Li Hongpeng ist vom Konzept der Elektromobilität wirklich überzeugt. Das merkt man auch daran, dass der Ko-Gründer und Vizechef von Raja privat eine brandneue Tesla-Limousine fährt.
Während der Fahrt zum Raja-Werk am Rand von Chengdu geht es vorbei an den Fabriken diverser großer Auto-Konzerne. Unter anderem Toyota, Volkswagen, Citroën und die chinesischen Hersteller Dongfeng und Geely produzieren hier, erzählt Li.
Produktion von E-Autos läuft leise und unauffällig ab
Elektro-Autos und -Laster funktionieren nicht nur anders, erklärt Li, sie werden auch anders gebaut. Deswegen sehe es bei ihm im Werk auch anders aus als in den Fabriken normaler Hersteller.
Und tatsächlich: Die Produktion in der riesigen Fabrik-Halle läuft erstaunlich leise und unauffällig ab. Geschweißt und großartig gehämmert wird hier nicht. Stattdessen werden die Raja-Kleinlaster nach einem relativ einfachen Baukastenprinzip zusammengesetzt. Raja kauft bei traditionellen chinesischen Lkw-Herstellern quasi halb fertige Laster-Rohlinge, also die Karosserie und die Ausstattung. Hier in der Halle wird ihnen ein Akku-Paket und ein Elektromotor eingepflanzt.
E-Lastwagen sind kostengünstig, weil Strom in China wenig kostet
"Zu unseren Kunden gehören rund 100 Logistik-Firmen im Raum Chengdu. 90 Prozent der Speditionen hier sind kleine, mittelständische Firmen mit oft weniger als 10 Lastwagen. Auf die konzentrieren wir uns zu Beginn," sagt Li. Die größeren seien später dran.
Vor allem dank diverser staatlicher Subventionen können Käufer eines Raja-Elektrolasters mehr als 20.000 Euro sparen, rechnet der Firmenmanager vor. Weil Strom in China billig ist, kostet auch der Betrieb viel weniger als der herkömmlicher Lastwagen. Dass der Strom in China häufig in dreckigen Kohlekraftwerken erzeugt wird und das die Umweltbilanz wieder verschlechtert, ist eine andere Frage.
Direkt neben der Fabrik-Halle fahren fertig montierte Elektro-Laster auf einer kleinen Teststrecke im Kreis. Man hört sie fast nicht. Raja-Gründer Li ist überzeugt: Mehr und mehr Lokalverwaltungen werden ihre Stadtzentren für dreckige und laute Diesel-Laster sperren.
Anstelle von Pkw geht es in China um die Produktion von E-Lkw
"In Deutschland konzentriert man sich im Bereich Elektromobilität auf Pkw. Nicht so sehr auf Liefer- und Kastenwagen," wundert sich der Raja-Manager. "In München habe ich eine Fachmesse für Elektroautos besucht. Dort habe ich nur zwei Nutzfahrzeuge gesehen."
Tatsächlich sind schon heute in vielen chinesischen Städten Elektro-Busse und -Lieferwagen unterwegs. Das reduziert den Lärm und den smog-geplagten Anwohnern werden zumindest ein paar Dieselabgase erspart.
Nach Europa expandieren will Raja vorerst nicht. Im Gegenteil.
"Allein hier in Chengdu sind noch 180.000 herkömmliche Kleinlaster unterwegs. In der gesamten Provinz Sichuan sind es mehr als eine halbe Million. In ganz China fahren noch 21 Millionen Kleinlaster herum. Das ist der Grund, warum wir sagen: Chengdu ist für uns als Markt erst mal groß genug."