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Chemieindustrie
BASF sorgt sich um Russland-Geschäft

Sanktionen gegen Russland? Nein danke! Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hat vor einigen Tagen deutlich gemacht, was er von weiteren Strafmaßnahmen gegen Moskau hält. Kein Wunder: BASF ist stark im russischen Energiegeschäft engagiert. Eine Gefahr für das Geschäft sieht das Unternehmen in diesem Engagement nicht.

Von Michael Braun |
    Fahnen mit der Aufschrift BASF in Ludwigshafen vor dem Werksgelände des Chemiekonzerns BASF
    Kein Gegenwind bei der Aktionärsversammlung: Die BASF-Anteilseigner sind mit ihrem Unternehmen zufrieden. (picture alliance / dpa / Uwe Anspach)
    Sie bekamen Käsebrötchen und Kaffee, und am Montag werden sie die um zehn Cent auf 2,70 Euro je Aktie erhöhte Dividende auf ihrem Konto vorfinden. Ein gelegentliches Wundern darüber, dass im ersten Quartal Umsatz und – stärker als der – das operative Ergebnis gesunken sind, gab es. Aber sonst waren die BASF-Aktionäre mit ihrem Unternehmen zufrieden:
    "Aber absolut. Ich bin früherer BASF-Mann. Wir halten der Firma die Treue, weil sie fabelhafte Arbeit leistet."
    "Ja, sehr zufrieden. Für unsere Region einmalig, die BASF."
    "Im Moment ja, aber: Geschäftsbericht, habe ich in der Zeitung gelesen, dass also der Umsatz zurückgegangen ist. Da muss man mal hören, was da im Hintergrund abgeht."
    Der Hintergrund sind schwache Währungen in den Schwellenländern: Die konnten weniger kaufen beim größten Chemiekonzern der Welt. Gelitten hat auch das Öl- und Gasgeschäft. Das lag aber nicht an Störungen im Handelsaustausch mit Russland, sondern am milden Winter in Europa und an den Störungen in Libyen. Auch der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, hatte vor den Aktionären in Mannheim wenig zu kritisieren und nur einiges zu mahnen:
    "Die Geschäfte der BASF gehen auf relativ hohem Niveau. Die Dividende wird gesteigert. Die BASF ist aufgrund ihrer Diversifizität dieser Segmente, liegt sie gut im Markt. Sie hat allerdings Risiken, die auf sie zukommen. Und hier ist natürlich in erster Linie das Russlandrisiko zu nennen."
    Das betrifft weniger das laufende Geschäft, in dem die BASF nur etwas mehr als ein Prozent mit russischen Kunden umsetzt. Wichtiger sind die Investitionen in russischen Öl- und Gasvorkommen, die zum Kerngeschäft der BASF gehören. Das werde auch so bleiben, sagte der Vorstandsvorsitzende Kurt Bock:
    "Auch in Russland, auch in Russland werden wir weiter investieren. Wir erhalten zusätzliche Anteile am Erdgasfeld Urengoi in Westsibirien, einer der größten Lagerstätten der Erde."
    Im Tausch übernimmt die russische Gasprom dafür das Gashandelsgeschäft von der BASF und die Hälfte an der Wintershall Noordzee, die in den Niederlanden Gas fördert. BASF weiß natürlich, dass 90 Prozent seiner Investitionen in Russland vorsorglich durch Investitionsschutzgarantien der Bundesregierung abgesichert sind. Bock machte aber heute nicht den Eindruck, diese Rückfallposition in Anspruch nehmen zu müssen:
    "In den vergangenen 20 Jahren haben wir den Gashandel gemeinsam aufgebaut und eng gemeinsam geführt. Aus dieser Erfahrung kann ich Ihnen sagen: Unsere Gesprächspartner bei Gasprom sind vertrauenswürdig, zuverlässig und berechenbar. Die Öl- und Gasförderung in Russland ist und bleibt für uns ein wichtiges Geschäft. Und wir vertrauen darauf, dass sich die politische Lage hoffentlich schnell wieder beruhigen wird."
    Die BASF kündigte an, in den Vereinigten Staaten von Amerika den Bau einer Großanlage für die wichtige Basischemikalie Propylen zu prüfen. Das wäre mit rund einer Milliarde Euro die bislang größte Einzelinvestition des Konzerns. So will der Ludwigshafener Konzern vom billigen Schiefergas in Nordamerika profitieren.