Stefan Pohl ist 34 Jahre alt und bei DATEV, einem der größten europäischen Software-Hersteller, als Spezialist für die Pflege soziale Netzwerke zuständig. Für den jungen Familienvater ist wichtig, dass er von überall arbeiten kann. Deshalb hat Pohl mit seinem Arbeitgeber eine gute Regelung gefunden:
"Homeoffice ist für mich keine Zukunftsmusik, ist auch für mich ganz wunderbar, denn ich bin junger Vater und da ist es schön, seine Zeit flexibel gestalten zu können. Da ist es allerdings so, dass wir auf Geräte, auf Hardware zurückgreifen die vom Unternehmen gesichert ist, durch einen Stick, auch durch Passwörter, da kann ich dann aber auch flexibel drauf zugreifen auf die Daten von zuhause auf das Unternehmens-Netzwerk."
Die BYOD-Generation
Mit dem privaten Smartphone oder Tablet ins firmeninterne Netzwerk - das wäre für Pohl eigentlich ideal, denn er hat sich seine Apps und Werkzeuge speziell eingerichtet. Aus Sicherheitsgründen ist im Unternehmen die Hardware aber bislang strikt getrennt:
"Als Social-Media-Manager ist man eben in diesen Plattformen unterwegs, man ist auch mobil auf diesen Plattformen unterwegs, weil Facebook schläft nicht. Ich habe von meinem Arbeitgeber ein iPhone zur Verfügung gestellt bekommen, das ich beruflich nutze, von dem ich die Plattformen unterwegs auch redaktionell bestücke, sie administriere, auch schaue: Gibt es Dialog auf diesen Plattformen? Auch das kann ich mit diesem Gerät dann tun."
"Bring your own device" oder kurz BYOD, also die Nutzung eigener Geräte, ist auch im Alltag von Axel Schmidt, Account Manager beim mittelständischen IT-Unternehmen BCC, noch keine Realität:
"Da gibt es noch Schranken, einfach aus datenschutzrechtlichen Gründen. Wir haben Dienstgeräte, haben aber die Gelegenheit, unsere privaten Mails auch abzufragen oder auch Themen wie Skype, und das ist eben schon eine Vermischung zwischen privat und dienstlich."
Meins bleibt meins
Einer aktuellen Umfrage des Branchenverbandes Bitkom zufolge nutzen 40 Prozent der Arbeitnehmer zumindest gelegentlich ihre eigenen Geräte für ihre Arbeit. Die Individualisierung des modernen Arbeitsplatzes ist eine Entwicklung, auf die sich die Branche stärker einstellen muss, die um junge Spezialisten wirbt, sagt Experte Andreas Kohne vom IT-Beratungsunternehmen Materna:
"Da sind wir jetzt in dem Bereich der Generation-Y-Problematik oder der Millenials, die jetzt gerade auf den Markt kommen. Das heißt, das sind sehr gut ausgebildete IT-Fachkräfte auf der einen Seite, und auf der anderen Seite haben wir den Fachkräftemangel in den Unternehmen, und das heißt, da muss ich den Leuten auch das bieten, was sie erwarten."
IT-Spezialisten ticken anders, meint auch Dominic Schmidt-Rieche. Er ist beim Softwarehersteller Airwatch zuständig für entsprechende Sicherheitslösungen zur Trennung von Privat- und Geschäftsdaten. Schmidt Rieche sieht in dem Trend einen klaren Wettbewerbsvorteil für Firmen:
"Besonders bei IT-lern und Programmierern, die technologisch sehr weit voraus sind, welche Tools sie benutzen, und die eigene Angewohnheiten da haben, wie sie komfortabel arbeiten können, die suchen sich Arbeitgeber aus, wo sie eben die Wahl haben, wo sie ihre eigenen Geräte mitbringen. Und dann ist vielleicht nicht nur ausschlaggebend, wie viel sie verdienen - sagen wir mal, hier sind es 5000 Euro mehr -, aber hier kann ich so arbeiten, wie ich möchte. Deshalb gehe ich jetzt zu dem Arbeitgeber und bewerbe mich da, weil mir das Umfeld da besser gefällt."
Flexibilität ist Trumpf
Beim Arbeitsplatz der Zukunft geht es aber nicht nur um Geräte, Tools und Apps, sondern vor allem um flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, meint Fachmann Andreas Kohne:
"Die Technologie bietet mir heutzutage und in die Zukunft projiziert sicherlich die Möglichkeit, das wunderbar in Einklang zu bringen. Aber die IT-Abteilungen und die Firmen müssen dieses Umdenken entsprechend unterstützen und technologisch die Voraussetzungen schaffen, um das alles möglich zu machen."
Sonst, warnt Kohne, bilde sich in Unternehmen oft eine sogenannte Schatten-IT, denn technologisch fitte junge Mitarbeiter fänden immer Mittel und Wege, trotzdem mit ihren Geräten auf Firmendaten zuzugreifen oder Programme zu nutzen, die die Unternehmen nicht kontrollieren können.