Wer nah bei Industrieanlagen lebt, geht davon aus, dass seine Umgebung nicht ganz sauber ist. Wer hingegen fern von jeder Zivilisation lebt oder dort seinen Urlaub verbringt, erwartet meist das Gegenteil. Entlegene Gegenden sind jedoch nicht immer sauber, erklärt Manfred Krautter von Greenpeace:
Wir haben in dem höchsten Alpensee in Europa, in dem noch Fische leben, einem See in den Ötztaler Alpen auf 2.800 Meter Höhe, Fische untersucht. Und diese Fische sind mit Dauergiften sehr stark belastet.
Der Chemieexperte Krautter bezeichnet jene Stoffe als 'Dauergifte’, die in der Natur langsam abgebaut werden und sich im Fettgewebe von Tier und Mensch anreichern können. Klassische Beispiele für solche Chemikalien sind DDT, Dioxine und polychlorierte Biphenyle. Diese Gifte haben Wissenschaftler der Universität Innsbruck bereits in Fischen aus dem See in den Ötztaler Alpen nachgewiesen. Greenpeace war anderen Stoffen auf der Spur:
Wir haben jetzt nach den neuen Dauergiften gesehen – zum Beispiel bromierte Flammschutzmittel, Phthalate aus PVC-Böden oder Chlorparaffine, wie sie in Dichtungsmassen eingesetzt werden. Und alle diese Stoffe haben wir auch gefunden. Das heißt, auch diese Dauergifte der neuen Generation, die von der Europäischen Chemieindustrie noch in großen Mengen hergestellt werden, finden ihren Weg bis in die höchsten Alpengipfeln und bedrohen dort das Leben. Das sind sehr empfindliche Ökosysteme mit diesen Fischen dort oben, die quasi an der Grenze der Lebensfähigkeit sind. Und das geht nicht an. Hier ist die Chemie total aus der Kontrolle geraten.
Auch Andreas Gies, Chemikalienfachmann im Umweltbundesamt, sind diese Stoffe ein Dorn im Auge. Denn manche stehen im Verdacht, etwa das Hormonsystem zu beeinflussen.
Diese Stoffe sind für uns ein besonderes Problem, weil die Wirkungen setzen oft sehr viel später ein als die Exposition, also das Aussetzen gegenüber dem Stoff. Wir haben Probleme, das die in sehr niedrigen Dosen wirken können oder auch nur während ganz kurzer Zeiten während der Entwicklung - meistens der kindlichen Entwicklung oder der vorgeburtlichen Entwicklung.
Und er nennt ein Beispiel:
Wenn Sie an die bromierten Flammschutzmittel denken: Wir haben da das Problem, das es Untersuchungen zum Beispiel aus Schweden gibt, das die sich in den letzten zehn Jahren vervielfacht haben in ihrer Konzentration in der Muttermilch. Wir haben das Problem auch in Deutschland. Wir haben ansteigende Konzentrationen in den Blutproben, die wir routinemäßig messen. Dieses sind Stoffe, die lange in der Umwelt bleiben, die in Produkten sind, wo man nicht eine bestimmte Quelle identifizieren kann, an der man diese Stoffe aus dem Abgasstrom zum Beispiel rausreinigen kann. Sie werden weit verteilt und sie reichern sich an in biologischem Gewebe, also auch im Menschen.
Die neue Chemikalienpolitik in Europa, über die zurzeit die Europäische Kommission in Brüssel berät, kann helfen, die Belastung mit diesen Stoffen langfristig zu verringern, hofft Andreas Gies. Denn für 'besonders gefährliche’ Stoffe wird eine neue Strategie eingeführt:
Wir gehen jetzt da dran mit der Philosophie, dass die Industrie, der Hersteller, der Verbreiter die Unschädlichkeit zu beweisen hat, während bisher wir – als Behörde – immer die Schädlichkeit zu beweisen hatten. Das mag spitzfindig klingen, aber in der Realität ist es ein riesenweiter Unterschied. Das heißt, sie werden nicht mehr wie heute für jegliche Verwendung in Umlauf gebracht werden können, sondern werden eine Erlaubnis kriegen für ganz bestimmte unvermeidbare, beziehungsweise technisch beherrschbare Verwendungen, so dass der Eintrag in die Umwelt deutlich gemindert werden kann.
In Brüssel ist es jedoch noch strittig, ob langlebige und sich im Fettgewebe anreichernde Stoffe wie bromierte Flammschutzmittel oder Chlorparaffine als 'besonders gefährliche’ Stoffe eingestuft werden. Die Europäische Kommission zum Beispiel sträubt sich. Den Fischen im Alpensee käme es jedoch zugute.
Wir haben in dem höchsten Alpensee in Europa, in dem noch Fische leben, einem See in den Ötztaler Alpen auf 2.800 Meter Höhe, Fische untersucht. Und diese Fische sind mit Dauergiften sehr stark belastet.
Der Chemieexperte Krautter bezeichnet jene Stoffe als 'Dauergifte’, die in der Natur langsam abgebaut werden und sich im Fettgewebe von Tier und Mensch anreichern können. Klassische Beispiele für solche Chemikalien sind DDT, Dioxine und polychlorierte Biphenyle. Diese Gifte haben Wissenschaftler der Universität Innsbruck bereits in Fischen aus dem See in den Ötztaler Alpen nachgewiesen. Greenpeace war anderen Stoffen auf der Spur:
Wir haben jetzt nach den neuen Dauergiften gesehen – zum Beispiel bromierte Flammschutzmittel, Phthalate aus PVC-Böden oder Chlorparaffine, wie sie in Dichtungsmassen eingesetzt werden. Und alle diese Stoffe haben wir auch gefunden. Das heißt, auch diese Dauergifte der neuen Generation, die von der Europäischen Chemieindustrie noch in großen Mengen hergestellt werden, finden ihren Weg bis in die höchsten Alpengipfeln und bedrohen dort das Leben. Das sind sehr empfindliche Ökosysteme mit diesen Fischen dort oben, die quasi an der Grenze der Lebensfähigkeit sind. Und das geht nicht an. Hier ist die Chemie total aus der Kontrolle geraten.
Auch Andreas Gies, Chemikalienfachmann im Umweltbundesamt, sind diese Stoffe ein Dorn im Auge. Denn manche stehen im Verdacht, etwa das Hormonsystem zu beeinflussen.
Diese Stoffe sind für uns ein besonderes Problem, weil die Wirkungen setzen oft sehr viel später ein als die Exposition, also das Aussetzen gegenüber dem Stoff. Wir haben Probleme, das die in sehr niedrigen Dosen wirken können oder auch nur während ganz kurzer Zeiten während der Entwicklung - meistens der kindlichen Entwicklung oder der vorgeburtlichen Entwicklung.
Und er nennt ein Beispiel:
Wenn Sie an die bromierten Flammschutzmittel denken: Wir haben da das Problem, das es Untersuchungen zum Beispiel aus Schweden gibt, das die sich in den letzten zehn Jahren vervielfacht haben in ihrer Konzentration in der Muttermilch. Wir haben das Problem auch in Deutschland. Wir haben ansteigende Konzentrationen in den Blutproben, die wir routinemäßig messen. Dieses sind Stoffe, die lange in der Umwelt bleiben, die in Produkten sind, wo man nicht eine bestimmte Quelle identifizieren kann, an der man diese Stoffe aus dem Abgasstrom zum Beispiel rausreinigen kann. Sie werden weit verteilt und sie reichern sich an in biologischem Gewebe, also auch im Menschen.
Die neue Chemikalienpolitik in Europa, über die zurzeit die Europäische Kommission in Brüssel berät, kann helfen, die Belastung mit diesen Stoffen langfristig zu verringern, hofft Andreas Gies. Denn für 'besonders gefährliche’ Stoffe wird eine neue Strategie eingeführt:
Wir gehen jetzt da dran mit der Philosophie, dass die Industrie, der Hersteller, der Verbreiter die Unschädlichkeit zu beweisen hat, während bisher wir – als Behörde – immer die Schädlichkeit zu beweisen hatten. Das mag spitzfindig klingen, aber in der Realität ist es ein riesenweiter Unterschied. Das heißt, sie werden nicht mehr wie heute für jegliche Verwendung in Umlauf gebracht werden können, sondern werden eine Erlaubnis kriegen für ganz bestimmte unvermeidbare, beziehungsweise technisch beherrschbare Verwendungen, so dass der Eintrag in die Umwelt deutlich gemindert werden kann.
In Brüssel ist es jedoch noch strittig, ob langlebige und sich im Fettgewebe anreichernde Stoffe wie bromierte Flammschutzmittel oder Chlorparaffine als 'besonders gefährliche’ Stoffe eingestuft werden. Die Europäische Kommission zum Beispiel sträubt sich. Den Fischen im Alpensee käme es jedoch zugute.