Wäre es nach seinem Vater – einem Bankangestellten – gegangen, dann wäre aus César Franck ein ‚zweiter Liszt‘ geworden: ein Hyper-Virtuose und Star-Pianist. Tatsächlich war er wohl ein Wunderkind, wie die „Variations brillante“ des Elfjährigen und andere Jugendwerke zeigen; doch seine musikalische Laufbahn sollte dann doch ganz anders verlaufen.
Geboren wurde César Franck am 10. Dezember 1822 im damals noch niederländischen Lüttich – dem heute belgischen Liège. Nach dem Studium am Konservatorium seiner Heimatstadt zog die ganze Familie 1836 nach Paris, wo César weiter studierte: Kontrapunkt, Klavier, Orgel und Komposition. 1842 brach er – wohl auf Druck des Vaters – sein Studium ab, um sich ganz auf seine Klaviervirtuosen-Karriere zu konzentrieren. Ein Jahr später erschien sein gedrucktes Opus 1 – drei“ Trios concertants“ für Klavier, Violine und Violoncello.
Als Klavierlehrer und Organist durchgeschlagen
Mehr und mehr lehnte sich César Franck gegen den Vater auf, bis er 1846 endgültig mit ihm brach, wie er seinem Freund und Mentor Franz Liszt berichtete:
„Schweren Herzens habe ich einen Entschluss gefasst, der gefasst werden musste: Ich habe mich von meiner Familie getrennt. Seit acht Tagen kann ich erstmals einen Fuß vor den anderen setzen, ohne meinen Vater vorher um Erlaubnis zu bitten.“
Damit war auch die Virtuosenlaufbahn kein Thema mehr. 1848 heiratete Franck seine Schülerin Félicité Desmousseaux und schlug sich mühsam als Klavierlehrer und Organist durch. Eine Oper und andere Projekte scheiterten, aber seine Orgel-Improvisationen fanden mehr und mehr Beachtung. Auf Anraten Franz Liszts entstanden daraus die Six Pièces pour Grand Orgue.
Schüler erklärten ihn zum größten lebenden Komponisten Frankreichs
1858 wurde Franck zum Titular-Organisten der neuen Église Sainte-Clotilde ernannt, für deren prachtvolle Cavaillé-Coll-Orgel er in den nächsten Jahren zahlreiche Meisterwerke komponierte. Daneben entstanden Oratorien wie “Les Béatitudes“, Symphonische Dichtungen und andere Instrumentalmusik, die deutlich den Einfluss Richard Wagners zeigten, obwohl Franck selbst seine Schüler stets vor dem, wie er es nannte, verführerischen „Gift des Tristan“ warnte.
Als Mitglied der 1871 von Camille Saint-Saëns gegründeten Société nationale de Musique, deren Präsident er später wurde, und vor allem als Orgel- und Kompositionslehrer am Pariser Conservatoire wurden Francks Renommee und Einfluss immer größer. Sein Stil – deutlich beeinflusst von den Vorbildern Bachs, Beethovens und Wagners – war zwar für viele Franzosen allzu "teutonisch" dicht und überladen, aber seine Schüler erklärten ihn zum größten lebenden Komponisten Frankreichs.
Vincent d’Indy und die anderen „Franckisten“ – die Bande à Franck, wie man sie spöttisch nannte – feierten seine d-Moll-Symphonie und überhaupt jedes neue Werk als unvergleichliche Schöpfung, während Publikum und Presse zumeist eher kühl reagierten und die „einschläfernde Langeweile“ seiner Musik beklagten, wie es in einer Rezension hieß. In seinen letzten Jahren kränkelte Franck zunehmend; ein Omnibus-Unfall kam hinzu, dann eine Rippenfellentzündung. Am 8. November 1890 – einen Monat vor seinem 68. Geburtstag – starb César Franck in Paris.
Ein halbes Jahr zuvor war sein Streichquartett D-Dur uraufgeführt worden – mit einem Erfolg, wie ihn Franck lange nicht mehr erlebt hatte: „Endlich scheint das Publikum doch meine Musik zu verstehen.“