Ein anonymer Online-Artikel, in dem Chinas Staatschef Xi Jinping zum Rücktritt aufgefordert wird, macht die Staatsmacht in Peking offenbar nervös. Rund 20 Menschen sind nach Angaben von Menschenrechtlern seit Erscheinen des Artikels verschwunden - allem Anschein nach sind sie von der Polizei mitgenommen worden.
Journalisten und Aktivisten spurlos verschwunden
Zum einen sind nach Angaben von Aktivisten mehrere Journalisten einer chinesischen Online-Nachrichtenseite verschwunden. Die Webseite hatte die Rücktrittsforderung Anfang März veröffentlicht. Zum anderen gehen die chinesischen Behörden offenbar auch gegen Verwandte von Exil-Chinesen vor, die mit dem Schreiben zu tun haben sollen. Der in Deutschland lebende Journalist Chang Ping teilte mit, zwei Brüder und eine Schwester von ihm seien in Südchina von der Polizei verschleppt worden.
In einem Artikel für die Bürgerrechts-Webseite "China Change" schreibt der Journalist, die chinesischen Behörden hätten seine Familienmitglieder aufgefordert, Druck auf ihn auszuüben, damit er künftig keine regierungskritischen Artikel mehr veröffentlicht. Chang Ping schreibt unter anderem Kolumnen für die Deutsche Welle. Mit der anonymen Rücktrittsforderung habe er aber nichts zu tun, betonte der Journalist. Auch der in den USA lebende Blogger Wen Yunchao berichtete am Wochenende, seine Eltern und ein Bruder von ihm seien in der südchinesischen Provinz Guangdong abgeführt worden.
Scharfe Kritik an Xi Jinpings Politik
Die anonyme Rücktrittsforderung, um die es geht, wurde zuerst auf einer regierungskritischen Webseite im Ausland veröffentlicht - dann aber auch in China auf eine Nachrichtenseite gestellt. In dem offenen Brief werden Chinas Staatschef Xi Jinping und seine Politik scharf kritisiert - er wird zum Rücktritt aufgefordert. Unterschrieben ist der Brief von "treuen kommunistischen Parteimitgliedern", wie es heißt. Die chinesischen Zensoren haben die Rücktrittsforderung schnell aus dem Netz entfernt, auch jede Diskussion darüber wurde unterbunden.
Auf internationalen China-kritischen Webseiten sorgt das Vorgehen seit Tagen für großes Aufsehen. Durch das Verschwinden von Journalisten, Aktivisten und sogar Verwandten von Exil-Chinesen könnte sich das Ganze weiter hochschaukeln.