei den Kandidaten als auch im Publikum.
"Guten Abend, Nikolaus Haufler, mein Name, Ortsvorsitzender der CDU Hamburg St. Pauli, ich habe eine weite Anreise…" Nicht nur das. Haufler hat auch eine eindeutige Aufforderung im Gepäck: "Ich habe zum Migrationspakt in meinem Ortsverband eine klare Meinung, und ich glaube, dass Jens Spahn, zu diesem Pakt noch zu wenig mutig war, ich glaube es täte uns gut, diesen Pakt nicht zu unterzeichnen und nicht einfach nur eine Debatte darüber zu führen, sondern ganz klar zu sagen, Deutschland und die CDU braucht diesen Pakt nicht."
Der Konter folgt auf dem Fuß, vom nächsten Frageteller, Michael Herberts:
"Ich bin absolut für den UN-Migrationspakt, denn es wird aller höchste Zeit, dass wir das einmal global in die Hand nehmen."
Jens Spahn bleibt dabei, er sucht die Diskussion: "Fragen, die die Bürger bewegen, die die Wähler bewegen und die Mitglieder bewegen, die gehören auch auf einen CDU-Bundesparteitag und die sollte man nicht versuchen zu unterbinden."
Das sehen auch Annegret-Kramp Karrenbauer und Friedrich Merz nicht viel anders, nur der Zeitpunkt sei denkbar unglücklich, so Merz: "Also ich hätte mir gewünscht, wenn das Thema so sensibel ist und es ist ja ganz offensichtlich sensibel. Dass man mit dieser Diskussion etwas früher begonnen hätte."
Auch die CDU-Basis ist uneins über den Migrationspakt der Vereinten Nationen.
"Das ist an sich jetzt zu spät, da hätte die Gesamtheit mehr darüber diskutieren müssen, das hat ja keiner gewusst."
"Ich finde diese Diskussion absolut überflüssig, weil ich glaube, wer jetzt diese Diskussion anfängt, wird dem Inhalt dieses Paktes nicht gerecht weil es darum geht, vernünftig mit Migration umzugehen, ich glaube, das ist eher ein populistischer Versuch, aus dem Thema Kapital zu schlagen."
"Ich bin auch nicht froh damit, wie das gelaufen ist, es ist falsch gewesen und sollte auf dem Parteitag durchaus eine Rolle spielen."
Wie Annegret Kramp Karrenbauer zu dieser Frage steht, daran ließ sie keinen Zweifel:
"Ich sage ganz klar, ich stehe hinter diesem UN-Migrationspakt."
Gleichstand der Sympathiewerte zwischen Merz und Kramp-Karrenbauer
Danach war die Luft ein wenig raus aus der Diskussion, die Generalsekretärin wurde noch einmal wegen ihren Zeitmanagements gerügt: "Frau Kramp-Karrenbauer, Sie führen immer noch 23.30."
"Frauen nutzen und verfügen eben über ein größeres Vokabular, das ist ja bekannt und deshalb brauch wir auch mehr Zeit."
Eine klare Favoritin, eine klarere Favorit zeichnete sich am Ende der Veranstaltung in den Reihen der CDU-Basis nicht ab, eher ein Art Gleichstand der Sympathiewerte zwischen Merz und Kramp-Karrenbauer.
"Für mich hat sich Merz über Wochen herauskristallisiert. Ich bin der Meinung, dass der Herr Merz mehr darstellt und es konkreter bringt."
"Ich habe Schwierigkeiten damit, dass er nach zehn Jahren, in denen er immer wieder die Chance gehabt hätte anzutreten, jetzt um die Ecke kommt."
"Wir fordern immer, dass Leute aufs der Wirtschaft in die Politik gehen, das macht er."
"Merz und Spahn sind auch respektable Persönlichkeiten, aber ich glaube, dass die langjährige - dass das wirklich für sie spricht. Sie hat Profil und hat auch ein starkes Selbstbewusstsein, sie kommt aus der Verantwortung der Ministerpräsidentin. Das Saarland mag klein sein, aber die Strukturen sind überall identisch, das hat sie gut gemacht in schwierigen Zeiten im Saarland, die Regierung am Leben zu halten."
"Das Herz sagt Merz, der Kopf Kramp-Karrenbauer."
Wie auch der Wettstreit ausgehen mag zwischen den drei Kandidaten Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn, ein Sieger stünde bereits fest, sagte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans zum Abschluss.
"Egal, wer welchen Favoriten möglicherweise mit nach Hause nimmt, am Ende geht eine als Siegerin hervor, das ist unsere CDU."