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Chile
Ex-Präsidentin Bachelet vor Rückkehr ins Amt

Sie hat zwar die meisten Stimmen erhalten, muss aber dennoch in die Stichwahl: Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Chile hat die frühere Staatschefin Michelle Bachelet klar gewonnen. Für die absolute Mehrheit reichte es aber nicht.

    Fast alle Stimmen sind ausgezählt. Die Sozialistin Michelle Bachelet liegt derzeit mit rund 47 Prozent deutlich vor der konservativen Kandidatin Evelyn Matthei, die auf 25 Prozent kommt. Auf Platz drei liegt der unabhängige Kandidat Franco Parisi mit knapp zwölf Prozent. Damit gäbe es Mitte Dezember eine Stichwahl zwischen den beiden Frauen.
    13,6 Millionen Chilenen waren dazu aufgerufen, den Präsidenten, 20 von 38 Senatsmitglieder und alle 120 Abgeordnete ihres Parlaments zu wählen. Die Oppositionsführerin Bachelet galt als Favoritin. Umfragen sagten der 62-Jährigen Chancen voraus, schon im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit zu bekommen - diese Hoffnung wurde nun enttäuscht.
    Direkte Wiederwahl war nicht möglich
    Bachelet führte das lateinamerikanische Land von 2006 bis 2010. Eine direkte Wiederwahl war laut Verfassung nicht möglich. Seit 2010 ist Sebastián Piñera Präsident des Landes. Er durfte bei der aktuellen Wahl ebenfalls aufgrund der Verfassungsvorgaben nicht antreten.
    Bachelet will die Verfassung ändern und braucht dafür einen deutlichen Sieg bei der parallel stattfindenden Wahl des Unterhauses und eines Großteils des Senats. Die Verfassung geht noch auf die Zeit der Diktatur unter Augusto Pinochet zurück. Die Kandidatin hatte im Wahlkampf außerdem versprochen, die großen Einkommensunterschiede in Chile zu verringern. Die Unternehmenssteuern sollen um fünf Punkte auf 25 Prozent angehoben werden.
    Politik zu Lasten des Wachstums?
    Dieses Vorhaben könnte aber zu Lasten von Investitionen der Unternehmen und damit des Wachstums gehen, argumentiert ihre Konkurrentin Matthei.
    Außerdem attackierte sie weitere Punkte aus Bachelets Wahlprogramm, beispielsweise, dass Verbrecher nicht hart genug bestraft würden, oder auch, dass die geplante Verfassungsänderung unnötig sei.
    Der Anden-Staat gilt als Musterschüler in Südamerika und kam in den vergangenen Jahren auf durchschnittliche Wachstumsraten von fünf Prozent. Chile ist der weltgrößte Kupfer-Produzent.
    Freundinnen in der Kindheit
    Die Rivalinnen kennen sich von Kindesbeinen an, beide Väter waren Generäle. Nach dem Putsch Pinochets 1973 leitete Mattheis Vater die Militärakademie, in der Bachelets Vater wegen seiner Unterstützung für den gestürzten Präsidenten Salvador Allende zu Tode gefoltert wurde. Beide Familien sagen, dass General Matthei nicht direkt am Tod Bachelets beteiligt war.