Chinas staatlicher Auslandssender leistet sich vier große Büros in Afrika, darunter eines in Südafrikas Wirtschaftsmetropole Johannesburg. Dazu kommen ein Radiosender, eine Nachrichtenagentur und Zeitungen.
Seit einem Jahrzehnt baut China seine Medienpräsenz am Kap massiv aus. Bislang allerdings mit eher überschaubarem Erfolg, sagt Professor Herman Wasserman, Medienwissenschaftler an der Universität von Kapstadt: "In afrikanischen Ländern, in denen einheimische Medien schwach sind oder kontrolliert werden, haben chinesische Medien größere Erfolgsaussichten. Aber hier in Südafrika, wo die Pressefreiheit gefestigt ist, tun sie sich schwerer. Chinesische Medien müssen sich in unserer vielfältigen und lebhaften Medienlandschaft behaupten. Viele Südafrikaner kennen sie nicht einmal oder interessieren sich nicht dafür. Der Konsum chinesischer Medien ist also nicht besonders hoch."
Mit "Africa Live", dem täglichen Nachrichtenmagazin, buhlt der chinesische Sender um neue Zuschauer. "Eure Geschichten sind uns wichtig. Findet Eure Stimme", heißt es darin.
Einfluss auf Berichterstattung
"Es ist der Versuch einer neuen Art der Berichterstattung über Afrika. Besonders im Vergleich mit westlichen Medien, die lange ein sehr stereotypes und pessimistisches Bild des Kontinents gezeichnet haben. China setzt stärker auf positive Geschichten. Unsere Umfragen haben ergeben, dass das trotz aller Skepsis vom Publikum begrüßt wird. Aus diesem Unterschied könnten die chinesischen Medien Kapital schlagen. Aber bisher ist ihnen das noch nicht wirklich gelungen."
Chinas Einfluss wächst trotzdem: In Südafrika hält ein chinesisches Konsortium 20 Prozent der zweitgrößten Zeitungsgruppe Independent Media. Dementsprechend sorgte es für Aufsehen, als eine chinakritische Online-Kolumne gelöscht und die Zusammenarbeit mit dem Kolumnisten eingestellt wurde. Der schrieb daraufhin, China kaufe das Schweigen afrikanischer Medien. Doch Professor Wasserman bezweifelt eine direkte Zensur.
"Es würde mich sehr überraschen, wenn hier jemand zum Telefonhörer gegriffen und gefordert hätte: Feuert euren Journalisten. Ich denke, dass das eher ein Fall der Selbstzensur war, mit der man Kritik vorbeugen wollte, zusammen mit anderen Faktoren, als eine direkte Einflussnahme Chinas."
Bewusstsein über Chinas Einfluss
Im jüngsten Bericht von "Reporter ohne Grenzen" wird dieser Fall als Beispiel für Chinas wachsende mediale Macht genannt. Afrika sei zu einem Labor für Chinas weltweite Medienstrategie geworden, heißt es.
"Diese Wortwahl suggeriert, dass Afrikaner sich passiv verhalten", kritisiert der Medienwissenschaftler. "Aber das stimmt so nicht: Südafrikanische Journalisten sehen chinesische Medien sehr skeptisch. Ebenso kritisch sind die Medienkonsumenten. Sie sind sich des Einflusses Pekings bewusst. Es ist also problematisch, Afrikaner als unschuldige Opfer chinesischer Propaganda darzustellen."
Tatsächlich berichten südafrikanische Medien durchaus kritisch über den wachsenden Einfluss Chinas auf dem Kontinent – als mächtiger Handelspartner und Kreditgeber, mit den Zügen einer neuen Kolonialmacht. Initiativen, wie das "China-Africa Reporting Project" der Johannesburger Witwatersrand Universität setzen dennoch allerdings auf Dialog statt Konfrontation.
Wachsamkeit bleibt angebracht
"Wir arbeiten sowohl mit Journalisten staatlicher als auch privater Medien zusammen", betont Projektkoordinator Bob Wekesa in einem Podcast. "Dadurch erfahren wir, wie und unter welchem Blickwinkel sie arbeiten. Das würde nicht gelingen, wenn wir die Kollegen staatlicher chinesischer Medien ausschließen würden."
Wer weiß, wie die andere Seite vorgeht, kann auch gegensteuern, so der Tenor. Die Medienwissenschaftler haben keine Angst vor einer chinesischen Medien-Hegemonie, die die hart erkämpfte Pressefreiheit in Südafrika gefährdet. Wachsamkeit bleibt jedoch angebracht.