Bei einem Festakt in der Oper sagte Steinmeier, das Kulturhauptstadtjahr mit zahlreichen Veranstaltungen werde "ein unübersehbares Signal" aussenden. Es gebe in der drittgrößten sächsischen Stadt "enorm viel zu entdecken an kultureller Vielfalt". "Aus Unterschieden zu lernen und gemeinsam etwas Zukunftsweisendes zu entwickeln und damit unsere Demokratie zu stärken, darauf kommt es jetzt an", betonte der Bundespräsident.
Chemnitz und zahlreiche Kommunen im Umland präsentieren sich als Europäische Kulturhauptstadt mit 150 Projekten und mehr als tausend Veranstaltungen.
Demonstrationen zur Eröfnungsfeier
Mehrere rechtsextreme Gruppierungen, darunter die Partei Freie Sachsen, hatten anlässlich der Eröffnung zu Protesten gegen das Kulturhauptstadtjahr aufgerufen. Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis angeführt vom Deutschen Gewerkschaftsbund stellte sich dem entgegen. Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl der Demonstrationen zunächst auf "mehrere Hundert auf beiden Seiten". Alle Kundgebungen verliefen nach Angaben der Polizei bis zum späten Nachmittag ohne Zwischenfälle. Am Vormittag ging eine Bombendrohung gegen die Stadthalle ein, in der ein Begleitprogramm stattfindet. Die Stadthalle sei durchsucht, dabei aber "nichts Besorgniserregendes gefunden" worden, sagte ein Polizeisprecher. Das Programm sei nicht beeinträchtigt worden. Der Telefonanschluss des Anrufers sei ermittelt worden.
Diskussion über Umgang mit Rechtsextremismus
Laut dem Soziologen Ulf Bohmann von der TU Chemnitz weist auch das Konzept der Stadt einen "sehr gemeinschaftlichen, sozialen Fokus" auf. Dabei gehe es darum, ein Miteinander aufzubauen und "eine Art Bollwerk" gegen den zunehmenden Rechtsextremismus zu schaffen, sagte Bohmann im Deutschlandfunk. Zugleich sieht der Wissenschaftler allerdings ein Defizit, was das "ganz explizite Angehen des Rechtsextremismus" betrifft. Dies liege möglicherweise daran, dass man mehr Wert auf "einladende Kulturangebote" legen wolle als darauf, "politisch zu wirken". Als Soziologe finde er es aber "nicht ganz überzeugend zu sagen, Kultur hat nichts mit Politik zu tun".
Ostbeauftragter ruft Westdeutsche zu Besuch auf
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Schneider, rief gezielt Menschen aus den westdeutschen Bundesländern auf, Chemnitz in diesem Jahr zu besuchen. Wie ganz Ostdeutschland habe die Stadt mit Vorurteilen und Stigmatisierungen zu kämpfen, gerade nach den gewalttätigen rechtsextremen Ausschreitungen von 2018. Das Kulturhauptstadtjahr biete die Chance auf einen neuen, differenzierten Blick, so Schneider.
Außer Chemnitz ist in diesem Jahr auch die Doppelstadt Gorizia und Nova Gorica an der Grenze zwischen Italien und Slowenien Kulturhauptstadt Europas.
Diese Nachricht wurde am 18.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.