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Chinas Wirtschaft 2017
Wirtschaften wie ein Vogel im Käfig

Währungskurse, Wachstumsraten und Reformstau werden 2017 die Themen sein, wenn es um die chinesische Wirtschaft geht. Ein großes Problem für ausländische Firmen: Das Land schottet seine Märkte tendenziell weiter ab - der Handlungsspielraum sinkt.

Von Steffen Wurzel |
    Verkehr und volle Straßen in Shanghai
    Verkehr in Shanghai: Die Wirtschaft wird wohl in China 2017 weiter wachsen, wenn auch nicht mehr so stark. (picture alliance / dpa / Yu Shenli)
    Kurz vor Jahresende haut der Deutsche Botschafter in Peking noch mal ordentlich auf den Putz. Chinas versprochener Wirtschaftsreformkurs verliere an Schwung, das Land schotte seine Märkte tendenziell weiter ab und die Art und Weise, wie die Regierung in Peking neue Handelsregeln kommuniziere sei häufig nicht sehr transparent, beklagt sich Botschafter Michael Clauss in der Tageszeitung "South China Morning Post" vor einigen Tagen.
    Mit diesen drei Punkten fasse der deutsche Diplomat die Hauptsorgen der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr zusammen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Vor dem Mikrofon will das kaum jemand sagen, im Gegenteil. Die deutsche Auslandshandelskammer zum Beispiel verbreitete noch vor rund vier Wochen gute Stimmung – die Mehrheit der deutschen Firmen in China blicke optimistisch ins neue Jahr. Ein Widerspruch, der zum zu Ende gehenden Jahr dazu gehört.
    Fakt ist: Der Spielraum für ausländische Firmen in China ist 2016 deutlich enger geworden. Und 2017 dürfte sich dieser Trend fortsetzen, sagt der als kritischer Geist bekannte Hongkonger Analyst Andy Xie. Er vergleicht die Situation der Firmen in China mit einem Vogel im Käfig:
    "Innerhalb des Käfigs bist du so frei, wie du willst. Wie groß der Käfig aber ist, bestimme ich. Wenn es mir recht ist, lasse ich ihn größer werden. Wenn ich mich damit unwohl fühle, verkleinere ich den Käfig wieder. Chinas Marktwirtschaft ist niemals ganz offen. Überall gibt es Grenzen."
    Reformtempo wird sich verlangsamen
    Das Reformtempo wird sich 2017 weiter verlangsamen, sagt Andy Xie voraus. Und diese Prognose deckt sich mit offiziellen Verlautbarungen, die die Staatsführung kurz vor Weihnachten verkündet hat. Verklausuliert heißt es dort, die Prioritäten fürs nächste Jahr seien Stabilität und die Verhinderung von Finanzrisiken. Was nichts anderes bedeuten dürfte als: Mutige Reformschritte wird es 2017 nicht geben.
    Weltweit wird man auch im neuen Jahr wieder auf die chinesischen Wachstumsstatistiken blicken. Angepeilt wird eine Rate von 6,5 Prozent, so niedrig also wie seit mehr als 25 Jahren nicht. Überraschungen sind hier nicht zu erwarten.
    Zweitens wird man 2017 auf den Wechselkurs des chinesischen Yuan und auf die Währungsreserven der Zentralbank blicken. Um beide steht es seit einigen Monaten nicht sehr gut.
    Chinesen selbst sind sehr optimistisch
    All das klingt eher pessimistisch, es ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn innerhalb des bevölkerungsreichsten Landes der Welt herrscht großer Optimismus. Auch, wenn sich die Situation in Sachen Bürger- und Freiheitsrechte in China 2016 nach westlichen Standards weiter verschlechtert hat: Rund 90 Prozent der Chinesen sind der Meinung, unser Land ist auf dem richtigen Weg.
    So steht es in einer Studie des britischen Marktforschungsinstituts Ipsos-Mori. Damit liegt China an der Spitze der Staaten, wenn es um die Zufriedenheit der eigenen Bevölkerung geht. Zum Vergleich: In den USA und in Japan sind nur rund 40 Prozent zufrieden, in Deutschland gut 30 und in Frankreich weniger als 20 Prozent. Der Grund, sagt die Shanghaier Wirtschaftsanalystin Ye Tan:
    "Seit den 1980er-Jahren haben alle in China die Möglichkeit, durch Arbeit Geld zu verdienen. Wirtschaftskrisen hat es seit dem keine gegeben. Es gibt also quasi keine Altersgruppe in China, die sich an irgendwelche Krisen oder sonstige schlechte wirtschaftliche Situation erinnert. Das ist der Grund für den allgemeinen optimistischen Ausblick."