Dies ist ein Film über den Ruhm und sein Entschwinden. Über die, die im Kegel der Scheinwerfer stehen, bis sie von anderen abgelöst werden. Über Menschen, deren Leben die Unterhaltung ist.
„Das Alter muss das Rampenlicht verlassen, wenn die Jugend auftritt“ – steht im Vorspann von Charlie Chaplins Film „Limelight – Rampenlicht“ aus dem Jahr 1952.
Der traurige Clown rettet die suizidale Tänzerin
Es ist die Geschichte des alternden Clowns Calvero. In London, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, rettet dieser Filmheld eine Tänzerin vor dem Selbstmord. Der Clown nimmt die junge Frau in seiner Wohnung auf. Er umsorgt sie – und versucht, ihr mit energischen kleinen Ansprachen neuen Lebensmut zu geben:
„Um das Leben selbst zu leben, sich zu freuen, zu leiden. Um was sonst wollen Sie kämpfen? Das Leben ist berauschend, es ist wunderbar. Selbst für eine Qualle!“
Wie die Tänzerin dem trinkenden Clown beispringt
Calvero war einst ein Star, bis er den Kontakt zu seinem Publikum verlor und anfing zu trinken. In Chaplins Film werden sich die Rollen umkehren. Nach ihrer Genesung ist es die Tänzerin Thereza, die dem Clown Mut macht.
Die Schauspielerin Claire Bloom verleiht der Ballerina eine Mischung aus Empfindsamkeit und tiefem Ernst. Chaplin wiederum spielt Calvero als gutherzigen Künstler voller Melancholie. In den Gesprächen von Clown und Tänzerin, die vertrauter werden, geht es um die Faszination der Bühne, um das Geheimnis des Showbiz.
„Ein trauriger Beruf, komisch sein zu müssen.“
„Ja , besonders, wenn kein Mensch lacht. Aber wenn sie lachen, ist es berauschend, hinunterzuschauen. Darauf zu warten, wie die Pointe ankommt und das Gelächter aufbraust.“
„Ja , besonders, wenn kein Mensch lacht. Aber wenn sie lachen, ist es berauschend, hinunterzuschauen. Darauf zu warten, wie die Pointe ankommt und das Gelächter aufbraust.“
Warum "Rampenlicht" Chaplins persönlichster Film ist
„Rampenlicht” ist Charlie Chaplins biografischster Film. Ein Abgesang auf die Entertainment-Welt seiner Londoner Kindheit. Auf die Music Halls und Varietés, in denen seine Eltern auftraten und durch die er selbst als Kinderdarsteller tingelte. Der kleine Chaplin erlebte einen Alltag zwischen Auftritten und Armut, die Trunksucht des Vaters, die Verzweiflung der psychisch kranken Mutter. Die Schauspielerin Claire Bloom erinnert sich 60 Jahre später an die Dreharbeiten:
„In der Rolle der Theresa verschmolzen letztlich Chaplins Mutter und seine Frau Oona. Das betraf auch die Kostüme. Chaplin sagte: ‚Meine Mutter hat so einen Schal getragen‘. Oder: ‚Sie hatte so eine Jacke‘. Das war sehr berührend. Diese Heldin ist zu Beginn des Films tief verletzt, und er bringt sie zurück ins Leben. Und das ist es, was Chaplin gerne für seine Mutter getan hätte.“
„Rampenlicht“, der am 16. Oktober 1952 in London uraufgeführt wurde, ist in einem silbrigen Schwarzweiß gedreht, im Rhythmus der großen Chaplin-Filme der Zwanzigerjahre. Er arbeitet zum einen mit stummfilmhafter Expressivität, zum anderen mit einer modernen beweglichen Kamera. Chaplin selbst komponierte das musikalische Leitmotiv, zu dem die Primaballerina zum Ruhm tanzen wird.
"Die Schönheit in der Traurigkeit"
Eine junge Tänzerin blüht auf, während ein einst berühmter Clown dahinwelkt. Bei der Pariser Premiere des Films hielt Charlie Chaplin eine Rede über die leisen, traurigen Töne von „Rampenlicht“:
„Ich habe nur eine Mission: Die Menschen zu unterhalten. Wenn man mich fragt:‘ Warum wollen Sie uns zum Weinen bringen, warum machen Sie uns traurig?‘ Dann antworte ich: ‚Weil in der Traurigkeit Schönheit liegt. Und weil das oberste Ziel meines Kinos darin besteht, der Schönheit zu dienen.‘“
„Rampenlicht“ war Charlie Chaplins letzter amerikanischer Film. Kurz nachdem der Komiker mit seiner Familie zur Europatournee von „Rampenlicht“ aufgebrochen war, annullierten die US-amerikanischen Behörden seine Wiedereinreise-Erlaubnis. Die Hexenjagd der McCarthy-Ära war in vollem Gange, das FBI warf Chaplin vor, Kommunist und Anti-Amerikaner zu sein.
Chaplin ließ sich in Europa nieder, wo er noch mehrere Filme drehte. Er starb am 25. Dezember 1977 in der Schweiz, ein Vierteljahrhundert, nachdem er Calvero, den melancholischen Clown und Lebenskünstler, erschaffen hatte.
„Ja, wenn man sich nicht vor dem Leben fürchtet, ist es wunderbar. Man braucht nur etwas Mut, Fantasie. Und’n bisschen Geld.“