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César-Präsidium tritt wegen Polanski zurück
"Der Weg ist frei für einen Neuanfang"

Roman Polanskis Werk "Intrige" ist zwölf Mal für den französischen Filmpreis César nominiert. Die Proteste sind zahlreich, denn gegen den Regisseur gibt es Vergewaltigungsvorwürfe. Jetzt ist das César-Präsidium zurückgetreten. "Der Rücktritt bringt eine Menge", sagte Dlf-Korrespondent Jürgen König.

Jürgen König im Gespräch mit Dina Netz |
Eine Filmszene aus Roman Polanskis Film "Intrige".
Die zwölffache Nominierung für Roman Polanskis Film "Intrige" hat jetzt zum Fall des "César-Präsidiums" geführt (www.imago-images.de)
In zwölf Kategorien ist Roman Polanskis Film "Intrige" bei den französischen Filmpreisen nominiert, unter anderem für den César für den besten Film und die beste Regie. Mehr Nominierungen hat kein anderer Film. Das hatte der César-Akademie heftige Kritik eingebracht, denn zuletzt hatte kurz vor dem Start des Werks ein früheres Model dem Regisseur vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. In den USA droht ihm ein weiterer Prozess wegen Sex mit einer Minderjährigen. Der César-Vorsitzende Alain Terzion rechtfertigte die Nominierungen für den Film am Abend der Bekanntgabe damit, dass er und seine Mitstreiter keine moralische Instanz seien.
Verkrustete Strukturen
Mit dieser Meinung steht er inzwischen ziemlich allein da. 400 Filmschaffende haben zu Beginn der Woche in "Le Monde" eine tiefgreifende Reform der César-Akademie gefordert. Die könnte jetzt ziemlich schnell umgesetzt werden. "Eine fundamentale Kritik, die den Weg frei macht für einen Neuanfang", so Jürgen König. Und sie zeigte auch Wirkung - denn am Donnerstagabend ist das Präsidium der César-Akademie geschlossen zurückgetreten. Begründung: Man wolle die Filmschaffenden ehren und wieder Ruhe einkehren lassen.
Die Reaktionen auf den Rücktritt, so König, seien allesamt positiv, wenn nicht gar euphorisch. "Niemand hat bislang Bedauern geäußert." Der Filmpreis César gilt als französischer Oscar. Die jährliche Gala ist ein nationales Großereignis. Der kollektive Rücktritt soll nun eine vollständige Erneuerung der Akademie ermöglichen. Nicht erst seit den Diskussionen rund um die Nominierungen für Roman Polanskis Film steht der Akademieleiter, der 70-jährige Filmproduzent Terzian, in der Kritik. Schauspieler wie Omar Sy, bekannt aus "Ziemlich beste Freunde", werfen der César-Akademie unter anderem verkrustete Strukturen, fehlende Parität und auch einen Mangel an Mitspracherecht vor.
Werk und Autor
Die alte Debatte, ob sich Autor und Werk trennen lassen, ist durch die zwölffache Nominierung des Polanski-Films "Intrige" ("J'accuse") erneut aufgeflammt. Die zentrale Frage wird seit Beginn der Metoo-Debatte immer wieder gestellt. Aber längst gehe es in der Diskussion nicht nur um Polanski, sondern um eine Akademie, die zu viele alte Männer beschäftige und zu intransparent sei. Nach der Preisverleihung des César" am 28. Februar will man nun eine Hauptversammlung abhalten und die Akademie neu gründen. "Der Weg ist frei für einen Neuanfang", sagte Dlf-Korrespondent Jürgen König.