Archiv

"Charlie Hebdo"
Zehntausende Menschen gedenken der Anschlagsopfer

Nach dem Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" haben Zehntausende Franzosen der Opfer gedacht. Drei Täter hatten am Mittwochvormittag die Räume gestürmt und um sich geschossen. Mindestens zwölf Menschen starben.

    Tausende Menschen haben sich in Paris versammelt, um der Opfer des Anschlags auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu gedenken.
    Tausende Menschen haben sich in Paris versammelt, um der Opfer des Anschlags auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu gedenken. (AFP / Eris Feferberg)
    In Paris, Lyon und anderen Städten versammelten sich Zehntausende Menschen, um ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen zu zeigen. Staatspräsident François Hollande ordnete für Donnerstag einen Staatstrauertag an. Drei Tage lang sollen die Flaggen auf Halbmast hängen, kündigte er in einer Rede an die Nation an. Weltweit löste der Anschlag Bestürzung aus. In Berlin versammelten sich rund 500 Menschen vor der französischen Botschaft, um ihr Mitgefühl auszudrücken.
    Die brutale Tat hatte sich am Mittwochvormittag ereignet. Drei maskierte und schwer bewaffnete Täter drangen in die Redaktionsräume der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" ein. Sie schossen um sich und töteten insgesamt mindestens zwölf Menschen. Elf weitere Personen wurden verletzt. Laut Augenzeugen riefen die Täter: "Wir haben den Propheten gerächt" und "Allah ist groß".
    Täter auf der Flucht
    Nach dem Anschlag gab es Ermittlern zufolge einen Schusswechsel zwischen den Tätern und Sicherheitskräften. Die Angreifer hätten auf ihrer Flucht einen Polizisten erschossen und später einen Fußgänger überfahren. Es habe mehrere Schießereien auf offener Straße gegeben. Die Männer waren bis Mittwochabend noch nicht gefasst. Die französische Regierung rief die höchste Terrorwarnstufe für den Großraum Paris aus. Für Gebäude wie Kirchen und Medienhäuser sowie für den Nahverkehr wurde der Schutz erhöht.
    Unter den Opfern sind zwei Polizisten und vier bekannte Karikaturisten von "Charlie Hebdo", unter ihnen auch der Herausgeber Stéphane Charbonnier. Er hatte unter Polizeischutz gestanden, weil es gegen ihn und die Zeitschrift wiederholt Drohungen wegen islamkritischer Berichte und Mohammed-Karikaturen gegeben hatte.
    Der Herausgeber des Satiremagazins "Charlie Hebdo", Stephane Charbonnier, kurz Chab, starb bei dem Anschlag.
    Der Herausgeber des Satiremagazins "Charlie Hebdo", Stephane Charbonnier, kurz Chab, starb bei dem Anschlag. (AFP / Francois Guillot)
    Die Täter wählten für ihren Anschlag offenbar bewusst den Mittwochvormittag aus. Zu dem Zeitpunkt findet immer die Redaktionskonferenz statt. Corinne Rey, eine Augenzeugin und Zeichnerin von "Charlie Hebdo", sagte der Zeitung "L'Humanité", dass die Täter behauptet hätten, zur Terror-Organisation Al-Kaida zu gehören. Sie hätten perfekt französisch gesprochen. Rey sagte, der Angriff habe etwa fünf Minuten gedauert. Sie habe unter einem Schreibtisch Schutz gesucht.
    Nicht der erste Anschlag auf Charlie Hebdo
    Die Satirezeitschrift hatte 2011 mit Karikaturen des Propheten Mohammed für Schlagzeilen gesorgt und war daraufhin mit Brandbomben attackiert worden. 2013 hatte "Charlie Hebdo" eine Comic-Biografie von Mohammed herausgebracht, die für Empörung sorgte. Am Mittwoch erschien die neue Ausgabe der Satirezeitschrift mit dem Autor Michel Houellebecq auf dem Cover, dessen neues Buch von einem Frankreich der Zukunft handelt, das von Islamisten regiert wird.
    (vic/hba/nin)