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Charles Pasi
Musik wie ein Tagebuch

Der französische Musiker Charles Pasi hat kürzlich sein drittes Album veröffentlicht. Es lässt sich schwer einordnen, ist dafür aber umso interessanter geworden. Es führt über Blues und Funk bis hin zum Jazz. Pasi spielt dabei das Instrument, das für ihn eine überragende Bedeutung bekommen hat: die Mundharmonika.

Von Frederik Rother |
    Der französische Musiker Charles Pasi.
    Der französische Musiker Charles Pasi. (Deutschlandradio / Kerstin Janse)
    "A Man I Know" ist die erste Single von Charles Pasis neuem Album. Ein ruhiger Opener für ein Album, das sich sonst schwer einordnen und kategorisieren lässt. Aber das ist gewollt, genau so soll es sein. "I focus on the song not on the album concept. I don't have an album concept so I always choose what's best for the song." Es gibt kein ganzheitliches Konzept hinter dem Album. Für Charles Pasi zählt nur der einzelne Song - und nicht weniger.
    "A Man I Know" ist Pasis Lieblingsstück. Und einer von elf - zum Teil sehr unterschiedlichen - Titeln, die auf dem neuesten und bereits dritten Album des Franzosen zu hören sind. "Sometimes Awake" heißt es. Und es führt über Blues und Funk bis hin zum Jazz.
    "Ich versuche, alles auf natürliche Art und Weise miteinander zu kombinieren. Auch Blues und Jazz haben fremde Einflüsse, zum Beispiel afrikanische und europäische. Ich versuche einfach nur, alle Sachen, die ich höre und mag, miteinander zu kombinieren. Das passiert einfach so, ich denke da nicht drüber nach."
    Nicht nur der Stil des Albums ist vielfältig, der Produktionsprozess war es auch. Knapp 20 Musiker sind an dem Album beteiligt. Neben der klassischen Bandbesetzung gibt es Synthesizer, Geigen, Saxophon und Trompeten. Aber im Mittelpunkt steht Charles Pasi: Von ihm kommen die Ideen, er schreibt die Texte - viele davon im Bett, denn seine Wohnung ist nicht groß - und er spielt das Instrument, dass für ihn überragende Bedeutung bekommen hat: die Mundharmonika.
    "There was a moment when I chose to be a musician. That was when discovered harmonica when I was seventeen." Die Mundharmonika hat er in seiner Jugend entdeckt - dank Bob Dylan. Dadurch kam er zum Musikmachen und wollte dann alles lernen: komponieren, schreiben, singen.
    Charles Pasi spielt die Mundharmonika aber nicht nur aus Nostalgie, sondern auch aus einem anderen Grund: Ihn stört das Klischee des überholten Western- und Bluesinstruments. Stattdessen erzählt er von der Vielfalt und den Möglichkeiten der Mundharmonika.
    "Mir gefällt die Mundharmonika einfach, weil ich glaube, dass viele nicht wissen, was man mit ihr machen kann. Jeder weiß, wie ein Klavier klingt oder ein Saxofon, aber was die Mundharmonika angeht, die ist eher ein Spielzeug. Ein sehr günstiges zwar, aber man kann wirklich jeden Ton der Welt aus ihr rausholen. Ich liebe dieses Instrument - es kann sehr leise sein, sehr kraftvoll oder auch sehr ausdrucksstark."
    Charles Pasi trägt beim Interview eine schwarze Lederjacke und schwarze Jeans. Die kurzen braunen Haare des 32-jährigen sind wild durcheinander gestylt. Dabei wirkt er authentisch und unaufgeregt. Seine Mutter hat französische Wurzeln, sein Vater italienische. Mit Musik ist er aufgewachsen, er bewegt sich in beiden Kulturen und spricht beide Sprachen. Singen tut er aber ganz bewusst auf Englisch.
    "Englisch hat den richtigen Klang für das, was ich mache. Und ich mag die Sprache. Französisch ist sehr klassisch und das Problem ist, wenn du auf französisch singst, machst du automatisch Chansons. Darauf habe ich keine Lust und ich will mich da nicht einengen lassen."
    Pasi will sich nicht festlegen. Musikalisch nicht - das überlässt er den Managern der Plattenfirmen und den Kritikern. Und auch textlich nicht - er schreibt über das, was ihn umtreibt. Wie etwa im Song "No Company". In dem geht es um die Verlorenheit und die Einsamkeit in der Großstadt. Pasi kennt diese Erfahrung - er kommt aus Paris.
    "I'm not talking about big society subjects because it's too hard to do it right. I'm just talking about what happened in my life and what was my life at the time of the writing."
    Es geht ihm nicht um die großen gesellschaftlichen und politischen Themen. Bei ihm steht das Persönliche im Vordergrund; Sachen die er erlebt hat und die ihn beim Schreiben bewegt haben. Wie ein Tagebuch funktionieren seine Texte dann.
    Am Ende bleibt das Bild eines Musikers, der sich ausprobieren und weiterentwickeln möchte. Mit seinem Album "Sometimes Awake" ist ihm das sicherlich gelungen. Aber er will viel und vor allem will er sich nicht festlegen. "Um der Langeweile zu entgehen", wie er sagt. Das ist vielleicht das stärkste Argument von Charles Pasi.