Von den einen wird sie heiß ersehnt, die anderen halten die 2,5 Kilometer lange mehrspurige Pelješac-Brücke für völlig überflüssig. Eines ist sie auf jeden Fall: teuer. Dubrovniks Bürgermeister Mato Frankovic fiebert der Fertigstellung schon entgegen. "Sie ist sehr wichtig für die Region um Dubrovnik, denn es ist Stress, wenn man nach Split oder Zagreb fahren muss. Bislang muss man durch Bosnien fahren, also die Grenze überqueren, wo man manchmal zwei Stunden wartet. Man kann nichts planen."
Gebaut wird die Brücke von einer chinesischen Firma, aber die EU zahlt den Löwenanteil: Von gut einer halben Milliarde Euro kommen fast 360 Millionen Euro aus Brüssel. Europäische Strukturfördermittel, damit bosnisches Staatsgebiet umgangen werden kann, das doch in nicht so ferner Zeit zur EU gehören soll. Denn Bosnien-Herzegowina gehört zu den sechs Ländern des Westbalkans, denen die Europäische Union eine Beitrittsperspektive eröffnet hat.
Antikorruptionspartei: "Völlig überflüssige Investition"
Für Pero Mrnarević von der Antikorruptionspartei "Start" ist die Brücke deswegen eine völlig überflüssige Investition.
"Es wäre klug gewesen, mit Bosnien-Herzegowina eine Verabredung über einen Korridor zu treffen, so wie der zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin durch die DDR. Aber die politischen Kräfte wollen sich seit Jahrzehnten schon ein Denkmal mit einer solchen Brücke setzen - und damit ganz nebenbei auch noch Geld waschen."
Der Balkan gehört zu Pekings Seidenstraßenprojekt. Der Besuch des chinesische Ministerpräsidenten Li Keqiang, der mit einer großen Wirtschaftsdelegation vor kurzem zum Business Forum nach Dubrovnik kam, entfachte erstmals eine Diskussion in Kroatien. Der Politologe Dejan Jovic beobachtet ein Umdenken.
"Kroatien war während des Kalten Krieges skeptisch gegenüber östlichen Partnern wie Russland oder China. Wir gehörten zum Westen, wollten nie zu viel aus dem Osten bei uns haben. Es gibt keine Russland-Phobie, aber doch Skepsis."
Bislang Industrieansiedlungen an Kroatiens Küste verhindert
Die Region an der Adria blieb von großen Industrieansiedlungen verschont, was der Natur gut bekam. Noch heute schlagen die Kroaten selbst millionenschwere Investitionen aus, wenn sie an der Küste platziert werden sollen, denn die hüten sie wie ihren Augapfel.
"China hat verschiedene Anläufe unternommen, stieß aber immer auf Hindernisse. Gar nicht immer auf Regierungsebene, viel öfter in den Kommunen selbst. Wenn es zum Beispiel um die Umwandlung von Tourismusgebieten in Energiestandorte ging."
Auch Angebote von US-amerikanischen Unternehmen, Flüssiggasterminals in der Nordadria zu errichten, in Rijeka oder Krk, wurden ausgeschlagen. Denn das hätte bedeutet, Rijeka in einen Industriestandort zu verwandeln und den Tourismus zu beenden.