Wer heute in die Notaufnahme eines Krankenhauses kommt, trifft dort sehr unterschiedliche Patienten, sagt Stefanie Stoff-Ahnis vom GKV-Spitzenverband, dem Bundesverband der Krankenkassen: "Das sind zum einen Patienten, die seit vier Wochen Bauchschmerzen haben. Das sind zum anderen fiebernde Patienten. Das sind Patienten mit Insektenstich. Und natürlich auch solche, die diffuse Schmerzen im Brustraum haben. Das liegt vor allen Dingen daran, dass der Notfallversorgungsbereich aktuell sehr ungeordnet ist." Vor allem außerhalb der Arztsprechstunden wird die Situation unübersichtlich. Wenn es sich nicht um einen Notfall handelt, können Bürger unter der Telefonnummer 11 6 11 7 den nächsten Bereitschaftsarzt erreichen. Das Problem: Die Nummer ist vielen gar nicht bekannt.
GKV: "Pakete werden verantwortungsvoller transportiert als Patienten"
Bei echten Notfällen habe das Personal im Rettungswagen oft keinen Überblick, ob ein Krankenhaus für die Notversorgung des diagnostizierten Problems überhaupt ausgestattet ist. Wulf-Dietrich Leber, Abteilungsleiter Krankenhäuser beim GKV-Spitzenverband, fordert hier mehr Übersicht durch flächendeckende Digitalisierung: zum Beispiel Informationen, welche Rettungsfahrzeuge und -hubschrauber gerade wo verfügbar sind und wie die Kapazität in den Krankenhaus-Notfallambulanzen ist. Er zieht den Vergleich zur Paketverfolgung: "Die wissen auf zehn Minuten, wann jemand kommt. Wenn sie dann ins Rettungswesen kommen, dann kann man nur zu dem Schluss kommen: Wir transportieren unsere Pakete sehr viel verantwortungsvoller als unsere Patienten."
Krankenkassen begrüßen Spahns Pläne
Die Vorschläge von Gesundheitsminister Jens Spahn, die Notfallversorgung zu vereinheitlichen, begrüßen die Krankenkassen deshalb: Sie unterstützen die Idee, die Nummer 11 6 11 7 zur medizinischen Ersteinschätzung zu nutzen. Auch ein Rettungsdienst, der über die Grenzen der Bundesländer hinweg organisiert ist, sei nötig. Eine zentrale Anlaufstelle für Notfallpatienten im Krankenhaus sei dringend geboten, so der Verband. Aber um diese einzurichten, brauche es keine neuen Gesellschaften, wie sie Spahns Vorschlag vorsieht, erklärt Stefanie Stoff-Ahnis: "Wir schlagen vor, dass es eine zentrale Anlaufstelle an Krankenhäusern mit Notaufnahmen gibt über einen gemeinsamen Tresen. Wir schaffen hier die Möglichkeit, dass Patienten in die geeignete Versorgungsebene gelotst werden, dort Ansprechpartner finden rund um die Uhr." Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hält einen Tresen ebenfalls für ausreichend, erinnert aber daran, dass die Wünsche auch finanziert werden müssen. Man vermisse ein Bekenntnis der Krankenkassen, die Mittel entsprechend aufzustocken, heißt es in einer Mitteilung.