Archiv


Chaos bei Hochschulzulassung

In diesem Wintersemester mussten viele Studierwillige abgewiesen werden. Kaum zu glauben, dass gleichzeitig bis zu 20.000 Studienplätze in Numerus-Clausus-Fächern nicht besetzt werden konnten. Grund dafür ist in erster Linie ein seit langem versprochenes, aber immer noch nicht realisiertes zentrales Hochschulzulassungssystem.

Von Claudia van Laak, Landesstudio Berlin |
    Ältere Semester kennen noch die ZVS, die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen in Dortmund. Dort bewarb man sich um einen Studienplatz, konnte zweidrei bevorzugte Hochschulen angeben, bekam rechtzeitig einen Bescheid. Doch die ZVS wurde abgeschafft, seit einigen Jahren können die Länder eigene Zulassungsregeln aufstellen, die Hochschulen selber über die Vergabe der Plätze entscheiden. Die Folge: Die meisten Abiturienten bewerben sich sicherheitshalber gleich bei drei, vier oder noch mehr Hochschulen - irgendwas wird schon klappen. Wer von mehreren Hochschulen eine Zulassung erhält und sich für eine entscheidet, muss sich theoretisch bei den anderen abmelden. Doch das machen nur wenige - die freien Plätze sind damit wochen- wenn nicht monatelang blockiert.

    Abhilfe sollte ein 15 Millionen Euro teures Online-System bringen - beauftragt wurde damit die HIS GmbH, ein staatliches, von Bund und Ländern getragenes Unternehmen mit Sitz in Hannover. Das Versprechen: Alles wird transparenter, effizienter und reibungsloser. Nichts davon ist bislang realisiert. Die HIS GmbH kann noch nicht einmal sagen, wann es soweit sein wird, kündigt zunächst einen Pilotversuch in diesem Jahr an - allerdings wird nur ein kleiner Teil der Hochschulen daran teilnehmen können. Denn die Software vieler Hochschulen ist nicht auf dem neusten Stand, eine Anbindung der neuen Online-Studienzulassung an die veralteten Hochschul-IT-Systeme nicht so ohne weiteres möglich.

    Bund und Länder als Gesellschafter der HIS GmbH sind gehörig verärgert. Das Unternehmen habe Geld verschlungen, aber nichts geliefert, kritisiert zum Beispiel Thüringens Bildungsminister Christoph Matschie. Und Bundesbildungsministerin Annette Schavan - sonst eher für moderate Töne bekannt - erklärte, die HIS GmbH habe ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt.

    Dem staatlichen Unternehmen HIS könnte nun der IT-Bereich und damit die Entwicklung und Umsetzung des Online-Hochschulzulassungsportals entzogen werden - in Kürze findet eine Gesellschafterversammlung statt.