Michel Soucisse - beim letzten Treffen hatte er gesagt: "Ihr müsst unbedingt meine Wohnung sehen". "Lafayette Park, Mies van der Rohe". Oder wie die Amerikaner sagen: "Mies vän de Row". Michel hat nicht zu viel versprochen. Eine Eckwohnung im 19. Stock, mit riesigen Fensterflächen. Jetzt zeigt er nach draußen. Schiffe tuckern friedlich den Detroit-River entlang. Das Renaissance Center drüben in Downtown glitzert in der Sonne. Und unter uns: alles grün! Diese Stadt soll einem Angst machen?
"Also, ich würde sagen: Detroit ist ungefährlicher als andere Städte: Detroit ist leer, die Stadt kann doch gar nicht gefährlich sein. Niemand lauert im Gebüsch. Natürlich gibt es auch gefährliche Ecken, es ist schließlich eine sehr arme Stadt."
Arm und hoffnungslos - keine Spur davon in Lafayette Park. Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe plante die Siedlung Mitte der 1950er-Jahre. Zwei Hochhäuser, Swimmingpool für alle, Schule und Einkaufszentrum. Vor allem aber stehen hier gläserne Flachbauten mit insgesamt 186 Reihenhäusern - wie riesige Schuhkartons, abgeworfen in die grüne Landschaft. Abgeworfen und zugewachsen. In einem davon lebt Christian Unverzagt, 41, Architekt mit Designerbrille auf der Nase und Rassekatze auf dem Arm.
Früher an der Uni fand er Mies van der Rohe langweilig, sagt Christian. Aber jetzt:
"Ich sehe die Architektur mit anderen Augen. Dass ein Gebäude nicht nur ein Objekt ist, sondern dass es eine Beziehung mit dem Draußen eingeht."
Die Parklandschaft mit alten Bäumen gehört zum Inventar der Reihenhäuser. Zu beiden Seiten sind sie komplett verglast. Christians Haus ist noch im Originalzustand, mit der skulpturalen Treppe und dem alten Bad. Und - er führt uns in die kleine Küche:
"Wir sind total glücklich, dass wir noch den Original-Klappherd haben. Das ist toll, du klappst die Herdplatten zum Kochen einfach runter, und wenn du fertig bist, verschwinden sie wieder."
So schlicht und einfach alles daherkommt, so perfekt durchdacht ist jedes Detail. Im Keller verbindet ein Service-Tunnel alle Wohneinheiten miteinander. Dort befindet sich alles, was die elegante Linie stören könnte: die Mülltonnen, die Strom- und Wasserzähler.
Gewollt ist auch die enge Nachbarschaft. In Lafayette Park muss man sich zusammenraufen.
"Man wohnt hier auf der einen Seite sehr privat, und gleichzeitig auch gemeinschaftlich. Zum Beispiel teilen wir uns vorne den Eingang mit dem Nachbarn, aha, jetzt kommt er gerade vom Tennis zurück."
Lafayette Park ist wie eine Perle in der urbanen Wildnis Detroits. Dabei nicht nur etwas für Betuchte. Die Häuser sind bezahlbar. Und sehr begehrt. Hier gibt es keinen Leerstand.
"Die Bauarbeiten haben 1956 begonnen. Das war das erste Jahr, in dem Detroits Einwohnerzahl zurückging. Die Leute, die im Begriff waren, in die Vororte zu ziehen, sollten dazu bewegt werden zu bleiben. Und zwar mit den Annehmlichkeiten eines Vororts. Und die hat Lafayette Park ja auch wirklich zu bieten."
Lafayette Park, meint Christian Unverzagt beim Rundgang draußen, sei das gelungenste Beispiel für ein Stadterneuerungsprojekt in den USA. Fast vergessen: Dafür wurde eine von Schwarzen bewohnte Siedlung abgerissen. Und - was kaum einer weiß: Es ist die größte Ansammlung von Mies-van-der-Rohe-Bauten weltweit, obwohl sie ursprünglich sogar doppelt so groß geplant war.
"Ich frage mich oft, wie es hier heute aussehen würde? Ob Lafayette Park auseinanderbrechen würde? Vielleicht wäre das dann doch zu viel Mies van der Rohe."
"Also, ich würde sagen: Detroit ist ungefährlicher als andere Städte: Detroit ist leer, die Stadt kann doch gar nicht gefährlich sein. Niemand lauert im Gebüsch. Natürlich gibt es auch gefährliche Ecken, es ist schließlich eine sehr arme Stadt."
Arm und hoffnungslos - keine Spur davon in Lafayette Park. Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe plante die Siedlung Mitte der 1950er-Jahre. Zwei Hochhäuser, Swimmingpool für alle, Schule und Einkaufszentrum. Vor allem aber stehen hier gläserne Flachbauten mit insgesamt 186 Reihenhäusern - wie riesige Schuhkartons, abgeworfen in die grüne Landschaft. Abgeworfen und zugewachsen. In einem davon lebt Christian Unverzagt, 41, Architekt mit Designerbrille auf der Nase und Rassekatze auf dem Arm.
Früher an der Uni fand er Mies van der Rohe langweilig, sagt Christian. Aber jetzt:
"Ich sehe die Architektur mit anderen Augen. Dass ein Gebäude nicht nur ein Objekt ist, sondern dass es eine Beziehung mit dem Draußen eingeht."
Die Parklandschaft mit alten Bäumen gehört zum Inventar der Reihenhäuser. Zu beiden Seiten sind sie komplett verglast. Christians Haus ist noch im Originalzustand, mit der skulpturalen Treppe und dem alten Bad. Und - er führt uns in die kleine Küche:
"Wir sind total glücklich, dass wir noch den Original-Klappherd haben. Das ist toll, du klappst die Herdplatten zum Kochen einfach runter, und wenn du fertig bist, verschwinden sie wieder."
So schlicht und einfach alles daherkommt, so perfekt durchdacht ist jedes Detail. Im Keller verbindet ein Service-Tunnel alle Wohneinheiten miteinander. Dort befindet sich alles, was die elegante Linie stören könnte: die Mülltonnen, die Strom- und Wasserzähler.
Gewollt ist auch die enge Nachbarschaft. In Lafayette Park muss man sich zusammenraufen.
"Man wohnt hier auf der einen Seite sehr privat, und gleichzeitig auch gemeinschaftlich. Zum Beispiel teilen wir uns vorne den Eingang mit dem Nachbarn, aha, jetzt kommt er gerade vom Tennis zurück."
Lafayette Park ist wie eine Perle in der urbanen Wildnis Detroits. Dabei nicht nur etwas für Betuchte. Die Häuser sind bezahlbar. Und sehr begehrt. Hier gibt es keinen Leerstand.
"Die Bauarbeiten haben 1956 begonnen. Das war das erste Jahr, in dem Detroits Einwohnerzahl zurückging. Die Leute, die im Begriff waren, in die Vororte zu ziehen, sollten dazu bewegt werden zu bleiben. Und zwar mit den Annehmlichkeiten eines Vororts. Und die hat Lafayette Park ja auch wirklich zu bieten."
Lafayette Park, meint Christian Unverzagt beim Rundgang draußen, sei das gelungenste Beispiel für ein Stadterneuerungsprojekt in den USA. Fast vergessen: Dafür wurde eine von Schwarzen bewohnte Siedlung abgerissen. Und - was kaum einer weiß: Es ist die größte Ansammlung von Mies-van-der-Rohe-Bauten weltweit, obwohl sie ursprünglich sogar doppelt so groß geplant war.
"Ich frage mich oft, wie es hier heute aussehen würde? Ob Lafayette Park auseinanderbrechen würde? Vielleicht wäre das dann doch zu viel Mies van der Rohe."