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Chemnitzer FC
"Der Verein schlingert, ist führungslos"

Nach der geduldeten Trauerfeier für einen verstorbenen rechtsradikalen Fan hat Regionalligist Chemnitzer FC in seinem ersten Heimspiel nach dem Skandal, ein Zeichen gesetzt. Es sei die Frage, wie nachhaltig so eine Aktion sein könnte, sagte MDR-Reporter Peer Vorderwülbecke im Dlf. Es fehle jemand, der auf die Fanszene einwirken kann.

Peer Vorderwülbecke im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Spieler halten ein Banner mit der Aufschrift "Gemeinsam für demokratische Grundwerde und Fairplay".
Nach den Trauerbekundungen für einen Rechtsradikalen wollte der Verein vor dem Spiel gegen Bautzen ein Zeichen gegen Extremismus setzen. (imago)
Schon vor Beginn des Heimspiels gegen Budissa Bautzen wurden T-Shirts mit dem Slogan "Toleranz - Weltoffenheit - Fairness" an die Zuschauer verteilt. Im Stadion präsentierten sich beide Mannschaften vor dem Anpfiff mit einem Banner, um sich "gemeinsam für demokratische Grundwerte und Fairplay" zu positionieren.

Die Chemnitzer Ultras fehlten allerdings bis zum Beginn der 13. Spielminute. Unter dem Motto "12 Minuten für den 12. Mann" protestierten sie gegen den Rausschmiss der Fanbeauftragten, des Stadionsprechers und eines Pressemitarbeiters des CFC sowie eines Mitarbeiter des Stadtsportbundes. Die ersten Minuten des Spiels musste der CFC daher auf die lautstarke Unterstützung der Ultras verzichten.
Blick auf die Fankurve vom Chemnitzer FC im ersten Heimspiel nach dem Neonazi-Skandal.
Die Fankurve vom Chemnitzer FC im ersten Heimspiel nach dem Neonazi-Skandal. (Deutschlandradio / Peer Vorderwühlbecke)
"Da fehlt jemand, der auf die Fanszene einwirken kann"
Es sei die Frage, wie nachhaltig so eine Aktion sein könnte, sagte MDR-Reporter Peer Vorderwülbecke im Dlf. "Der Verein schlingert, ist führungslos, die Ansprechpartner wechseln im halbjährlichen Rhythmus, jetzt hat auch noch die Leiterin des Fanprojekts den Job gewechselt. Da fehlt auf jeden Fall jemand, der auf die Fanszene einwirken kann." Deswegen habe er Bedenken, dass die Aktion langfristig wirken werde.
Das erste Heimspiel nach den eklatanten Vorfällen vom 9. März stand unter bundesweiter Beobachtung. Vizepräsident Rainer Koch vom Deutschen Fußball-Bund war vor Ort. Der Jurist hatte ein Zeichen vom CFC gegen rechtsextreme Tendenzen gefordert.
"Fanarbeit fällt dann auch manchmal hinten runter"
Man dürfe auch nicht vergessen, sagte Vorderwülbecke, dass der Chemnitzer FC nur ein Regionalligist sei, also ein Viertligist. Es gebe dort nur wenige hauptamtliche Mitglieder, sondern viele Ehrenamtler. "Da fehlen die Strukturen. Fanarbeit fällt dann auch manchmal hinten runter."
"Toleranz, Weltoffenheit, Fairness" - Der Chemnitzer FC verteilte vor Spielbeginn T-Shirts an die Fans.
"Toleranz, Weltoffenheit, Fairness" - Der Chemnitzer FC verteilte vor Spielbeginn T-Shirts an die Fans. (Deutschlandradio / Peer Vorderwülbecke)
Spannend werde ob der CFC die 3. Liga überhaupt finanziell stemmen könne, sportlich sei die Lage aufgrund der Tabellenführung sehr positiv, aber zwei der großen Sponsoren seien aufgrund des Skandals abgesprungen. Außerdem befinde sich der Verein ja weiter in einem Insolvenzverfahren.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.