"Hofnarr" und "Feigenblatt"
Chialo nennt Scholz' Worte "herabwürdigend und verletzend"

Berlins Kultursenator Chialo hat Äußerungen von Bundeskanzler Scholz in einem Gespräch mit ihm als "herabwürdigend und verletzend" empfunden. Das teilte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in einem schriftlichen Statement mit. Nach einem Telefonat mit dem Kanzler sei die Angelegenheit für ihn aber erledigt.

    Bundeskanzler Scholz und Berlins Kultursenator Chialo in einer Bildkombination
    Bundeskanzler Scholz und Berlins Kultursenator Chialo (Soeren Stache; Kay Nietfeld / dpa / Soeren Stache)
    Auf einer privaten Geburtstagsfeier eines Unternehmers am 2. Februar sei Scholz zu einer Gesprächsrunde mit ihm dazugestoßen, schilderte Chialo, der Wurzeln in Tansania hat. "Im Laufe der Diskussion zum Thema Migration und zu den Abstimmungen im Bundestag fielen hinsichtlich meiner Rolle in der CDU die Begriffe 'Hofnarr' und 'Feigenblatt'. Diese Worte haben mich tief getroffen."

    Chialo sieht Scholz nicht als Rassisten

    Scholz habe ihn am Mittwoch angerufen, so Chialo weiter. "Er bedauerte in unserem Gespräch, dass seine Aussagen als rassistisch verstanden wurden, und erklärte, dass er das nicht beabsichtigt habe." Chialo schreibt, er habe diese Sichtweise zur Kenntnis genommen. Im Übrigen halte er Scholz nicht für einen Rassisten. "Daran, dass seine Worte herabwürdigend und verletzend waren, ändert dies jedoch nichts."
    Chialo hatte zunächst nichts zu dem Vorgang gesagt. Nach sorgfältiger Abwägung und aufgrund des öffentlichen Interesses habe er sich nun aber entschlossen, sich doch zu äußern, so der Politiker.

    "Bedacht miteinander umgehen"

    "Wir alle stehen derzeit unter großem Druck", ergänzte er offensichtlich mit Blick auf den Bundestagswahlkampf. Umso wichtiger sei es, mit Bedacht und Anstand miteinander umzugehen. Er hoffe, "dass wir zu einem fairen und sachlichen Austausch zurückfinden". Für ihn sei die Angelegenheit damit abgeschlossen, erklärte Chialo.
    Scholz wendet sich derweil juristisch gegen einen Bericht des Portals "Focus Online" über den Vorfall. Darin wird ihm eine rassistische Äußerung über Chialo unterstellt. Der Medienanwalt Schertz teilte mit, die Formulierung "der Schwarze" sei von Scholz zu keinem Zeitpunkt getätigt worden. Doch erst durch diese Ergänzung werde ein rassistischer Bezug hergestellt. Auch der Bundeskanzler selbst wies den Vorwurf zurück, sich rassistisch geäußert zu haben. Persönlich schätze er Chialo als eine wichtige liberale Stimme in der Union.

    Merz: "Wirft Licht auf das Sozialverhalten des Kanzlers"

    Chialo ist Mitglied des CDU-Bundesvorstands. Mehrere Politiker seiner Partei hatten Scholz aufgefordert, sich zu entschuldigen. Fraktionsvize Spahn sprach von einer unsäglichen Entgleisung. Unionskanzlerkandidat Merz erklärte, er sei sprachlos gewesen, als er davon gehört habe. Der Vorfall werfe Licht auf das Sozialverhalten des Kanzlers, der sonst immer Respekt beanspruche.
    "Focus Online" hatte berichtet, der Bundeskanzler habe den Politiker auf einer privaten Geburtstagsfeier nicht nur als "Hofnarren" bezeichnet, sondern auch als "Feigenblatt" der CDU. Inhaltlich ging es dabei um das Abstimmungsverhalten der Union im Bundestag zur Migrationspolitik.
    Diese Nachricht wurde am 13.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.