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Chinas Reaktion auf Trump
Auffallend entspannt und zurückhaltend

Nimmt man die Wahlkampfaussagen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, dann stehen die amerikanisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen vor schwierige Zeiten. Wenn es in Peking so etwas wie eine Angst vor Strafzöllen und einem Handelskrieg gibt, dann sagt das dort niemand. China reagiert betont gelassen auf das Wahlergebnis in den USA.

Von Steffen Wurzel |
    In einem Hafen im Osten Chinas werden Container verladen.
    Noch läuft der Handel Chinas mit den USA. Aber was wird, wenn Trump an der Macht ist? (afp / STR)
    Die chinesische Wirtschaft gibt sich nach dem Wahlsieg Trumps auf den ersten Blick gelassen. Die Börsenkurse in Shanghai, Hongkong und Shenzhen sind heute durchweg gestiegen.
    Mittel- und langfristig aber fürchten Experten eine möglicherweise chinafeindliche Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Im Wahlkampf hatte er gedroht, chinesische Waren mit Schutzzöllen zu belegen. Auf diese Art könnten chinesische Importe in den USA um 45 Prozent teurer werden. Nach Trumps Logik würden US-Produkte so wettbewerbsfähiger auf dem heimischen Markt.
    "Er sagt, dass er Jobs in die USA zurückbringen will, die von China gestohlen wurden", analysiert Ye Yu vom regierungsnahen Institut für internationale Studien in Shanghai. "Das ist reine Politik, keine Wirtschaft. Selbst wenn China nichts mehr nach Amerika exportieren würde, könnten die Waren gar nicht alle in den USA selbst produziert werden. Die US-Industrie ist gar nicht dafür aufgestellt."
    Ein Handelskrieg wäre nicht sinnvoll
    Statt aus China kämen die Produkte dann eben aus anderen Ländern, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin. Außerdem sei Trump Geschäftsmann, letztlich werde er das tun, was wirtschaftlich am sinnvollsten sei, und das sei eben kein Handelskrieg.
    "Wirtschaftliche Spannungen, die wir wohl erleben werden mit den USA unter Trump, drehen sich um etwas anderes: um Unternehmensübernahmen in den USA durch Chinesen. Investments und Übernahmen durch chinesische Staatskonzerne in den USA werden künftig schärfer kontrolliert werden. Unter anderem im Hightech-Sektor."
    Tatsächlich hat Donald Trump im Wahlkampf mehrfach gesagt, dass er keinen Ausverkauf heimischer Technologie an China will. Andererseits will er anders herum auch verhindern, dass zum Beispiel Boeing eine Flugzeugfabrik in China baut, das sagte er zumindest im Wahlkampf.
    Nach der Wahl sieht das ganz anders aus
    Auch wenn in China im Gegensatz zu westlichen Demokratien nie gewählt wird, weiß man auch hier über die Prinzipien und Abläufe von Wahlkämpfen Bescheid und könne das entsprechend einordnen, sagt Ye Ya.
    "US-Präsidentschaftskandidaten suchen sich für den Wahlkampf bewusst spektakuläre Themen und Aussagen. Das ist doch normal. Nach der Wahl sieht das dann oft ganz anders aus. Wir glauben, dass es bei Trump sehr wahrscheinlich genauso laufen wird und er sich nach Amtsantritt anders benehmen wird."
    Aussagen wie diese zeigen: China setzt in Sachen Trump bewusst aufs Runterspielen möglicher Gefahren. Stabilität und Berechenbarkeit gehören zu den wichtigsten Zielen der chinesischen Politik. Und entsprechend gibt man sich in Peking auffällig entspannt und zurückhaltend, auch wenn es hinter den Kulissen vermutlich sehr wohl hektische Krisengespräche gibt. Das chinesische Staatsfernsehen spielt den Wahlsieg Trumps demonstrativ runter und widmet sich einem völlig anderen Thema: Chinas Erfolgen in der Raumfahrt. So wurde heute den ganzen Tag über in Dauerschleife Chinas Staatschef Xi Jinping gezeigt, wie er von Peking aus mit den Astronauten in der neuen Weltraumstation "Tiangong" telefoniert. Das ist Chinas Staatsmedien dann doch deutlich wichtiger als ein gewisser Donald Trump.