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China
Erstmals Erbgut von Embryonen verändert

Chinesische Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals in das Erbgut von menschlichen Embryonen eingegriffen. Die Studie stößt international auf massive Kritik und ethische Bedenken. Forscherverbände fordern ein weltweites Moratorium für derartige Experimente.

Von Ruth Kirchner |
    Menschlicher Embryo mit vier Zellen (künstlerische Darstellung)
    Menschlicher Embryo mit vier Zellen (künstlerische Darstellung) (imago/stock&people/Science Photo Library)
    Gerüchte, dass in chinesischen Laboren an Erbgutmanipulationen von menschlichen Embryonen gearbeitet wird, gibt es schon länger. Jetzt aber haben chinesische Forscher erstmals eine Studie dazu veröffentlicht - in der Fachzeitschrift "Protein and Cell".
    Der Genforscher Huang Junjiu von der Universität Guangzhou und seine Kollegen verwendeten demnach nicht lebensfähige Embryonen und griffen mit einer speziellen Methode, die "Crispr" genannt wird, in deren Erbgut ein. Sie wollten ein Gen korrigieren, das für eine Blutkrankheit verantwortlich ist. Das ist weit schwieriger als gedacht. Denn anschließend wies nur ein Bruchteil der Embryonen das veränderte genetische Material auf. Noch bedenklicher seien unbeabsichtigte Mutationen am Erbgut gewesen, so die Wissenschaftler.
    Nach Angaben des Fachblatts "Nature" arbeiten vier weitere Forschungsteams in China an ähnlichen Experimenten. Befürworter hoffen, die Forschung könne eines Tages einen Beitrag zur Beseitigung von Erbkrankheiten liefern. Weltweit stößt das Vorgehen aber auf ethische Bedenken wegen der unvorhersehbaren Folgen.
    Bei lebensfähigen Embryonen würden Eingriffe in die Keimbahn später an die Nachkommen vererbt. Die Allianz für Regenerative Medizin in Washington forderte daher ein weltweites Moratorium für die umstrittenen Experimente.
    Zunächst müsse eine Diskussion über die ethischen und rechtlichen Aspekte geführt werden, hieß es. Wissenschaftler in China verteidigten jedoch die jüngste Studie als ethisch unbedenklich.