
Merkel wies Vorwürfe, sie habe die Geheimdiensterkenntnisse gegenüber der deutschen Öffentlichkeit vertuscht, ausdrücklich zurück. Eine Sprecherin Merkels sagte dem "Tagesspiegel" weiter, die Altkanzlerin sehe sich überdies außerstande, sich zur Sache zu äußern. Die Sprecherin verwies an das Bundeskanzleramt. Dort lägen die amtlichen Unterlagen aus Merkels Regierungszeit. Den Auftrag, die Herkunft des neuartigen SARS-CoV-2-Virus zu untersuchen, hatte den Berichten zufolge das Kanzleramt erteilt.
Spahn sieht Folgen für Außenpolitik
Der damalige Bundesgesundheitsminister Spahn wusste nach eigener Aussage nichts von dem Geheimdienstbericht. Den Sendern RTL und ntv sagte Spahn, die Debatte um die so genannte Laborthese habe es aber bereits vor fünf Jahren gegeben. Ein früherer Befund über den Virusursprung hätte auch keinen Einfluss auf die Corona-Maßnahmen in Deutschland gehabt. Folgen sieht Spahn nur für Schutzmaßnahmen in Labors und für die Außenpolitik.
China spricht von politischem Manöver
China bezeichnete die Berichte als politische Manöver. Eine Außenamtssprecherin erklärte darüber hinaus in Peking, WHO-Experten hätten in Wuhan mit Forschern relevanter Laboratorien gesprochen und seien zu dem Schluss gelangt, dass ein Durchsickern des Virus von dort höchst unwahrscheinlich sei. Allerdings betont die WHO seit Jahren, dass alle Hypothesen zum Ursprung des Virus Sars-Covid-2 weiter auf dem Tisch lägen.
Medienberichte: BND hielt Laborunfall für wahrscheinlichste Ursache
Einem Bericht von "Süddeutscher Zeitung" und "Zeit" zufolge soll der Bundesnachrichtendienst im Jahr 2020 das Szenario eines Laborunfalls zu 80 bis 95 Prozent für wahrscheinlich gehalten haben. Der BND stützte sich demnach auf auf eine Auswertung öffentlicher Daten und auf Material, das im Rahmen einer nachrichtendienstlichen Operation beschafft worden sei.
Dabei handele es sich unter anderem um wissenschaftliche Daten aus dem "Wuhan Institut für Virologie", einer der führenden chinesischen Einrichtungen für Viren-Forschung. Neben Hinweisen auf riskante Experimente, bei denen in der Natur vorkommende Viren künstlich verändert wurden, soll das Material auch zahlreiche Verstöße gegen Vorschriften für die Labor-Sicherheit nachweisen.
Wissenschaftsredakteurin Kühn: Diskussion ist wieder offen
DLF-Wissenschaftsredakteurin Kathrin Kühn sagte im Deutschlandfunk, die Diskussion um den Ursprung des Corona-Virus seit jetzt wieder ziemlich offen. Um den Ursprung von Sars-CoV-2 sicher zu bestimmen, müsste man zum Beispiel frühe Nachweise aus Wuhan haben, also etwa Proben von frühen Patienten des Krankenhauses in der Stadt. Dann könne man schauen, ob die Patienten eine Verbindung zum Corona-Labor hatten. Diese Daten gebe es aber nicht.
Diese Nachricht wurde am 13.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.