Die bewilligte Kreditlinie in Höhe von 1,7 Milliarden Euro ist die bislang drittgrößte in Aussicht stehende Summe für einen Konzern in der Coronakrise hierzulande. Nur der Sportartikelhersteller Adidas und der Touristikkonzern Tui haben bislang höheren Finanzbedarf angefragt und bewilligt bekommen. Das zeigt, wie ernst die Lage auch für die Muttergesellschaft Ceconomy ist.
Seit gut einer Woche immerhin öffnen die Elektronikmärkte Saturn und Media Markt an immer mehr Standorten. Allerdings begrenzt auf einen Bruchteil der sonst üblichen Verkaufsfläche.
"Wenn ich mir die Märkte von Media Markt und Saturn angucke, dann sind 800 Quadratmeter nur eine sehr, sehr kleine Teilfläche. Das wird das Unternehmen mit Sicherheit auch nicht retten können in der Situation. Insofern ist schon die Frage, ob diese 1,7 Milliarden reichen werden - es bleibt nach wie vor extrem spannend."
Kampf mit digitalen Konkurrenten
Sagt der Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Die Saturn- und Mediamärkte sind aber nicht erst durch die Coronakrise in Schwierigkeiten geraten. Seit Jahren kämpft die Muttergesellschaft mit hausgemachten Problemen und die Elektronikmärkte in den Großstädten kämpfen gegen die zunehmende Konkurrenz im Internet.
Hier verkündete Ceconomy Ende März nicht ohne Stolz, dass sich der Onlinehandel, bedingt auch durch die Coronakrise, in jüngster Zeit fast verdoppelt habe und inzwischen bei 19 Prozent am Gesamtumsatz liege. Das kann man allerdings auch als Problem sehen.
"19 Prozent wird als Erfolg dargestellt, ist aber weit entfernt von dem, wo der Markt liegt, nämlich bei etwa 40 Prozent. Und das im Wesentlichen, weil Amazon diese Warengruppe als Kern-Warengruppe verkauft und darin extrem erfolgreich ist".
Kombination aus stationären Märkten und Onlinehandel
Bernhard Düttmann, der im Herbst in der Chefetage von Ceconomy wieder das Ruder übernommen hatte, empfiehlt als Rezept gegen den Giganten und andere digitale Konkurrenten das Modell der "Omnichannel-Strategie", also die Jagd nach und die Verbindung mit Kunden auf möglichst allen Wegen und Kanälen. Das Rezept funktioniere, versicherte Düttmann seinen Aktionären noch im Februar auf der Ceconomy-Hauptversammlung.
"Unser Omnichanell-Strategie greift. Das sehen wir einen zweistelligen Umsatzanstieg in der fünftägigen Black-Friday-Periode."
Abholen der Ware in Coronazeiten schwieriger
Allerdings werfen Handelsexperten wie Heinemann ein, dass der vermeintliche Vorteil der Kombination aus den stationären Elektronikmärkten und der digitalen Verkaufswelt zumindest bei Ceconomy einige Fragen aufwirft.
"Wir haben das in Studien heraus gefunden, dass der Hauptgrund, warum Kunden das in den Märkten abgeholt haben, nicht das Omnichannel-Thema war, sondern, weil die Versandkosten zu hoch waren. Und das führt eben dazu, dass die Kunden sich quasi genötigt fühlen, in den Filialen die Ware abzuholen – was in Coronazeiten auch nicht mehr so ganz einfach ist."
Problematische Doppelstruktur
Ein weiteres Problem des Konzerns ist eine organisatorische Doppelstruktur. Denn der Hauptsitz der Muttergesellschaft Ceconomy ist Düsseldorf, während das organisatorische Zentrum der Elektronikketten Mediamarkt-Saturn in Ingolstadt liegt. Möglich, dass die derzeitige Krise in dieser Hinsicht wie ein Katalysator wird. Im Zweifel wirkt sie aber auch für Ceconomy eher wie ein Brandbeschleuniger.