Der designierte Präsident ist wütend. Und das bis spät in die Nacht. Es leite einen sehr organisierten Übergangsprozess, so beteuert Donald Trump auf Twitter, seinem Lieblingskommunikationsweg. Die "New York Times" und viele andere Medien hatten etwas ganz anderes berichtet. Chaos und Improvisation herrsche im Übergangsteam Trumps. Das Ganze sei immer mehr ein Kampf bis aufs Messer.
Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner spielt dabei eine Hauptrolle. Er ist Teil des sogenannten "transition teams", des Übergangsteams, das jetzt wichtige Personalentscheidungen treffen muss. Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, einer der frühesten Unterstützer Trumps, musste als erster dran glauben. Der Grund: Christie hatte als Staatsanwalt den Vater Jared Kushners wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis gebracht. Jetzt wurde auch der Leiter des Übergangsteams für Nationale Sicherheit, der ehemalige Kongressabgeordnete Mike Rogers gefeuert, wie dieser bestätigte: "Das ist bei Palast-Intrigen nun mal so, dass ein paar Leute drinnen sind und andere rausfliegen. Die Leute, die jetzt rausgeflogen sind, haben alle irgendeine Beziehung zu Chris Christie. Ich bin zum Beispiel von ihm angeheuert worden."
Wer hat nun das Sagen im Übergangsteam?
Der Eindruck drängt sich auf, dass Trumps Schwiegersohn Kushner die Zusammenstellung des Regierungsteams dazu nutzt, persönliche Rechnungen zu begleichen. Mike Rogers hatte als ehemaliger Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus Hillary Clinton in einem Untersuchungsbericht bescheinigt, sie habe die Öffentlichkeit nicht über die Ereignisse belogen, die zur Ermordung des amerikanischen Botschafters in Bengasi im Jahr 2012 geführt hatten. Das hatte Trump jedoch wieder und wieder im Wahlkampf behauptet. Aus seiner näheren Umgebung war zu hören, dass auch das ein Grund sein könne, warum der als überaus kompetent geltende Mike Rogers gefeuert worden sei.
Rogers selbst spricht von einem chaotischen Prozess: "Ich glaube, es herrscht einige Verwirrung darüber, wer im Übergangsteam letztendlich das Sagen hat. Hoffentlich kriegen Sie das bald in den Griff, denn die Uhr läuft. Und je weiter sie läuft, desto wichtiger wird es, dass Personalentscheidungen fallen."
Giuliani bezog Honorare aus Katar und Iran
Eine der wichtigsten Personalentscheidungen ist die Frage, wer Außenminister wird. Angeblich hat Rudy Giuliani, der ehemalige New Yorker Bürgermeister, die Nase vorn. Aber auch der zum erzkonservativen Lager gehörende Senator von Alabama, Jeff Sessions, ist im Gespräch.
Giuliani kommt in die Kritik, weil er eine Vielzahl von Ländern weltweit beraten hat und Redehonorare bezogen hat, unter anderem von Katar und einer iranischen Gruppe, die bis 2012 auf der Terrorliste der USA stand. Während des Wahlkampfes hat Trump seine Konkurrentin Hillary Clinton regelmäßig dafür kritisiert, dass sie einige von der Investment Bank Goldmann-Sachs bezahlte Reden gehalten hat. Der republikanische Senator von Kentucky, Rand Paul, sprach sich deswegen gegen Guiliani aus: "Seine Bindung an auswärtige Regierungen sind besorgniserregend. Und das war es auch, was uns an Hillary Clinton missfallen hat."
Auch John McCain, republikanischer Senator von Arizona, schickte eine kaum verhüllte Warnung an das Trump-Team. Trump hatte im Wahlkampf immer wieder betont, er wolle die Nähe des russischen Präsidenten Putin suchen. McCain erklärte dagegen, man könne kein Vertrauen in Putin setzen, der politische Gegner ermorde, seine Nachbarländer mit Krieg überziehe, in Syrien einen barbarischen Krieg führe, Amerikas Verbündete bedrohe und versucht habe, die amerikanischen Wahlen zu beeinflussen.